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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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Vorfall zu geben scheint. Das Ganze ist ein Zusammenschnitt der bereits bekannten Entführungen. Ihre größten Hits. Ergänzt durch etwas, das sie ihr Kunstterror-Manifest nennen.«
    »Ein Manifest, Henry? Was zum Teufel . . .«
    »Wie ich es sage: das Kunstterror-Manifest. Es zieht sich wie mit Untertiteln durch den ganzen Film, und sie haben es auch als Textdatei mitgeschickt.«
    Jacobson drückte sich das Handy fester ans Ohr, als sie unter der Eisenbahnbrücke durchkamen.
    Er bat Pelling um ein paar typische Sätze.
    »Das hier zum Beispiel: Die Konsumgesellschaft lügt und lähmt den Geist. Die Konsumkultur macht uns alle zu Gefangenen ihres die Wahrheit verkehrenden offenen Gefängnisses. Nur Angst birgt Freiheit. Nur Angst stellt die Wirklichkeit wieder her. Nur . . . «
    »Danke, Henry«, unterbrach ihn Jacobson. »Ich denke, das reicht. Sie schicken uns doch sicher eine Kopie?«
    »Schon gemacht, Kollege. Ich hab’s Horton gemailt, eurem jungen Wunderknaben. Und was haben Sie mir dafür anzubieten?«
    »Es gibt noch keine neuen Entwicklungen, von denen ich Ihnen berichten könnte, alter Junge«, antwortete Jacobson und wählte seine Worte sorgfältig. »Wie Sie sagen, selbst der neue Film ist nur eine Wiederholung.«
    Die Nachricht, dass January Shepherd vermisst wurde und sich wahrscheinlich in Händen der Art-Gang befand, würde die Medien völlig aus dem Häuschen bringen, sobald sie es herausfanden. Und herausfinden würden sie es, auf die eine oder andere Weise. Das Personal des »Riverside Hotels« würde sich fragen, was die Polizei wohl von der Band gewollt hatte, die im Haus zu Gast war. Ein Krankenhausmitarbeiter, der knapp bei Kasse war, kam womöglich darauf, wer Perry Harrison war und mit wem er zu tun hatte, und vor allem würde die Birmingham Academy (eine der ersten Musikadressen der Stadt, wie er gerade von Kerr erfahren hatte) wissen wollen, warum um alles in der Welt Alice Banned den Auftritt absagten, für den sie den Atlantik überquert hatte. Ja, dann würde der Teufel los sein, nahm Jacobson an. Aber bis dahin blieb ihnen noch eine Gnadenfrist von ein paar Stunden. Nick Bishop hatte zugestimmt, die Academy nicht vor fünf Uhr zu verständigen, wohl in der vergeblichen Hoffnung, dass January Shepherd doch noch vorher sicher und wohlbehalten wiederauftauchen würde. Jacobson dankte Pelling für seinen Anruf und legte auf.
    Sie näherten sich dem Präsidium. Der Verkehr kroch nachmittäglich langsam dahin. Wieder klingelte Jacobsons Handy. Diesmal war es DCS Salter.
    »Frank. Ich verschiebe die Pressekonferenz, bis sich die Dinge klarer darstellen. Was halten Sie davon?«
    »Das ist eine äußerst gute Idee, Greg. Die Medien werden sich überschlagen, wenn sie von January Shepherd und der Autofalle hören. Es gibt keinen Grund, uns dem zu stellen, solange wir es nicht müssen.«
    »Genau das denke ich auch«, sagte Salter und beendete das Gespräch auch schon wieder.
    Endlich konnte Jacobson das Handy zurück in die Tasche stecken. Ihm wurde bewusst, dass Greg Salter soeben eine vernünftige Entscheidung getroffen hatte, und er überlegte, ob an der Theorie, dass ein Affe, den man lange genug auf einer Schreibmaschine herumtippen ließ, irgendwann ein Shakespeare-Drama verfasste, vielleicht doch etwas dran war. Als Kerr endlich auf den Polizeiparkplatz bog, klingelte Jacobsons Handy wieder. Er sah auf dem Display, dass es Henry Pelling war, der sicher wissen wollte, warum die Pressekonferenz bis auf Weiteres verschoben wurde. Diesmal ließ Jacobson das verdammte Ding klingeln und antwortete nicht. Richtig, Pelling war fast so was wie ein Partner, aber eben auch Journalist. Wenn er seine Story nicht selbst zusammenbrachte, war es nicht Jacobsons Job, es für ihn zu tun.
     
    January aß auch noch den letzten Krümel dessen, was sie ihr gegeben hatten. Sie trank den Orangensaft bis auf den letzten Tropfen, humpelte ins Bad hinüber, füllte den Saftkarton mit kaltem Wasser und trank auch das. Als sie mit Essen und Trinken fertig war, ging sie noch einmal ins Bad und versuchte zu duschen, aber aus dem Duschkopf kamen nur ein paar Tropfen kaltes Wasser. Beim Warmwasserhahn des Waschbeckens war es nicht anders. Unverzagt drehte sie das kalte Wasser wieder an, wusch sich Gesicht und Körper und trocknete sich mit dem rauen, billigen Miniaturhandtuch ab.
    Dass sie die Hände frei hatte, vergrößerte ihre Reichweite nicht sonderlich, weil sie nach wie vor die Fußfessel trug. Aber zumindest

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