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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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traten hinaus an die frische Luft. Alison war im Moment nicht im Hotel, sondern zu einer Besprechung ins regionale Büro der Hotelkette in Leamington Spa gefahren. Alles in allem, dachte Jacobson, war es wahrscheinlich ganz gut so, verhinderte es doch eventuelle missliche Interferenzen seines Privatlebens mit seinen beruflichen Aufgaben. Obwohl die Angestellten genau wussten, wer er war, hatte er an der Rezeption vorschriftsgemäß seinen Ausweis gezeigt.
    Die Bandmitglieder von Alice Banned erwarteten sie. Sie saßen an zwei Tischen neben einem Zierteich in einer entlegenen Ecke der Gartenanlage, weit entfernt von möglichen Lauschern. Jacobson und Kerr setzten sich auf zwei leere Stühle am zweiten Tisch. Der Park war einer der großen Vorzüge des Hotels. Er stammte noch aus viktorianischer Zeit und war von der Anlage und Bepflanzung her seitdem kaum verändert worden. Jacobson zählte sechs Bandleute, vier Musiker, einen Roadie und einen Tontechniker. Kerr nahm ihre Daten einschließlich Geburtsdatum und Passnummer auf. Keiner hatte etwas dagegen einzuwenden. Was sie erzählten, als Jacobson sie befragte, war eindeutig: Nach dem Auftritt im »Wynarth Arms« war January mit hergekommen und dann gegen ein Uhr morgens von Perry Harrison im Mercedes nach Hause gefahren worden. Danach hatten sie nichts mehr von ihr gehört. Nicht per Telefon, nicht per SMS. Nichts.
    Bis auf einen Engländer, Nick Bishop, war die Truppe rein amerikanisch. Bishop war schmächtig gebaut und wurde von den fünf großen, gebräunten Kaliforniern deutlich überragt, selbst von der Frau, die sagte, sie spiele die Keyboards. Sie hieß Melanie Clayton. Bishop war dennoch eindeutig der Anführer der Band. Wie seine Freunde sah er nervös auf Jacobson und Kerr, als müssten sie schon aufgrund ihres Jobs wissen, was zum Teufel jetzt zu tun war.
    »Sie haben heute Abend einen Auftritt in Birmingham?«, fragte Jacobson und ließ den Blick über die Gesichter der jungen Leute gleiten.
    Bishop nickte.
    »Genau«, sagte er. »In der Birmingham Academy. Es ist das erste offizielle Konzert unserer Tour. Der Gig letzte Nacht war eine Art inoffizielles Aufwärmen.«
    »Seit wann sind Sie im Land?«
    »Wir sind Montag in Heathrow angekommen. Nur January ist ein paar Tage eher geflogen.«
    »Und sie hat die ganze Zeit bei ihrem Vater gewohnt, in Boden Hall?«
    »Soweit wir wissen, ja«, sagte Bishop.
    Die anderen nickten.
    »January ist am Freitag geflogen«, sagte Melanie Clayton. »Von L. A. über Paris, in Frankreich, nach Birmingham.«
    Jacobson machte sich nicht die Mühe, zu sagen, dass er wusste, wo Paris lag. Clayton holte eine Schachtel Marlboro aus einer teuer aussehenden Ledertasche und steckte sich eine an. Jacobson ließ sich von ihr inspirieren und verbuchte die dritte B&H des Tages.
    »Vielleicht wollte sie einen alten Freund oder eine Freundin hier in der Gegend besuchen«, sagte er.
    Er wusste, dass seine Bemerkung ins Leere ging. Für ihn war klar, dass January Shepherd in Schwierigkeiten steckte. Aber sie brauchten alle möglichen Hintergrundinformationen, die sie bekommen konnten.
    Nick Bishop schüttelte den Kopf.
    »January hat seit ihrem zehnten Lebensjahr nicht mehr in England gelebt, und auch davor war sie ständig mit ihren Eltern unterwegs. Wenn sie nicht gerade auf Tour waren, sind sie so herumgereist.«
    »Ich dachte, sie ist hier in die Highschool gegangen?«, sagte Melanie Clayton.
    »Das stimmt«, sagte Bishop. »Aber es war ein Internat, und ich glaube, sie ist in den Ferien immer in die Staaten geflogen. Im Übrigen war die Schule unten im Südosten. Ich bezweifle, dass sie früher überhaupt schon mal in Crowby war.«
    »Sie selbst kommen ursprünglich auch dorther?«, fragte Kerr und sah in seine Notizen.
    »Ja, aus Guildford. Aber dafür kann ich nichts.«
    Bishop sah nach seinem kleinen Witz etwas unbeholfen drein, weil er sich offensichtlich nicht klar war, ob er sich die Bemerkung nicht besser gespart hätte. Aber Kerr und Jacobson wussten aus langer Erfahrung, dass es sehr unterschiedliche Arten gab, zu reagieren, wenn die Polizei mit schlechten Nachrichten kam.
    »Wir werden es Ihnen nicht zur Last legen«, sagte Jacobson. »Aber was machen Sie nun mit Ihrem, äh, Gig heute Abend?«
    Nick Bishop sah die anderen an, aber keiner von ihnen schien scharf darauf, ihn als offiziellen Sprecher von Alice Banned abzulösen.
    »Wir werden ihn absagen müssen, was bleibt uns übrig? Selbst wenn January noch wiederauftauchen

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