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Gleich bist du tot

Titel: Gleich bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain McDowall
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Adresse, einer Wohnung im vierten Stock des Gerard Manly Hopkins House, kurz GMH, wie es im Viertel genannt wurde. Donnellys Mutter machte ihm auf, das fette, weniger attraktive und noch ungesünder wirkende Gegenstück zu Tracey Healds Mutter.
    »Er is nich da«, erklärte sie Kerr, ohne sich dafür zu interessieren, warum die Kripo Crowby mit ihrem Sohn sprechen wollte.
    Kerr sagte es ihr trotzdem. Gegen Casper liege nichts vor, rein gar nichts, aber vielleicht wisse er etwas, das sie in einer äußerst ernsten Angelegenheit weiterbringen könnte. Es habe mit seiner Freundin Tracey zu tun.
    Kerr hörte drinnen in der Wohnung eine Tür knarren. Kevin »Casper« Donnelly, der vor ein paar Sekunden noch außer Haus gewesen war, schien auf geheimnisvolle Weise seinen Weg zurück in die mütterliche Wohnung gefunden zu haben.
    »Casper, sind Sie’s?«, fragte Kerr, als Donnelly hinter dem Rücken seiner Mutter im Dunkel auftauchte.
    Der Bursche war kaum zwanzig und wirkte auch so. Groß und schlaksig, mit einem Gesicht, das durchaus gut aussah, wenn einen Aknenarben nicht störten.
    Casper Donnelly nickte.
    »Was ist das mit Trace?«, fragte er.
    Kerr sagte, es sei vielleicht besser, wenn sie sich drinnen unterhalten könnten, und betonte noch einmal, dass gegen Donnelly nichts vorliege, zumindest nichts Neues. Casper stand natürlich auch in der landesweiten Polizeidatenbank PNC. Ein paar Autodiebstähle, ein paar Drogentransporte, als er praktischerweise noch minderjährig gewesen war, und diverse Einträge wegen Trunkenheit und ungebührlichem Benehmen. Was Kerr sagte, war jedoch nur zu wahr: Gegenwärtig gab es keine offenen Geschichten gegen Donnelly. Es bestand also kein Grund für ihn, nicht zu kooperieren, solange Kerr nicht fies wurde.
    Ein Fünfzehn-, Sechzehnjähriger verschwand in der Küche, als die Mutter voraus ins Wohnzimmer ging. Sicher Donnellys jüngerer Bruder. Ein weiterer Veteran jugendlichen Delinquententums. Kerr umriss Donnelly und seiner Mutter knapp, was Tracey nach eigenen Angaben zugestoßen war, nachdem sie Casper aus dem »Club Zoo« geworfen hatten. Er beschränkte sich aufs Nötigste, nannte keine Adressen und auch keine expliziten Einzelheiten, was den Sarg und das vorgebliche Begraben anging. Trotzdem sprang Donnelly aus dem schäbigen Sessel auf, in den er sich gesetzt hatte, und rief, dass er sofort zu ihr müsse.
    »Warten Sie noch eine Minute«, bat ihn Kerr, »dann fahre ich Sie hin. Erst brauche ich Ihre Version dessen, was gestern Abend vorgefallen ist.«
    Donnelly musste sich zunächst mal wieder beruhigen, aber dann passte sein Bericht über die Geschehnisse des letzten Abends ziemlich genau zu dem, was Tracey Heald ihnen erzählt hatte. Er spielte die Bedeutung ihres Streits herunter, der seiner Meinung nach nichts als ein kleines Geplänkel gewesen war, und behauptete, dass vier Rausschmeißer nötig gewesen seien, um ihn aus dem Laden hinauszukriegen, nicht nur die zwei (einschließlich einer Frau), von denen seine Freundin geredet hatte. Entscheidend war, dass Donnelly sagte, klar habe er den geschniegelten Typen in der Ecke gesehen, und auch die beiden Frauen, die bei ihm gewesen seien: »Die Saftärsche identifiziere ich ohne Problem, wenn’s Videobilder oder so gibt.«
    Kerr bat ihn um seine Handynummer und sagte, er könne dazu mit einem Anruf rechnen.
    Donnelly zog ein Päckchen blauer Rizlas aus der Tasche seiner Jeans, riss ein Stück Pappe davon ab und kritzelte seine Nummer mit dem zerkauten Kuli darauf, mit dem seine Mutter eben noch das Kreuzworträtsel in den ›News of the World‹ zu lösen versucht hatte, bevor Kerr in ihre sonntägliche Idylle geschneit war. Er gab ihm die Nummer, und Kerr steckte sie vorne in sein Notizbuch.
    »Ich sag Ihnen was«, sagte Donnelly und stand wieder auf, »sehen Sie zu, dass Sie die Typen erwischen, bevor ich sie kriege. Verflucht, das sag ich Ihnen.«
    Kerr schob die Sofakissen zur Seite und betrachtete die Sammlung Pillenfläschchen, die Donnellys Mutter eine Idee zu langsam dahinter hatte verschwinden lassen, als sie ins Wohnzimmer gekommen waren. Hauptsächlich Benzodiazepine, Beruhigungsmittel in allen möglichen verschreibungspflichtigen Ausführungen: Valium, Ativan, Centrax . . . und Kerr hätte darauf gewettet, dass keins davon über ein reguläres Rezept seinen Weg hierhergefunden hatte.
    »Dann werden Sie am besten erst mal den Dreck hier los, Casper«, sagte er nur. »Ich meine, wenn Sie wirklich vorhaben, sich

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