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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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genug.«
    »Das weiß ich«, antwortete er. »Das ist der Fluch, mit dem ich lebe. Ein Leben war mir nie genug. Ein Leben hat mir einfach nicht … Ich weiß auch nicht.«
    Aber sie wusste es, und vielleicht hatte sie es von Anfang an gewusst. »Ein Leben hätte nicht gereicht, um dir zu beweisen, dass du mehr bist als Bernie Dexter aus der Blake Street in Barrow-in-Furness.«
    Er schwieg. Draußen ertönten Entenrufe, und Valerie wandte sich wieder dem Fenster zu. Etwa ein Dutzend Enten flogen in V-Formation in Richtung Fell Foot Park. Enten, die abhoben oder landeten, dachte sie, wirkten beinahe lächerlich, aber im Flug wirkten sie so elegant wie andere Vögel auch. Nur die Art, wie sie in die Luft gelangten, ließ sie tölpelhaft und schwerfällig erscheinen.
    »Ja«, sagte Bernard. »Ich glaube, da hast du recht. Die Blake Street war das Loch, aus dem ich gekrochen bin, aber die Wände waren glitschig. Eine falsche Bewegung, und ich wäre wieder zurück in das Loch gefallen.«
    Sie ging zu dem kleinen Tisch zwischen den Fenstern. Er hatte nur ein Gedeck auf das Tablett gestellt. Eine Tasse, eine Untertasse, zwei gekochte Eier, aber nur einen Eierbecher, Besteck für eine Person und eine weiße Serviette. Anscheinend war er sich seiner selbst doch nicht so sicher. Das stimmte Valerie schon etwas gnädiger.
    »Wer bist du?«, fragte sie ihn. »Und wer willst du sein?«
    Er seufzte. »Valerie, ich möchte dein Mann sein. Ich kann dir nicht versprechen, dass das – du und ich und alles, was wir uns aufgebaut haben – nicht in ein paar Monaten den Bach runtergeht. Aber ich möchte dein Mann sein.«
    »Und das ist alles, was du mir anzubieten hast? Nach fast dreiundvierzig Jahren?«
    »Das ist alles, was ich anzubieten habe.«
    »Warum in aller Welt sollte ich dieses Angebot annehmen? Dich als meinen Mann ohne irgendeine Dreingabe wie Ehrlichkeit, wie Treue, wie …« Sie zuckte die Achseln. »Ich weiß es selbst nicht mehr, Bernard.«
    »Was?«
    »Was ich von dir will. Ich weiß es nicht mehr.« Sie schenkte sich Tee ein. Er hatte Zitrone und Zucker mitgebracht, keine Milch, so wie sie ihren Tee immer trank. Er hatte Toast ohne Butter mitgebracht, so wie sie ihn immer aß. Er hatte Pfeffer mitgebracht, aber kein Salz, so wie sie ihr gekochtes Ei immer würzte.
    Er sagte: »Valerie, wir haben eine gemeinsame Geschichte. Ich habe dir und unseren Kindern ein großes Unrecht angetan, das weiß ich, und das weißt du. Weil ich Bernie Dexter aus der Blake Street bin. Mehr hatte ich dir von Anfang an nicht zu bieten.«
    »Was ich alles für dich getan habe«, sagte sie leise. »Um dir zu gefallen, um dich zufriedenzustellen.«
    »Ja, das hast du wirklich«, sagte er.
    »Was es mich gekostet hat … Das kannst du nicht ahnen, Bernard. Das wirst du nie wissen. Wir müssen eine Abrechnung machen. Verstehst du das? Kannst du das verstehen?«
    »Ja«, sagte er. »Das kann ich verstehen.«
    Sie führte die Tasse an ihre Lippen, aber er nahm sie ihr aus der Hand und stellte sie vorsichtig wieder auf die Untertasse.
    »Bitte, lass mich damit anfangen«, sagte er.
    GREAT URSWICK – CUMBRIA
    Die Polizei hatte einen Krankenwagen gerufen, der Tim ins Krankenhaus in Keswick gebracht hatte. Manette hatte darauf bestanden, im Krankenwagen mitzufahren, denn auch wenn sie sonst nichts über den Zustand des Jungen und seine Aussichten auf Heilung wusste, so wusste sie doch, dass er von jetzt an immer einen Angehörigen in der Nähe haben musste, und das war in dem Fall sie.
    Beim Eintreffen der Polizei hatte die Alarmanlage immer noch geschrillt, als stünde der Jüngste Tag bevor. Manette hatte auf dem Bett gesessen und Tims Kopf auf ihrem Schoß gewiegt, während Freddy versucht hatte herauszufinden, was sich in dem Laden abgespielt hatte. Die Übeltäter waren über alle Berge, die Kamera war fort, und es war keine Spur von einem Computer zu entdecken, aber in ihrer Eile hatten die Beteiligten andere Dinge zurückgelassen: ein Herrenjackett samt Brieftasche, eine Damenhandtasche, die einen Reisepass enthielt, und einen ziemlich schweren Safe. Die Polizei würde bald feststellen, was sich darin befand, dachte Manette.
    Tim hatte in seinem benommenen Zustand immer wieder zwei Sätze gemurmelt: »Er hat es versprochen« und »Bitte nichts verraten.« Manette streichelte ihm über den Kopf – sein Haar war lang und ungepflegt – und sagte: »Keine Sorge, Tim. Mach dir keine Sorgen.«
    Als den uniformierten Polizisten klar geworden war,

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