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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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…«
    »Sir«, fiel Barbara ihm ins Wort. »Santiagos Spur verliert sich, als er ungefähr fünfzehn ist. Ich schätze, in dem Alter hat er angefangen, als Alatea aufzutreten. Um dieselbe Zeit ist er von zu Hause abgehauen. Das habe ich unter anderem in einem Telefongespräch mit der Familie erfahren.«
    Sie berichtete ihm, was die spanische Studentin ihr nach dem Gespräch mit Argentinien erklärt hatte: Die Familie wolle, dass Alatea nach Hause komme, ihr Vater und ihre Brüder würden sie jetzt verstehen, Carlos, der Priester, habe die Familie zur Einsicht gebracht, alle beteten für Alateas Rückkehr in den Schoß der Familie, die Angehörigen seien seit Jahren auf der Suche nach ihr, sie solle nicht länger vor ihnen weglaufen, ihr Verschwinden habe Elena María das Herz gebrochen …
    »Wer ist Elena María?« Lynley schwirrte der Kopf.
    »Eine Kusine«, sagte Barbara. »Ich schätze, Santiago hat die Mücke gemacht, weil er sich gern als Frau verkleidete, wovon sein Vater und seine Brüder wahrscheinlich nicht besonders begeistert waren. Latinos, Sie wissen schon. Macho, und so weiter. Irgendwann jedenfalls ist er Raul Montenegro über den Weg gelaufen …«
    »Wer zum Teufel …«
    »Ein reicher Typ aus Mexiko. Einer, der so viel Geld hat, dass er eine Konzerthalle bauen lassen und sie nach seiner Mutter benennen kann. Also, Santiago läuft Raul über den Weg, und Raul fährt auf ihn ab, denn der Typ ist vom anderen Ufer, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und er steht vor allem auf möglichst junge Knaben, wenn man den Fotos glauben darf, die ich gefunden hab. Jedenfalls waren unsere zwei Hübschen im siebten Himmel. Auf der einen Seite Santiago mit seiner Vorliebe für Frauenkleider und auf der anderen Raul, der stockschwul ist, das aber nicht gern an die große Glocke hängen will. Raul tut sich also mit Santiago zusammen, der aussieht wie ein zum Anbeißen hübsches junges Mädchen, mit dem er sich sogar in der Öffentlichkeit blicken lassen kann. Und die beiden bleiben zusammen, bis sich was Besseres findet.«
    »Und was sollte das sein?«
    »Nicholas Fairclough, würd ich mal vermuten.«
    Lynley schüttelte den Kopf. Das klang einfach allzu unglaublich. »Barbara, sagen Sie mal: Sind das alles Vermutungen, oder haben Sie irgendwelche Beweise für Ihre Behauptungen?«
    Sie ließ sich nicht beirren. »Sir«, sagte sie, »es passt alles zusammen. Santiagos Mutter wusste genau, von wem die Rede war, als Engracia angerufen und nach Alatea gefragt hat. Aber da sie nur Söhne hat, dachten wir, Alatea müsse eine Nichte von ihr sein. Bis ich mir Santiago genauer unter die Lupe genommen und mir dann noch mal die jüngsten Fotos von Alatea als Dessous-Model angesehen habe, und … Glauben Sie mir, Sir, sie ist Santiago. Er ist abgehauen, hat sich als Frau ausgegeben, und keiner hat’s gemerkt, und als er dann Raul Montenegro begegnet ist, war die Sache geritzt. Wahrscheinlich haben die beiden glücklich und zufrieden zusammengelebt, bis Nicholas Fairclough aufgekreuzt ist.«
    Lynley musste zugeben, dass das plausibel klang. Denn Nicholas Fairclough, ehemaliger Drogensüchtiger und Alkoholiker, würde seinen Eltern auf keinen Fall offenbaren, dass ein Mann sich als seine Frau ausgab, mit einer falschen Heiratsurkunde, dem einzigen Dokument, das der Person ein Aufenthaltsrecht im Land sicherte.
    »Könnte es sein, dass Ian Cresswell irgendwie dahintergekommen ist?«, überlegte Lynley laut.
    »Genau das hab ich mich auch gefragt«, sagte Barbara. »Wer, wenn nicht Ian Cresswell, wird auf den ersten Blick gesehen haben, wen er vor sich hatte?«
    MILNTHORPE – CUMBRIA
    Deborah fühlte sich elend, und das nicht erst, seitdem die Frau an der Rezeption im Crow & Eagle ihr Tommys Nachricht gegeben hatte. Denn alles, worum sie sich bemüht hatte, drohte in einem kompletten Chaos zu enden.
    Sie hatte versucht, den widerwärtigen Zed Benjamin davon zu überzeugen, dass das, was Lucy Keverne ihnen erzählt hatte, nicht für eine Story in der Source reichte. Da Zed sie, Deborah, immer noch für eine Polizistin von Scotland Yard hielt, hatte sie gehofft, dass er, als sie gesagt hatte »Tja, meine Arbeit hier ist damit beendet«, ebenfalls zu dem Schluss gelangen würde, dass in Cumbria für ihn nichts zu holen war. Wenn die angebliche Polizistin der Meinung war, dass sich niemand etwas hatte zuschulden kommen lassen, dann schien es doch nur logisch, dass es auch keine Story gab. Aber Zed Benjamin hatte das anders gesehen.

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