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Gleichbleibend Schoen

Gleichbleibend Schoen

Titel: Gleichbleibend Schoen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Hodgman
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nur vorsehen!«
    Ich schaute mitfühlend. » Ach je. Aber es ist doch sicher nichts kaputtgegangen, oder?«
    » Nein. Wahrscheinlich nicht. Trotzdem ist es eine Schande. Als wäre es nicht schon mühsam genug, die ganze Plackerei mit dem schlechten Boden und den vielen alten Baumwurzeln, die ich nicht rausbekommen habe. Und dann kommen noch irgendwelche Leute vorbei und schmeißen ihren Müll auf meinen Rasen.«
    » Warum ziehen Sie nachts nicht eine Plane drüber, wie sie es auf den Kricketplätzen machen?«, schlug ich vor. Die Größe passe doch ungefähr. Ich verabschiedete mich und ging ins Haus. Als ich durch die Wohnzimmerjalousie blinzelte, sah ich, wie sie darüber nachdachte, den Rasen abschritt und sich Notizen machte.
    Ich spülte das überall im Haus verstreute schmutzige Geschirr. Dann hängte ich die Wäsche auf die Wäschespinne im Garten. Von der anderen Seite des Hauses drang das unterschwellige Jaulen des elektrischen Rasenmähers herüber. Ich rief James an. Er war nicht da. Diesen Nachmittag sei er nicht im Büro, hieß es, aber sie hätten gehört, dass er später zurückkommen wolle. Ich hinterließ eine Nachricht, suchte die letzten Essensreste im Haus zusammen und stopfte sie zwischen zwei leicht altbackene Brotscheiben. Mit einem Buch und dem Sandwich ging ich ins Bett. Buch und Sandwich hielten etwa gleich lang vor, dann schlief ich ein. Schon halb im Traum dachte ich noch kurz daran, Jonathan zurückzurufen, um zu hören, was er machte. Wie es weiterging. Doch dann übermannte der Schlaf mich ganz. James war da und stand im Halbdunkel neben dem Bett. Ich erkannte seine Knie. Die Taille seiner Hose schien unter ihnen zu hängen. Anscheinend zog er sich gerade aus. Sehr langsam, aber logisch denkend, rückte ich auf die andere Bettseite. Er schlüpfte hinein und sah mich an.
    » Hey, tut mir leid. Ich wollte dich nicht wecken. Es sah nur so einladend aus. Du hattest dich so süß eingekuschelt. Und du fühlst dich gut an. Bis auf die Krümel.«
    » Wie spät ist es? Hast du meine Nachricht erhalten? Wir stehen besser auf. Ich habe noch keine Einkaufsliste geschrieben. Was machst du da?«
    » Zeit spielt keine Rolle. Ja, ich habe deine Nachricht erhalten. Deshalb bin ich ja früh nach Hause gekommen. Wir brauchen keine Liste, und du weißt ganz genau, was ich da mache. Ich mache gern noch ein bisschen weiter, vorausgesetzt, du hast nichts dagegen.« James war ein Gentleman, das Produkt einer perfekten Erziehung.
    Um diesen hohen Maßstäben Genüge zu tun, zeigten wir einander in den nächsten ein oder zwei Stunden jede Menge Schliff und Finessen. Sie waren wohl eher regelmäßiger Übung zu verdanken als der guten Kinderstube. Jedenfalls eine schöne Einstimmung aufs Wochenende, das wie im Flug und gut verstrich. Wir schafften es gerade noch rechtzeitig zum Supermarkt, sodass wir dort nicht lange herumtrödeln oder streiten konnten. Danach aßen wir in dem italienischen Restaurant im neuen Vorstadteinkaufszentrum zu Abend. Es hatte rot-weiß-karierte Tischdecken, schwarz-weiße Bodenfliesen und Kerzen und roch nach Farbe und Pasta.
    *
    Wir spielten das glücklich verheiratete junge Paar. Wir spielten sogar ziemlich gut und hielten es den ganzen Samstag und Sonntag über durch. Am Samstag dachte ich oft daran, Jonathan anzurufen, um zu hören, wie es ihm ging. Da James zu Hause war, überlegte ich sogar, am Samstagabend bei Jonathan vorbeizuschauen und auszuhelfen. Aber ich tat weder das eine noch das andere.
    Am Sonntagabend wurden meine Gewissensbisse stärker. James schlief, es war still im Haus – es gab keinen Hinderungsgrund. Doch noch hielt mich ein letzter Rest Wochenendstimmung gefangen. Ich schwebte in einer anderen Dimension. Handlungsunfähig. Als ich am großen Kiefernholztisch im Wohnzimmer saß, versuchte ich das Bild von Ben und Gloria heraufzubeschwören, doch ich sah nur verschwommene, blasse Schemen. Normalerweise spukten sie ständig in meinem Kopf herum, stets erreichbar für meine Gedanken. Wie ein Schattenspiel im Unterbewusstsein, von dem immer wieder vage Erinnerungsblasen ins Bewusstsein aufstiegen. Aber diesmal bekam ich das Bild nicht scharf. Ich saß am Tisch. Es war sehr still. Von Zeit zu Zeit rumpelte und rüttelte der alte Kühlschrank in der Küche, das einzige Geräusch weit und breit. Die Jalousien waren hochgezogen, und das Mondlicht war gerade stark genug, dass ich ohne zusätzliches Licht sehen konnte. Ich spielte Patience, Japanische Decke mit vier

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