Gleich bist du tot
sollte, wird sie kaum in der Verfassung sein, aufzutreten. Ich meine, man muss sich doch nur ansehen, was mit den anderen Frauen passiert ist, die diese Psychopathen entführt haben.«
»Das sind im Moment alles noch Annahmen, Mr Bishop. Wir wissen noch nicht sicher, ob January Shepherds Verschwinden mit den anderen Fällen zusammenhängt«, log Jacobson.
Er fragte sich, was er der Band alles erzählen sollte, aber es schien klar, dass sie mit John Shepherd gesprochen hatten, der in diesem Stadium fast genauso viel wusste wie das CID.
»Heute Abend geht es mit der Tour ernsthaft los«, sagte Randy, der Schlagzeuger, der ganz am Ende des anderen Tischs saß. »Absolut ausgeschlossen, dass January da einfach so aus Spaß die Biege macht. Die hat einer entführt, Mann. Irgendein übler, kranker Wichser.«
Randy war ein blonder Riese mit Tätowierungen auf beiden Armen und einem T-Shirt, auf dem »Rage Against The Machine« stand. Und er hatte, da war sich Jacobson sicher, absolut recht.
»Wir tun alles, was wir können, glauben Sie mir«, sagte er und versuchte möglichst überzeugend zu klingen.
»Der Auftritt letzte Nacht, Sie sagten, der sei kurzfristig dazugekommen, Nick?«
Bishop nickte.
»Wann genau wurde er vereinbart? Und wie haben Ihre Fans davon erfahren?«
»Es war eigentlich Januarys Idee. Weil ihr Dad jetzt hier lebt und weil er vor Jahren hier angefangen hat. Ich würde sagen, es war so eine Art Verneigung. Ich selbst war gar nicht so scharf drauf, aber ihr lag viel daran, also habe ich nachgegeben. Wir haben den Termin ungefähr vor zwei Wochen festgelegt und ihn auf unsere Website gesetzt, sobald wir wussten, wo die Sache steigen sollte.«
»Ich nehme nicht an, dass Sie noch genau sagen können, wann das war?«, fragte Jacobson.
Er dachte daran, wie sorgsam January Shepherds Entführer die Autofalle geplant hatten. Die Art-Gang musste gewusst haben, dass Alice Banned im »Wynarth Arms« auftreten und January Shepherd wahrscheinlich nachts zurück nach Boden Hall fahren würde.
Bishop schien ihm keine rechte Auskunft geben zu können, dafür aber Melanie Clayton. Sie holte einen Blackberry aus der Tasche und blätterte durch ein paar Seiten, bis sie die gesuchte Information hatte.
»Wir haben die Info über den Gig genau am 12. September um 7 Uhr 59 kalifornischer Zeit ins Netz gestellt. Wie Nick sagt, vor etwas über zwei Wochen.«
»Richtig, und wir haben den Termin auch in unserem Radiointerview angekündigt«, sagte Bishop.
»Ihrem Radiointerview?«, fragte Jacobson.
»Ja, January und ich haben der BBC, ›Radio 6‹, von den Staaten aus ein Telefoninterview zur Tour gegeben.«
Auch hier hatte Melanie Clayton die genauen Daten in ihrem kleinen Zauberkasten.
»Das Interview ging letzten Donnerstagabend kurz nach sieben über den Sender. Sie überlegen, woher diese Wichser wussten, wo January gestern Abend sein würde, richtig?«
»Wie ich schon sagte, ist das alles im Moment noch weitgehend Spekulation. Verstehe ich es recht, dass Sie jetzt alle erst mal hierbleiben?«
Nick Bishop sagte, ja, das würden sie. Jacobson stand auf.
»Gut. Wenn sich Ihre Pläne in der einen oder anderen Weise ändern, geben Sie bitte einem meiner Leute Bescheid.«
Er gab Bishop seine Karte und fügte hinzu, dass sie alle ihn jederzeit auch persönlich anrufen könnten, sollte ihnen noch ein wichtiger Gedanke kommen.
Bishop bedankte sich und steckte die Karte in die Tasche. Melanie Clayton drückte ihre Zigarette aus und zündete sich gleich eine neue an. Die anderen saßen immer noch bewegungslos da, ohne zu Jacobson hinzusehen. Jacobson hatte gedacht, dass er absolut keine Ahnung davon hätte, wie es wäre, Mitglied einer Rockband zu sein, zusammen zu spielen, zusammen zu reisen, aber plötzlich begriff er, dass er ein wichtiges, grundlegendes Moment bereits kannte, und zwar überraschenderweise von innen heraus: Eine Band funktionierte genau wie eine eng zusammenhaltende Familie oder ein Polizeiteam: Was immer einem der Mitglieder zustieß, tat allen weh.
Auf der Fahrt zurück ins Präsidium rief er Mick Hume an. Perry Harrison war nach wie vor ohne Bewusstsein, und die Mediziner überlegten, was für ihn zu tun war. Jacobsons Handy klingelte, bevor er es zurück in die Tasche stecken konnte. Henri Pelling vom ›Evening Argus‹ war dran. Die Art-Gang habe einen neuen Film verschickt, sagte er, den er sich gerade ansehe.
»Die gute Nachricht aus Ihrer Sicht ist, Frank, dass es keinen neuen
Weitere Kostenlose Bücher