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Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Hodgman
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dann mache ich uns ein paar Sandwiches oder so. Irgendwo müsste ich noch was Essbares haben. Uns sind die Vorräte etwas ausgegangen, du weißt schon, Ende der Woche und so. James würde heute Abend gern das Auto ausleihen, damit wir zum Supermarkt fahren können.«
    » Nein, danke, meine Liebe. Ich habe keinen Hunger. Du weißt doch, dass ich nicht viel esse. Bei dieser Hitze tut das nicht gut. Ich bin nur vorbeigekommen, weil ich fragen wollte, ob ich mir Angelica heute Nachmittag ausleihen kann. Eine alte Freundin kommt zu Besuch und möchte unbedingt meine einzige Enkelin sehen. Nur gut, dass ich gekommen bin. Wie der arme kleine Schatz ausgesehen hat!«
    » Ja. Aber Jonathan Pickup war am Telefon, und ich konnte ihn nicht abwürgen. Und einfach einhängen wollte ich auch nicht. Was sollte ich machen?«
    » Nun, das ist natürlich deine Angelegenheit, meine Liebe.« Mit einem Blick zu der auf Seite drei aufgeschlagenen Zeitung verdrehte sie die Augen. » Ich an deiner Stelle würde allerdings …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende, sondern starrte zur Decke, als hätte sie Visionen. » Was für ein widerlicher kleiner Mann. Eigentlich hat man doch schon immer geahnt, dass irgendetwas mit ihm nicht ganz stimmt.«
    Ich gab das dampfende Hirn in Angelicas Häschenschüssel. Ich nahm das Baby seiner Großmutter ab, klemmte es mir mehr oder weniger aufrecht auf den Schoß und begann farblosen Glibber in seinen Mund zu schaufeln. Zu spät bemerkte ich, dass ich das Lätzchen vergessen hatte. Ich versuchte, die dünnen Ströme überschüssigen Essens, die aus Angelicas Mundwinkeln flossen, aufzufangen. Das forderte so viel Konzentration, dass ich kaum hörte, was mir James’ Mutter über die sehr relativen Vorteile von Fertignahrung gegenüber von fürsorglichen Müttern liebevoll den ganzen Morgen lang püriertem Essen zu sagen hatte. Angelica wollte es sowieso nicht. Mit dem Bananenpudding versuchte ich es erst gar nicht. Es war für uns beide eine Erleichterung, als wir die Mahlzeit endlich mit dem Fläschchen beenden konnten. Weil sie nicht viel gegessen hatte, rührte ich etwas mehr Pulver hinein. Als der Gummisauger über ihrem Mund schwebte, bebte Angelica vor Erwartung am ganzen Körper.
    Ihre Großmutter saß auf dem anderen Hocker und betrachtete zufrieden das Bild des Familienidylls. Nach dem Fläschchen versuchte ich mit einem feuchten Tuch die versprengten Hirnflecken auf Angelicas hübschem gelbem Strampler abzutupfen. Immerhin ging sie auf Besuch. Ich half, sie auf dem Autorücksitz zu verstauen. Aus den Weidentiefen ihrer Babytragetasche gluckste sie das Vinyldach an. Ihre Großmutter beugte sich über den Beifahrersitz zu mir und sagte etwas durchs Autofenster.
    » Ruf doch James an und sag ihm, er kann das Auto auf dem Heimweg von der Arbeit abholen. Angelica kann bis spätabends bei mir bleiben, dann könnt ihr in Ruhe eure Einkäufe erledigen.«
    » Ach, das ist lieb. Vielen Dank.« Mein Lächeln und die überraschte Dankbarkeit waren echt. Ich winkte begeistert zum Abschied.
    Eine hohe, heisere Stimme aus heiterem Himmel: » Sie ist ja total in das Baby vernarrt, man sieht’s auf den ersten Blick.«
    Sie stand mitten auf ihrem ganzen Stolz und Glück, doch ich hatte sie nicht gesehen.
    » Muss nett für Sie sein, die Familie ganz in der Nähe zu haben.« Sie lachte, als hätte sie einen Witz gemacht. » Kommen Sie doch mal kurz her. Ich muss Ihnen was zeigen.«
    Ich stieg über den Miniaturranchzaun und lief vorsichtig über den Rasen zu ihr. Sie griff in die Tasche des steifen braunen Kittels, den sie immer bei der Rasenarbeit trug. Mit der um irgendeinen Inhalt geballten Faust wedelte sie mir wütend vorm Gesicht herum.
    » Was haben Sie da?«
    Sie öffnete die Faust direkt unter meiner Nase. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich sie richtig sehen konnte: meine Muscheln.
    » Die hab ich gefunden. Heute früh. Auf meinem Rasen. Jemand hat sie dorthin geworfen. Wer macht denn so etwas, frage ich Sie. Vermutlich waren es Kinder. So was bringt mich auf die Palme. Da arbeitet man sich ab, damit das Grundstück anständig aussieht, und dann randalieren hier irgendwelche Deppen. Die hätten richtig Schaden anrichten können, wissen Sie das? Diese Dinger haben scharfe Kanten. Wenn man die in den Boden tritt, machen sie die Wurzeln kaputt. Haben die ein Glück, dass nichts passiert ist, sonst hätte ich die ganz schnell am Wickel, das sage ich Ihnen. Ich wette, es war der Zeitungsjunge. Der soll sich

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