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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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das gehört meiner Mutter. Wenn es zu einer Scheidung käme, würde er zwar nicht in die Röhre kucken, aber er würde auch nicht gerade in Geld schwimmen. Natürlich hat er immer über Geld verfügt, und vielleicht weiß Vivienne ja gar nicht, dass es eigentlich meiner Mutter …«
    »Wahrscheinlich hat sie gar nicht an Geld gedacht, als sie sich auf deinen Vater eingelassen hat«, fiel Freddie ihr ins Wort. »Er wird sie mit seinem selbstsicheren Auftreten beeindruckt haben. Das gefällt Frauen bei Männern, und dein Vater hat immer vor Selbstbewusstsein gestrotzt. Ich nehme an, dass sich auch deine Mutter deswegen zu ihm hingezogen gefühlt hat.«
    Manette schaute ihn an. Er beobachtete immer noch die Schafe vor ihnen auf der Straße, aber seine Ohren verrieten ihn. Sie sagte: »Und?«
    »Und was?«
    »Das mit dem selbstsicheren Auftreten.«
    »Ach so. Ja, also … Das habe ich immer an deinem Vater bewundert. Und ehrlich gesagt, hab ich mir immer gewünscht, ich könnte mir bei ihm eine Scheibe abschneiden.« Seine Ohren wurden noch tiefer rot.
    »Du? Soll das heißen, dir mangelt es an Selbstbewusstsein? Wie kannst du denn so etwas sagen? Man braucht sich ja nur anzusehen, wie viele Frauen sich in letzter Zeit darum reißen, mit dir ins Bett zu gehen.«
    »Ach, so was ist ein Kinderspiel, Manette. Das ist der Fortpflanzungstrieb. Frauen begehren einen Mann, ohne dass sie wissen, warum. Er muss es nur bringen. Und wenn ein Mann es nicht bringt, wenn eine Frau ihm die Hose runterzieht, um sich von ihm vögeln zu lassen …«
    »Freddie McGhie!« Manette musste unwillkürlich lachen.
    »Aber so ist es, meine Liebe. Die Spezies stirbt aus, wenn der Mann keinen hochkriegt, sobald eine Frau ihn anmacht, so einfach ist das. Reine Biologie. Einen hochzukriegen ist Routine. Die Technik selbst natürlich nicht, aber gute Techniken kann sich jeder aneignen.« Die Schafherde vor ihnen hatte die nächste Weide erreicht. Das Gattertor in der Feldsteinmauer stand weit offen, der Collie bugsierte seine Schützlinge hindurch, und Freddie legte den Gang ein. »Sagen wir also, dein Vater hat eine gute Technik entwickelt, aber zuerst musste er die Frauen natürlich auf sich aufmerksam machen, und das hat er mit seiner Selbstsicherheit getan. Er verfügt über die Art Selbstsicherheit, die einen glauben lässt, man könnte alles erreichen. Und er glaubt nicht nur daran, er beweist es auch noch.«
    Manette verstand, was Freddie meinte, vor allem in Bezug auf die Ehe ihrer Eltern. Seit sie denken konnte, erzählte man sich in ihrer Familie, wie die beiden sich kennengelernt hatten, wie der Fünfzehnjährige auf die achtzehnjährige Valerie Fairclough zugegangen war und ihr seine Absichten erklärt hatte. Seine Dreistigkeit hatte Valerie beeindruckt, vor allem in einer Welt, in der seinesgleichen sich in der Regel damit begnügte, einen Kratzfuß zu machen. Diese Faszination war alles, was Bernie Dexter gebraucht hatte. Der Rest war Geschichte.
    »Aber Freddie, du kannst doch auch alles erreichen, was du willst. Glaubst du das nicht von dir selbst?«
    Er lächelte sie zweifelnd an. »Tja, dich konnte ich jedenfalls nicht halten. Und wie Mignon gestern gesagt hat: Ich hab immer gewusst, dass du eigentlich Ian haben wolltest. Vielleicht war das überhaupt unser Problem.«
    »Nein, was für ein Unsinn«, widersprach Manette. »Als ich siebzehn war, habe ich für Ian geschwärmt, das ist richtig. Aber als ich erwachsen wurde, wollte ich nur dich.«
    »Ah«, sagte er und schwieg.
    Sie schwieg ebenfalls, obwohl sie spürte, wie sich ein Unbehagen zwischen ihnen ausbreitete, eine Spannung, die vorher nicht da gewesen war. Den Rest der Fahrt über sagte keiner etwas.
    Als sie in Bryanbarrow eintrafen und vor dem alten Herrenhaus parkten, sahen sie, dass vor dem Haus, in dem George Cowley und sein Sohn Daniel wohnten, ein Umzugswagen stand. George Cowley hatte sie bemerkt und kam zu ihnen herüber, als sie aus dem Wagen stiegen. »Jetzt kriegt er also, was er von Anfang an wollte«, sagte er und spuckte auf den Weg, der an Gracies Trampolin vorbei zur Haustür führte. »Der wird sich noch wundern, wenn er erst mal merkt, dass die Farm keinen Penny abwirft.«
    »Wie bitte?«, fragte Freddie. Er kannte George Cowley nicht. Manette kannte ihn zwar vom Sehen, hatte aber noch nie mit ihm gesprochen.
    »Er hat ganz große Pläne«, sagte Cowley. »Wir räumen das Feld, Dan und ich. Die Schafe nehmen wir mit, soll er sehen, wie er zurechtkommt. Es

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