Gleichbleibend Schoen
konnte etwas aus einem Rahmen springen und mich packen, mich zu den armen weißen Nacktschnecken in ihr fremdes Land unter der Sonne ziehen.
Da erblickte ich ein neues Gemälde. Riesige Aborigine-Gestalten vor einer Kulisse aus Eingeborenen-Grabpfosten und Totems. Sie starrten mich an. Weit hinter dieser eng zusammenstehenden Gruppe und der Grabpfostenbarrikade brannte und glühte die Landschaft. Alles am richtigen Platz und im richtigen Verhältnis. Das Bild musste eine Botschaft enthalten, aber heute war nicht der Tag, um sie zu entschlüsseln. Ich schaffte es zur Tür.
Ich holte meinen Leinenbeutel an der Garderobe ab und lief mit einem unheilvollen Gefühl ins heitere, immerwährende Sonnenlicht hinaus. Auf dem Platz mit dem Springbrunnen setzte ich mich auf eine Holzbank und aß die kalten Knackwürstchen.
Am einfachsten wäre es, nach Hause zu fahren und auf direktem Weg Angelica abzuholen. Ich nahm den nächsten Bus, doch dann überlegte ich es mir anders. Erst musste ich den schweren Beutel loswerden. Ich stieg eine Haltestelle vorher aus und ging die Straße entlang zu meinem Haus.
Stille. Es fühlte sich wie drei Uhr nachmittags an. Alle Frauen waren unten am Strand, alle außer mir und meiner Nachbarin. Ich sah sie in gebückter Haltung die kahlen Stellen auf ihrem Rasen inspizieren. Als ich näher kam, richtete sie sich auf und winkte mir fröhlich zu.
» Guten Tag. Sie sind ja früh zurück.«
» Ja, bin ich. Ich habe mich nicht wohlgefühlt, deshalb bin ich heimgekommen.«
» Wie schade. Kann ich was für Sie tun?«
» Nein, danke. Ich glaube, ich gehe einfach rein und lege mich ein bisschen hin.« Noch während ich das sagte, wurde mir wirklich übel.
» Ja, tun Sie das. Sicher ist es die Hitze. So wie’s aussieht, waren Sie einkaufen.« Sie schaute auf den Beutel. » Ein bisschen heiß, um so viel schweres Zeug mit sich herumzuschleppen.«
» Ja, stimmt.« Schmerz schoss mir den Arm hoch. Ich ließ den Beutel fallen und rannte ins Haus. Ich schaffte es gerade noch bis ins Badezimmer, wo ich mich übergab. Das Zittern und Schwitzen ließ nach. Vielleicht waren es die Würstchen gewesen. Ich wusch mein Gesicht, putzte mir die Zähne und ging nach draußen, um den Beutel zu holen. Meine Nachbarin schob Wache.
» Sie armes Ding. Sie sehen fürchterlich aus. Jetzt aber Marsch, raus aus der Hitze. Ich helfe Ihnen mit dieser Tasche.«
Mir fehlte die Kraft zu widersprechen. Ich führte sie durch die quietschende Tür ins Wohnzimmer. » Das ist wirklich sehr nett von Ihnen. Lassen Sie die Tasche einfach dort stehen. Sie ist voller Bücher. Ich werde sie später ins Regal stellen.«
» Bücher? Ich finde, es fühlt sich mehr wie eine Tonne Backsteine an.«
» Ja, sie sind ziemlich schwer. Tut mir leid. Also, ich glaube, ich lege mich jetzt besser eine Weile hin.«
» Tun Sie das, meine Liebe. Ich finde schon allein raus. Vorausgesetzt, ich kann wirklich nichts mehr für Sie tun.« Sie schaute sich neugierig im Zimmer um. » Sie lesen wohl viel. Mir persönlich fehlt die Zeit dazu. Immer in Bewegung, das kann ich Ihnen sagen. Also, bis demnächst, Liebes. Melden Sie sich einfach, wenn Sie irgendetwas brauchen.« Sie verschwand.
Ich ging ins Schlafzimmer, zog die Jalousien zu und legte mich aufs Bett. In der drückenden Hitze des endlosen Nachmittags überlegte ich, was ich mit meiner Zeit angefangen hatte, bevor mir die Ideen ausgingen. Ich gratulierte mir zu meinen dahinschwindenden Freundschaften. Übermorgen war Donnerstag, weiter wollte ich nicht denken. Allmählich begann ich mich besser zu fühlen. Ich stand auf und packte den Beutel aus. Die Peitsche war ein Problem, ich schob sie unters Bett. Dort konnte sie bleiben und allmählich in flockigen weißen Staubwirbeln versinken. Aus den Augen, aus dem Sinn. Stiefel und Pullover ließ ich für Donnerstag im Beutel. Ich versteckte sie hinter einem Stapel alter Zeitschriften auf dem Boden des Kleiderschranks, damit James sie nicht entdeckte und behalten wollte. Dann ging ich Angelica abholen.
Ich muss krank ausgesehen haben, denn meine Schwiegermutter zog mich ins Haus. Ich musste mich hinsetzen und einen Tee trinken. » Du solltest öfter raus an die frische Luft gehen.« Sie stand hinter mir. » Es tut dir nicht gut, den ganzen Tag im Haus herumzusitzen. Warum gehst du nachmittags nicht mit Angelica an den Strand? Sie ist so gerne dort, und es würde euch beiden so guttun. Vielleicht findest du ja Anschluss. Das sind wirklich nette Mädchen
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