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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gebeten, die an der Rezeption saß.
    »Selbstverständlich, Sir. Wen darf ich anmelden?«
    Als er geantwortet hatte »Tommy«, hatte sich ihr Gesichtsausdruck kaum merklich verändert. Womöglich, dachte Lynley, wurde das Crow & Eagle ja von den Angehörigen des Landadels als Stundenhotel genutzt. Hastig fügte er hinzu: »Sie hat mich gebeten, sie mit nach London zu nehmen.« Kaum hatte er das ausgesprochen, ärgerte er sich über sich selbst. Entnervt trat er an den Ständer mit Broschüren über die touristischen Ausflugsmöglichkeiten in Cumbria und tat so, als würde er sie studieren.
    Nach einer Weile räusperte sich die junge Frau an der Rezeption und sagte: »Es meldet sich niemand, Sir. Vielleicht sitzt sie ja noch im Speiseraum.«
    Aber dort war sie nicht. Und auch nicht in der Bar. Irgendwo in der Nähe musste sie jedoch sein, schließlich stand ihr Mietwagen auf dem Hotelparkplatz. Lynley setzte sich an einen Tisch im Speisesaal und wartete. Auf der anderen Straßenseite befand sich eine Bank, im Ort gab es einen Marktplatz, eine alte Kirche mit einem hübschen Friedhof … Vielleicht hatte sie noch einen kleinen Spaziergang gemacht vor der langen Fahrt.
    Erst nachdem er eine Weile gewartet hatte, fiel ihm auf, dass Deborah offenbar noch gar nicht aus dem Hotel ausgecheckt hatte, denn sonst hätte die Frau an der Rezeption nicht in ihrem Zimmer angerufen. Ihn packte die Wut.
    Er rief sie auf dem Handy an. Natürlich bekam er nur ihre Mailbox. »Dir ist bestimmt klar, dass ich einigermaßen sauer bin. Wir hatten eine Verabredung. Wo zum Teufel steckst du?« Mehr sagte er nicht. Er kannte Deborah. Wenn sie sich einmal in etwas verrannt hatte, dann hatte es keinen Zweck, sie eines Besseren belehren zu wollen.
    Als kurz vor der Abfahrt auf die M56 sein Handy klingelte, dachte er zuerst, es sei Deborah, die anrief, um sich bei ihm zu entschuldigen. Ohne auf das Display zu sehen, nahm er das Gespräch entgegen und bellte: »Ja?«
    »Äh, ja«, sagte Sergeant Havers. »Ihnen auch einen schönen guten Tag. Schlecht geschlafen?«
    »Sorry«, sagte er. »Ich bin auf der Autobahn.«
    »Unterwegs nach …?«
    »Nach Hause, wohin sonst?«
    »Keine gute Idee, Sir.«
    »Wieso? Was ist los?«
    »Rufen Sie mich an, sobald Sie auf einen Rastplatz gefahren sind. Ich möchte nicht, dass Sie Ihren teuren Schlitten zu Schrott fahren. Den Bentley hab ich ja schon auf dem Gewissen.«
    Eine Viertelstunde später hielt Lynley vor einer schmuddeligen Raststätte. Er holte sich einen Kaffee, setzte sich damit an einen Tisch und rief Barbara an.
    »Ich hoffe, Sie sitzen gut«, sagte sie, als sie das Gespräch entgegennahm.
    »Ich saß auch schon gut, als Sie mich angerufen haben«, antwortete er.
    »Okay, okay.« Sie berichtete ihm, wie sie es geschafft hatte, Isabelle Ardery aus dem Weg zu gehen und ihre Internetrecherchen durchzuführen, die ihr immer mehr Spaß machten. Sie erzählte ihm von einer Studentin aus Barcelona, von ihrem Nachbarn Taymullah Azhar, den Lynley flüchtig kannte, der Kleinstadt Santa María de la Cruz, de los Ángeles y de los Santos und den fünf Söhnen des Bürgermeisters jenes Kaffs. Die Pointe bewahrte sie sich bis zu Schluss auf: »Langer Rede kurzer Sinn: Es gibt keine Alatea Vasquez del Torres. Oder besser gesagt: Es gibt sie, und es gibt sie auch wieder nicht.«
    »Hatten Sie nicht bereits festgestellt, dass Alatea wahrscheinlich aus einem anderen Zweig der Familie stammt?«
    »Um mit einem meiner Lieblingssongs zu antworten, Sir: That was yesterday and yesterday’s gone.«
    »Und das bedeutet?«
    »Das bedeutet, Alatea gehört zu diesem Familienzweig, aber sie ist nicht Alatea.«
    »Sondern?«
    »Santiago.«
    Lynley versuchte, diese Information zu verdauen. In seiner Nähe war eine Putzfrau dabei, den Boden zu schrubben. Sie warf ihm bedeutungsvolle Blicke zu, anscheinend in der Hoffnung, dass er sich einen anderen Platz suchte, so dass sie unter seinem Tisch wischen konnte. Schließlich fragte er: »Wie meinen Sie das, Barbara?«
    »Ich meine genau das, was ich gesagt habe, Sir. Alatea ist Santiago. Santiago ist Alatea. Entweder das, oder die beiden sind eineiige Zwillinge, und wenn ich im Bio-Unterricht nicht gepennt hab, dann gibt es nur gleichgeschlechtliche eineiige Zwillinge.«
    »Das heißt also … Was?«
    »Crossdressing, Sir. Transsexualität. So was hält man doch lieber vor der Familie geheim, oder?«
    »Ja, wahrscheinlich. Unter gewissen Umständen. Aber diese Umstände

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