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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Cowley sah aus wie ein Penner, aber das tat er immer. Es hatte also nichts weiter zu bedeuten, dass er seine Hosenträger vergessen hatte und ihm das Hemd halb aus der Hose hing. Wahrscheinlich hatte er Kaveh und Gracie gesehen, als er gerade dabei war, sich anzuziehen, und war aus seiner Hütte gerannt, um sich mit Kaveh anzulegen.
    Tim konnte nicht hören, was die beiden sagten, aber er konnte sich auch so denken, um was es ging. Denn Cowley hatte sich mit einem Ruck die Hose hochgezogen und sich bedrohlich vor Kaveh aufgebaut. Und das konnte nur eins bedeuten: Cowley wollte wissen, wann Kaveh vorhatte, das Haus zu räumen. Er wollte wissen, wann die Bryan Beck Farm versteigert werden würde.
    Gracie hatte ihren Rucksack auf dem Boden abgestellt und wartete darauf, dass Kaveh das Auto aufschloss und sie einsteigen konnte. Ihr Blick wanderte zwischen Kaveh und Cowley hin und her, und Tim sah ihr an, dass sie Angst hatte. Das versetzte ihm einen Stich. Eigentlich müsste er rausgehen und zwischen Cowley und Kaveh gehen oder zumindest Gracie da wegschaffen. Aber wenn er das tat, würde er Kavehs Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und der würde dann womöglich auf die Idee kommen, ihn doch noch zur Margaret Fox School zu bringen. Und das war das Letzte, was er gebrauchen konnte, denn er hatte heute etwas Wichtiges zu erledigen.
    Tim wandte sich vom Fenster ab und warf sich auf sein Bett. Er wartete darauf, dass Kaveh losfuhr, denn dann würde er endlich allein sein. Als er den Motor aufheulen hörte – Kaveh gab beim Anfahren immer zu viel Gas –, nahm Tim sein Handy und tippte die Nummer ein.
    Gestern war alles schiefgegangen. Er war total ausgeflippt bei Manette, und das war schlimm. Zum Glück hatte er sie nicht ernsthaft verletzt. Am liebsten hätte er sie erwürgt, damit sie endlich aufhörte, so bescheuert besorgt um ihn zu sein. Ihm war plötzlich schwarz vor Augen geworden, und er hatte die blöde Kuh auf dem Boden vor ihm nicht mal mehr gesehen. Er war auf die Knie gesunken und hatte nicht sie, sondern den Steg mit den Fäusten bearbeitet, und da hatte das Miststück ihn doch tatsächlich an sich gezogen und versucht, ihn zu trösten. Tim hatte keine Ahnung, wo die Kusine seines Vaters gelernt hatte, die andere Wange auch noch hinzuhalten. So wie die vergeben und vergessen konnte, war stark anzunehmen, dass sie mehr als eine Schraube locker hatte.
    Jedenfalls hatte er es nicht mehr nach Windermere geschafft. Tim hatte das Theater mitgespielt und ein bisschen geheult. Irgendwann hatte er sich beruhigt. Dann hatten sie mindestens eine halbe Stunde auf dem Steg gelegen, während Manette ihn in den Armen gehalten und irgendwas gemurmelt hatte von wegen ganz ruhig, es wird alles gut, und wir beide fahren zum Zelten auf den Scout Scar, und wart’s nur ab, du wirst schon sehen, und wer weiß, vielleicht kommt dein Daddy ja zurück, als wollte ihn irgendjemand zurückhaben, und vielleicht ändert deine Mum sich ja, was genauso unwahrscheinlich war. Egal, dachte Tim. Wen interessierte das alles schon? Hauptsache, er musste nicht in Great Urswick übernachten, und das hatte er immerhin vermieden.
    wo bist du , tippte er in sein Handy. heute ok .
    Keine Antwort.
    konnte nicht , lautete seine zweite SMS . keine mfg n W . Den Blödsinn mit Manette und dem Zelt und alles brauchte er nicht zu erwähnen, genauso wenig die Tatsache, dass er von Great Urswick Stunden gebraucht hätte, um nach Windermere zu trampen.
    Immer noch keine Antwort. Tim wartete. Allmählich begann er sich zu fühlen, als hätte er tatsächlich etwas Verdorbenes gegessen. Er schluckte den Kloß der Verzweiflung, der ihm im Hals saß. Nein, sagte er sich. Er war nicht verzweifelt. Er war überhaupt nichts.
    Er rollte sich vom Bett und warf das Handy auf den Nachttisch. Er klappte seinen Laptop auf und rief seine E-Mails ab. Keine neuen Nachrichten.
    Zeit, ein bisschen Druck zu machen, dachte er. Er ließ es sich von keinem bieten, dass eine mit ihm getroffene Abmachung nicht eingehalten wurde. Er hatte seinen Teil erfüllt, und jetzt würde er dafür sorgen, dass der andere ebenfalls Wort hielt.
    LAKE WINDERMERE – CUMBRIA
    Lynley hatte eine kleine Taschenlampe aus dem Handschuhfach des Healey Elliott geholt und war gerade auf dem Weg zurück zum Bootshaus, um sich alles noch einmal genauer anzusehen, als sein Handy klingelte. Er erkannte Isabelles Nummer auf dem Display. Sie begrüßte ihn mit den Worten: »Tommy, ich brauche dich in

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