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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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küsse, und wenn ich mit meiner Zunge … so etwas mache.«
    Sie atmete scharf ein. Sie kicherte. »Sie sind ja ein ganz Schlimmer, Herr Inspector. Aber ich bin durchaus in der Lage, Gleiches mit Gleichem zu vergelten.« Sie zog ihm die Hose herunter, machte ihn so nackt, wie sie selber war, und drückte sich aufreizend gegen ihn.
    Er spürte, dass sie genauso gierig war wie er. »Ins Schlafzimmer?«, fragte er.
    »Nein, heute nicht, Tommy.«
    »Also hier?«
    »Ja, hier.«

2. November
    BRYANBARROW – CUMBRIA
    So früh am Nachmittag hatte Zed Benjamin noch einen guten Tisch im Willow & Well ergattern können. Schon seit knapp einer Stunde saß er hier und schaute aus dem Fenster in der Hoffnung, dass etwas passierte. Die Kälte zog durch die Ritzen herein wie ein Vorbote des Todesengels, aber solange er an diesem zugigen Platz hocken blieb, würde niemand etwas gegen die wollene Skimütze sagen, die er auf dem Kopf trug. Die Mütze hatte er sich angeschafft, damit die Leute sich nicht so leicht an ihn erinnerten, denn darunter konnte er sein feuerrotes Haar komplett verschwinden lassen. An seiner Größe konnte er leider nichts ändern, außer sich möglichst krumm zu halten, wenn es nötig war.
    Und genau das tat er. Anfangs hatte er sich über sein Bierglas gebeugt, dann war er auf seinem Stuhl nach unten gerutscht, hatte die Beine unterm Tisch ausgestreckt, bis ihm der Hintern eingeschlafen war, hatte sich mal so, mal so hingesetzt, während sich in dem Teil des Dorfes Bryanbarrow, den er durch das Fenster einsehen konnte, nichts Erhellendes ereignete.
    Seit drei Tagen war er jetzt in Cumbria, seit drei Tagen suchte er nach etwas, das seine Story über Nicholas Fairclough sexy machte und Rodney Aronson davon abhielt, sie in die Tonne zu treten. Bisher hatte er leider nichts weiter zu Papier gebracht als die ersten fünfzehn Zeilen eines Gedichts, das er allerdings auf keinen Fall erwähnen würde, wenn sein verhasster Chef sich bei ihm meldete. Tag für Tag rief Aronson an, um sich bedeutungsvoll bei Zed zu erkundigen, wie er vorankam, und ihn daran zu erinnern, dass diese Aktion voll und ganz auf seine eigenen Kosten ging. Als könnte er das vergessen, dachte Zed. Als hätte er sich nicht im billigsten Bed & Breakfast einquartiert, das er hatte finden können, als würde er nicht in einem winzigen Dachzimmer in einem der unzähligen Reihenhäuser hausen, die praktisch jede Straße in Windermere säumten, in diesem Fall in der Broad Street, in Fußnähe der öffentlichen Bibliothek. Er musste den Kopf einziehen, um sein Zimmer zu betreten, und praktisch den Limbo tanzen, wenn er sich darin bewegen wollte. Das Klo lag ein Stockwerk tiefer, und die Bude wurde nur durch die Wärme geheizt, die von unten hochstieg. Aber deswegen stimmte eben auch der Preis, und er hatte sofort zugeschlagen. Wie um die zahlreichen Unannehmlichkeiten wettzumachen, setzte ihm die Hauswirtin ein üppiges Frühstück vor, das von Porridge bis hin zu Backpflaumen alles umfasste, was man sich wünschen konnte, so dass Zed seit seiner Ankunft noch keinmal ein Mittagessen gebraucht hatte. Und das war gut so, weil er auf die Weise die Zeit nutzte, um herauszufinden, wer außer ihm selbst im Dorf herumschlich, um etwas über Ian Cresswells Tod in Erfahrung zu bringen. Aber wenn tatsächlich ein Detective von Scotland Yard hier oben in Cumbria war, um zu ermitteln, auf welche Weise der glücklose Vetter von Nicholas Fairclough ertrunken war, so hatte Zed ihn noch nicht aufgespürt. Und solange er ihn nicht zu Gesicht bekam, konnte er Das neunte Leben nicht in Neun Leben und ein Tod umschreiben, so wie Rodney Aronson es von ihm erwartete.
    Natürlich wusste Aronson genau, wer der Detective von Scotland Yard war. Darauf hätte Zed einen Wochenlohn gewettet. Und er würde einen weiteren Wochenlohn darauf verwetten, dass Aronson vorhatte, Zed zu feuern, falls er diesen Detective nicht aufspürte. Oder falls es ihm nicht gelang, seine Geschichte sexy zu machen. Nur darum ging es bei dieser ganzen Sache: Rodney konnte nicht damit umgehen, dass Zed eine höhere Bildung und künstlerische Ambitionen hatte.
    Nicht dass er bisher mit seinen Ambitionen weit gekommen wäre oder in Zukunft weit damit kommen würde. Sicher, Gedichte zu schreiben, war persönlich befriedigend, aber die Poesie verschaffte einem nun mal kein Dach über dem Kopf.
    Dieser Gedanke erinnerte Zed an das Dach, das er zur Zeit in London über dem Kopf hatte. Und es erinnerte ihn an die

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