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Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Hodgman
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wie sich kleine Schweißperlen bildeten. Das Telefon klingelte immer noch nicht.
    James leckte sich die Finger ab. » Ich geh jetzt besser«, sagte er. » Will möglichst früh anfangen, damit ich heute Abend nicht so spät heimkomme. Ich will die Türen reparieren. Danach können wir Mums Auto borgen und zum Supermarkt fahren.«
    Late-Night-Shopping am Freitag. Ich musste eine Liste schreiben. Ohne Liste konnte ich mich dem riesigen Supermarkt nicht stellen. Sie war wie eine Landkarte, mit der man sicher durch ihn durch- und auf der anderen Seite wieder herauskam. James ließ sich lieber treiben und durch die bunten Vorgebirge der Sonderangebote vom Kurs abbringen. Schilder mit riesigen roten Buchstaben lockten wie Sirenengesänge zu ordentlich gestapelten Türmen. Alles Dinge, die wir nicht brauchten. Wir gaben jedes Mal zu viel aus. Ich machte mir Sorgen wegen des Geldes, noch mehr aber wegen der vielen Plastikflaschen, leeren Dosen und dem ganzen Verpackungsmüll. Wie sollte ich das alles wieder loswerden?
    James war bereits auf dem Weg nach draußen. » Tschüss, Schatz.« Quietschen, ein Türenschlagen, und schon war er auf dem Weg in die wahre Welt.
    In ihrer Welt wachte Angelica auf. Ich hörte sie rascheln, schniefen und süß schnaufen. In meiner Welt fühlte ich mich durch nicht verwertbaren Abfall und das schweigende Telefon bedroht. In Angelicas Welt verdrängten Hunger und das Gefühl von Nässe die Sanftmut. Lautes Heulen.
    Der Morgen verlief nach eingespieltem Muster: Angelica wickeln und füttern. Angelica in einer gelben Plastikwanne auf der weißen Resopalfrühstücksbar mit den Silbersprenkeln baden. Angelica sauber und ordentlich verpacken und mit Nadeln zustecken, damit nichts ausläuft. Angelica zum Wagen tragen. Schütteres Mausehaar an einem Ende des rosafarbenen Bündels, rote Pummelfüße am anderen. Den Matratzenbezug des Kinderwagens wechseln. Angelica mit dem Gesicht nach oben hineinlegen. Ein Gummiband mit einer Reihe quadratischer und runder Plastikrasseln über den Kinderwagen spannen. Einen Sonnenschirm am Verdeck festmachen. Den Wagen um das Haus herum unters Schlafzimmerfenster schieben, wo ein junger Baum ein Schattenmosaik wirft. Ein feines Netz wie einen Schleier über den Wagen legen, damit keine Fliegen und andere Sachen reinkommen. Zurück ins Haus. Angelicas Gurgeln hören und wie sie gegen die Rasseln trampelt, die sie mit den Zehen zu erwischen versucht. Die Waschmaschine mit schmutziger Wäsche, einschließlich der, die ich am Lei b trage, beladen un d anschalten. Ins Bett gehen. Schlafen.
    *
    Das Telefon klingelte. Langsam tauchte ich aus einer Reihe kurzer Träume auf. Immer wieder hatte ich vergeblich versucht, läutende Glocken zum Schweigen zu bringen. Helles Licht. Ich wälzte mich aus dem Bett und lief in die richtige Richtung, kollidierte aber schmerzhaft mit der Türkante. Mein pochender angeschlagener Zeh verstärkte die dröhnenden Glocken in meinem Kopf und zwang mich zur Konzentration. Dann verstummten die Glocken. Das Telefon klingelte nicht mehr. Ich hatte es nicht rechtzeitig gescha fft. Mit et was mehr Schlaf wäre es mir vielleicht gelungen.
    Es war sehr heiß im Haus. Die Sonne musste direkt aufs Wellblechdach knallen. Wahrscheinlich war bereits Mittag, doch Angelica rührte sich noch nicht. Ich ging in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen, setzte den Kessel auf und nahm James’ Platz an der Frühstücksbar ein. Der Mercury lag auf der Doppelseite mit dem Gesellschaftsklatsch und den Kochrezepten aufgeblättert. Meine Augen überflogen die fetten schwarzen Buchstaben und die kleinen Fotos von Menschen in Totenstarre mit Tintenflecken auf der Haut. Eine Bildunterschrift lautete: » Mrs Barber trug ein langes Kleid aus geblümtem Chiffon auf blauem Untergrund, das durch lange Ärmel und eine Rouleauschleife in der Taille bestach.«
    Rouleauschleife – das klang klasse. Während ich den Pulverrest aus einer Dose Instantkaffee in eine Tasse kippte, Zucker darüberhäufte und alles mit kochendem Wasser übergoss, ließ ich mir den Ausdruck auf der Zunge zergehen. Jedes einzelne der beiden Worte. Ein Mantra. Am Spülbecken fand ich einen Bleistiftstummel, mit dem ich mich wieder auf den Hocker setzte. Ich begann meine Einkaufsliste auf den Rand der Rezeptseite zu schreiben.
    1 große Dose Instantkaffee
    2 Pfund Zucker
    Es stand neben einer Überschrift, die lautete:
    BRIOCHE MIT PFIFF
    Eine Brioche mal ganz anders! Man rollt eine köstliche

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