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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Loyalitätskonflikt akzeptiert, und sie war dankbar gewesen, als er ihr die Ausdrucke gezeigt hatte, die belegten, wohin das ganze Geld floss.
    Sein Tod hatte sie schrecklich getroffen. Obwohl es ein Unfall gewesen war, machte sie sich Vorwürfe, weil sie nicht mit genug Nachdruck auf die losen Steine im Steg hingewiesen hatte. Andererseits hatte sein Tod ihr den Vorwand geliefert, auf den sie so lange gewartet hatte. Die einzige Methode, Bernard zu bestrafen, bestand ihrer Meinung nach darin, ihn vor der ganzen Familie zu demütigen. Seine Kinder sollten erfahren, was für ein Mann ihr Vater war. Dann würden sie ihm sagen, er solle sich nach London zu seiner Mätresse und seinem Bastard scheren, und sich schützend um ihre Mutter scharen. Auf diese Weise würde Bernard für seine Sünden bezahlen. Denn die Kinder hatten Fairclough-Blut in den Adern, und sie würden die Obszönitäten ihres Vaters keine Sekunde lang dulden. Später, wenn eine angemessene Zeit verstrichen war, würde sie ihm verzeihen. Was blieb ihr auch anderes übrig nach zweiundvierzig Jahren Ehe?
    Sie trat ans Fenster ihres Zimmers, von dem aus man eine herrliche Aussicht auf den See hatte. Zum Glück, dachte sie, konnte sie von hier aus nicht den Fantasiegarten sehen, der jetzt wohl nicht mehr fertiggestellt würde. Sie betrachtete den See, in dessen spiegelglatter Oberfläche sich die Fichten am Ufer, die Felsen gegenüber Ireleth Hall und die dicken, weißen Kumuluswolken spiegelten, die wie immer nach einer stürmischen Nacht gemächlich über den Himmel zogen. Es war ein perfekter Herbsttag, sauber und frisch. Valerie hatte das Gefühl, nicht in diesen Tag hineinzupassen. Sie kam sich alt und verbraucht vor. Ihre Seele erschien ihr beschmutzt.
    Sie hörte, dass Bernard ins Zimmer kam, doch sie drehte sich nicht um. Sie hörte, wie er sich ihr näherte, und aus den Augenwinkeln sah sie, dass er ein Tablett mitgebracht hatte, das er auf dem kleinen Tisch zwischen den beiden Fenstern abstellte. Über dem Tisch hing ein großer Spiegel, und darin sah Valerie, dass Bernard ihr Tee, Toast und gekochte Eier gebracht hatte. Und sie sah das Gesicht ihres Mannes.
    Er war der Erste, der das Schweigen brach. »Ich habe es getan, weil ich es tun konnte. So ist mein ganzes Leben verlaufen. Ich schätze, es war wie eine Herausforderung. So wie damals, als ich dich erobert habe. So ähnlich wie die Herausforderung, mehr aus der Firma zu machen, als es dein Vater und dein Großvater vermocht hatten. Ich weiß nicht einmal, weshalb mir das Ganze so wichtig gewesen war, und das ist das Schlimmste, denn es lässt mich befürchten, dass ich es wieder tun würde.«
    »Was für ein tröstlicher Gedanke«, bemerkte sie sarkastisch.
    »Ich versuche, dir gegenüber ehrlich zu sein.«
    »Noch so ein tröstlicher Gedanke.«
    »Hör zu. Das Verteufelte ist, dass ich nicht behaupten kann, es hätte mir nichts bedeutet, denn das stimmt nicht. Ich weiß nur nicht genau, warum es mir so wichtig gewesen war.«
    »Sex«, sagte sie. »Männlichkeit, Bernard. Du wolltest dir beweisen, dass du doch nicht so ein kleiner Wicht bist.«
    »Das kränkt mich«, sagte er.
    »Das soll es auch.« Sie betrachtete wieder den See. Sie musste einige Dinge in Erfahrung bringen, ehe sie eine Entscheidung traf, also konnte sie das genauso gut jetzt gleich hinter sich bringen. »Hast du es eigentlich immer getan?«, fragte sie.
    Er besaß den Anstand, nicht zu fragen, was sie meinte. »Ja«, sagte er. »Na ja, nicht immer . Nur gelegentlich. Na ja, ziemlich häufig. Meistens, wenn ich geschäftlich unterwegs war. In Manchester zum Beispiel. Oder in Birmingham. In Edinburgh. In London. Aber vor Vivienne nie mit einer Angestellten. Und selbst bei ihr war es anfangs genauso wie bei den anderen. Weil ich es konnte . Aber mit der Zeit entwickelte sich mehr zwischen uns, und ich sah die Chance, zwei Leben zu führen.«
    »Ganz schön clever«, sagte sie.
    »Stimmt, ganz schön clever.«
    Sie schaute ihn an. Er war tatsächlich klein. Sie überragte ihn fast um Haupteslänge, und doch hatte sie ihn nie als klein empfunden. Aber er war es. Klein, ein bisschen feingliedrig, frech, mit einem kecken Grinsen … Gott, dachte sie, ihm fehlten nur noch ein Buckel, ein Wams und eine Strumpfhose. Sie hatte sich so leicht verführen lassen wie Lady Anne. »Warum, Bernard?«, fragte sie, und als seine Augen schmal wurden, fügte sie hinzu: »Warum zwei Leben? Für die meisten Menschen ist eins mehr als

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