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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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unaufrichtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Aber vielleicht ist das ja auch alles gelogen … Mich zum Beispiel hält er für eine Modedesignerin, die sich gerade auf die Präsentation ihrer nächsten Kollektion vorbereitet. Das letzte Mal war ich eine Missionsärztin, die in Ruanda gute Werke tat, und davor … mal überlegen … Ah ja. Davor war ich eine misshandelte Hausfrau auf der Suche nach jemandem, der mich verstand. Wie gesagt, virtuelles Leben. Alles ist möglich. Die Wahrheit ist uninteressant.«
    »Kann dabei nicht der Schuss auch nach hinten losgehen?«
    »Das ist ja gerade der Reiz an der Sache. Aber ich bin vorsichtig, und sobald einer ein Treffen in irgendeinem Hafen vorschlägt, breche ich den Kontakt ab.« Sie bewegte sich in Richtung Küche. »Ich sollte Ihnen einen Kaffee anbieten, aber ich fürchte, ich habe nur Instantkaffee. Möchten Sie eine Tasse? Oder lieber Tee? Ich habe nur Beutel, keinen losen Tee. Ich weiß, loser Tee ist besser, aber das ist mir alles zu viel Aufwand.«
    »Einen Kaffee nehme ich gern. Ich möchte Ihnen jedoch keine Umstände bereiten.«
    »Wirklich nicht? Wie wohlerzogen, das zu sagen.« Sie war in der Küche verschwunden, und er hörte sie mit Geschirr klappern. Lynley nutzte die Gelegenheit, sich ein bisschen umzusehen. Abgesehen davon, dass sich überall Kartons stapelten, stand auf allen verfügbaren Flächen schmutziges Geschirr herum. Die Teller und Tassen schienen schon seit geraumer Zeit dort zu stehen, denn als er eine Tasse anhob, hinterließ sie einen sauberen Kreis in der Staubschicht, die alles andere überzog.
    Er trat näher an den Computer. Offenbar hatte Mignon nicht gelogen. Gott, ich weiß genau, was du meinst , hatte sie geschrieben. Manchmal lenkt einen das Leben von den wirklich wichtigen Dingen ab. Wir haben es früher jede Nacht gemacht. Jetzt kann ich froh sein, wenn es einmal im Monat passiert. Trotzdem solltest du mit ihr darüber reden. Wirklich. Na gut, ich sage das, obwohl ich mit James auch nicht darüber rede. Egal. Was ich mir wünsche, wird nicht passieren. Aber schön wär’s .
    »Wir sind inzwischen so weit, dass wir uns von unserem erbärmlichen Eheleben erzählen«, sagte Mignon, die plötzlich hinter ihm stand. »Wirklich unglaublich: Es läuft immer gleich ab. Man sollte meinen, dass irgendjemand mal ein bisschen Fantasie entwickeln würde, wenn es um Verführung geht, doch weit gefehlt. Ich habe Wasser aufgesetzt. Gleich gibt’s Kaffee. Sie müssen sich Ihre Tasse selber holen.«
    Lynley folgte ihr in die Küche. Sie war winzig, aber mit allem Nötigen ausgestattet. Mignon würde allerdings bald einmal abspülen müssen, dachte Lynley. Es waren kaum noch saubere Teller übrig, und die letzte saubere Henkeltasse hatte sie für seinen Kaffee verwendet. Sie selbst trank nichts.
    »Würden Sie nicht eine echte Beziehung bevorzugen?«, fragte er.
    Sie sah ihn an. »Wie die meiner Eltern?«
    Er hob eine Braue. »Die beiden wirken einander sehr zugetan.«
    »Aber ja. Das sind sie auch. Die reinsten Turteltauben. Haben sie Ihnen die Nummer vorgeführt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Na ja, wenn sie die Nummer gestern nicht abgezogen haben, dann kommt das bestimmt heute. Achten Sie auf verschwörerische Blicke. Darin sind sie besonders gut.«
    »Alles Schau und nichts dahinter?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Sie sind einander zugetan . Und sie passen zueinander. Ich glaube, es hat damit zu tun, dass mein Vater fast nie hier ist. Das ist für sie beide perfekt. Na ja, zumindest für ihn. Und meine Mutter beklagt sich nicht, und warum sollte sie auch? Solange sie zum Angeln rausfahren, mit Freunden zu Mittag essen, mein Leben organisieren und jede Menge Geld für ihren Garten ausgeben kann, ist sie zufrieden. Und es ist übrigens ihr Geld und nicht das meines Vaters, aber das scheint ihm nichts auszumachen, solange er darüber verfügen kann. Das wäre nicht gerade meine Vorstellung von einer Ehe, doch da ich sowieso nicht vorhabe zu heiraten, sollte ich besser auch nicht über die meiner Eltern urteilen, nicht wahr?«
    Das Wasser kochte, und der Wasserkocher schaltete sich ab. Mignon machte Lynley eine Tasse Kaffee, stellte sich dabei aber nicht sehr geschickt an. Sie löffelte Kaffeepulver in die Tasse und verstreute dabei die Hälfte auf der Anrichte, goss Wasser darauf und rührte so heftig um, dass der Kaffee überschwappte. Dann schaufelte sie mit demselben Löffel Zucker in die Tasse, ließ wieder Kaffee überschwappen,

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