Glaube der Lüge: Ein Inspector-Lynley-Roman (German Edition)
ein anderer Mensch geworden, und ich wollte ihm eine Chance geben. Er arbeitet sich von der Pike auf nach oben. Dafür bewundere ich ihn.«
»Ist das eine Abmachung zwischen Ihnen?«
»Ganz und gar nicht. Es war allein seine Idee. Ich nehme an, dass Alatea ihm dazu geraten hat.«
»Es wäre also denkbar, dass er irgendwann die Firma übernimmt?«
»Alles ist möglich«, antwortete Fairclough. »Wie gesagt, es ist noch keine Entscheidung gefallen.«
»Aber Sie müssen es zumindest in Erwägung gezogen haben. Warum sonst hätten Sie mich hierherbitten sollen, damit ich Nicholas unter die Lupe nehme?«
Fairclough schwieg. Das reichte Lynley als Antwort. Schließlich war Nicholas sein Sohn. Und normalerweise wurde ein Geschäft vom Vater auf den Sohn vererbt und nicht auf den Neffen.
»Sonst noch jemand mit einem Motiv, Ian umzubringen?«, fuhr Lynley fort. »Fällt Ihnen noch irgendjemand ein, der mit Ian ein Hühnchen zu rupfen, ein gemeinsames Geheimnis, eine Sache zu klären hatte?«
»Nein, niemand.« Fairclough nippte an seinem Sherry und schaute Lynley dabei über das Glas hinweg an.
Lynley war sich ganz sicher, dass der Mann log, aber er wusste nicht, warum. Außerdem hatte er das Gefühl, dass sie immer noch nicht zu dem eigentlichen Grund für seine Anwesenheit in Ireleth Hall vorgedrungen waren. Lynley sagte: »Bernard, bis auf diejenigen, die keinen Zugang zum Bootshaus haben, stehen alle unter Verdacht. Sie werden eine Entscheidung fällen müssen, wenn Sie die Wahrheit wissen wollen, wie auch immer die lauten mag.«
»Was für eine Entscheidung?«
»Wenn Sie dieser Sache wirklich auf den Grund gehen wollen, werden Sie mich als das akzeptieren müssen, was ich bin.«
»Und was sind Sie?«
»Polizist.«
FLEET STREET – LONDON
Barbara Havers ging in einen Pub in der Nähe der Fleet Street, der zu Hochzeiten des Zeitungsgeschäfts, als noch alle angesehenen Zeitungen und Boulevardblätter ihre Zentrale in der Gegend gehabt hatten, der Treffpunkt aller Journalisten gewesen war. Die Zeiten hatten sich geändert, und die Canary Wharf-Bürotürme hatten mehr als ein Zeitungshaus in den Osten der Stadt gelockt. Aber nicht alle waren den Sirenengesängen von niedrigen Mieten gefolgt, und vor allem ein Verlag war stur geblieben, entschlossen, dicht am Geschehen auszuharren. Das war die Source , und Barbara wartete in dem Pub auf ihren Informanten bei der Source . Sie hatte den Mann angerufen und um ein Treffen gebeten. Als er sich geziert hatte, hatte sie ihm ein Mittagessen in Aussicht gestellt. Er hatte immer noch gezögert, bis sie den Namen Lynley fallen gelassen hatte. Das hatte ihn hellhörig gemacht. »Wie geht es ihm?«, hatte er gefragt, offenbar in der Hoffnung auf ein saftiges Häppchen für die Leser der Sparte Persönliche Tragödien und ihre Folgen . Es würde nicht für eine Schlagzeile reichen, aber wenn die Einzelheiten interessant waren, wäre es vielleicht etwas für die Seite drei.
Sie hatte geantwortet: »Am Telefon sag ich überhaupt nichts. Können wir uns sehen?«
Das hatte funktioniert. Es widerstrebte ihr, Lynley auf diese Weise zu benutzen – na ja, eigentlich widerstrebte es ihr grundsätzlich, ihn zu benutzen –, aber da er derjenige war, der sie um Informationen gebeten hatte, fiel das ihrer Meinung nach so gerade noch unter die Rubrik »zwischen Freunden erlaubt«.
Isabelle Ardery war ein härterer Brocken gewesen. Als sie im Yard angerufen und um den freien Tag gebeten hatte, der ihr zustand, war ihre Chefin sofort misstrauisch geworden. »Warum?«, hatte sie gefragt. »Wo fahren Sie hin?« Aber da Barbara damit gerechnet hatte, dass die Ardery das größte Problem sein würde, war sie vorbereitet gewesen.
»Zum Frisör«, hatte sie geantwortet. »Zu einem Salon in Knightsbridge.«
»Sie brauchen also nur diesen einen Tag«, hatte Ardery nachgehakt.
»Vorerst«, hatte Barbara geantwortet.
»Was soll das denn heißen, Sergeant?« Schon wieder dieses Misstrauen. Die Ardery würde lernen müssen, sich zu beherrschen, wenn sie nicht wollte, dass man ihr ihre Paranoia anmerkte, dachte Barbara.
»Seien Sie gnädig, Chefin«, sagte sie. »Wenn ich nachher nicht mehr in den Spiegel schauen mag, muss ich wohl oder übel jemanden auftreiben, der das wieder in Ordnung bringt. Ich melde mich. Ich muss sowieso Überstunden abfeiern.«
Das war die Wahrheit, und das wusste die Ardery. Außerdem hatte sie ihr persönlich den Befehl erteilt, ihre äußere Erscheinung
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