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Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)

Titel: Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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fügte Milch hinzu, und es schwappte noch einmal. Sie reichte Lynley die Tasse, ohne sie vorher abzuwischen, und sagte: »Sorry, ich bin keine besonders gute Hausfrau.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte er. »Danke.«
    Sie schlurfte ins Wohnzimmer und sagte über ihre Schulter: »Was ist das übrigens für ein Auto?«
    »Auto?«
    »Das unglaubliche Gefährt, mit dem Sie rumfahren. Ich habe es gesehen, als Sie gestern angekommen sind. Ziemlich schicker Schlitten, aber der säuft bestimmt Sprit wie ein Kamel in der Oase.«
    »Das ist ein Healey Elliott«, sagte er.
    »Nie gehört.« Sie fand einen Sessel, der nicht unter der Last von Kartons und Zeitschriften ächzte, ließ sich hineinplumpsen und sagte: »Machen Sie sich’s bequem. Was im Weg ist, können Sie zur Seite räumen.« Und während er nach einem Sitzplatz suchte, fuhr sie fort: »Was wollten Sie denn nun am Bootshaus? Ich hab Sie auch gestern schon dort gesehen, zusammen mit meinem Vater. Was ist so interessant da unten?«
    Er nahm sich vor, bei seinen Nachforschungen mehr Umsicht walten zu lassen. Anscheinend vertrieb sich Mignon, wenn sie nicht gerade im Internet war, die Zeit damit zu beobachten, was auf dem Anwesen vor sich ging. Er sagte: »Ich wollte ein bisschen mit dem Skullboot hinausrudern, aber dann hat meine Faulheit gesiegt.«
    »Besser so.« Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung See. »Der Letzte, der das Boot benutzt hat, ist ertrunken. Ich dachte schon, Sie wären da unten rumgeschlichen, um sich den Tatort anzusehen.« Sie lachte grimmig.
    »Tatort?« Er trank einen Schluck von seinem Kaffee. Er schmeckte scheußlich.
    »Mein Vetter Ian. Man hat Ihnen doch sicher davon erzählt. Oder nicht?« Das meiste von dem, was sie ihm in unverändert unbekümmertem Tonfall erzählte, wusste er bereits. Ihre Leutseligkeit machte ihn nachdenklich. Nach seiner Erfahrung diente eine derart zur Schau getragene Aufrichtigkeit meist dazu, die wichtigsten Informationen zu verbergen.
    Für Mignon stand fest, dass Ian Cresswell ermordet worden war. Ihrer Meinung nach kam es selten vor, dass jemand starb, bloß weil jemand anders sich das wünschte . Als Lynley daraufhin die Brauen hob, ließ sie sich ausführlicher dazu aus. Ihr Bruder Nicholas habe sein Leben lang im Schatten seines Vetters Ian gestanden. Seit Ian nach dem Tod seiner Mutter aus Kenia gekommen und im Haus eingezogen war, habe es nur noch geheißen Ian hier und Ian da, und warum kannst du nicht so sein wie Ian? Ian war ein Musterschüler in St. Bees gewesen, ein Spitzensportler, der Lieblingsneffe seines Onkels Bernard, der Stern am Himmel der Familie Fairclough, der Goldjunge, der nie etwas hatte falsch machen können.
    »Als er seine Familie hat sitzen lassen und mit Kaveh zusammengezogen ist, dachte ich, das würde meinem Vater in Bezug auf unseren lieben Ian endlich die Augen öffnen. Nicky ist es bestimmt genauso gegangen, da bin ich mir sicher. Aber weit gefehlt. Und jetzt arbeitet Kaveh für meine Mutter. Wer soll das wohl arrangiert haben, wenn nicht Ian, hm? Nein, nichts, was der arme Nicky in seinem Leben getan hat, war gut genug, um ihm die Bewunderung seines Vaters einzutragen. Und nichts, was Ian tat, konnte die Liebe meines Vaters zu ihm mindern. Das bringt einen doch zum Nachdenken …«
    »Worüber?«
    »Über alles Mögliche«, antwortete sie mit einem unschuldigen und zugleich süffisanten Grinsen, das klarstellte, dass sie nicht bereit war, mehr zu dem Thema zu sagen.
    »Nicholas hat ihn also ermordet?«, fragte Lynley. »Ich nehme an, er profitiert irgendwie von Ians Tod.«
    »Also, was Ersteres angeht, würde ich mich jedenfalls nicht wundern. Aber ob er von Ians Tod profitiert … das weiß der Himmel.« Ihr Ton ließ auch vermuten, dass sie es Nicholas nicht übel nehmen würde, wenn er Ian Cresswell etwas angetan hätte, und das war neben dem, was sie sonst noch über den Mann gesagt hatte, ein Punkt, mit dem er sich noch genauer befassen würde, dachte Lynley. Ein weiterer Punkt war Ian Cresswells Testament.
    Er sagte: »Ziemlich riskante Methode, Ian zu ermorden, meinen Sie nicht?«
    »Warum?«
    »Soweit ich weiß, fährt Ihre Mutter täglich mit dem Boot raus.«
    Mignon richtete sich in ihrem Sessel auf. »Wollen Sie damit andeuten …?«
    »Dass der Mordanschlag eigentlich Ihrer Mutter galt – wenn wir davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um einen solchen handelt.«
    » Niemand könnte auch nur das geringste Interesse am Tod meiner Mutter haben«, erklärte

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