Gleichbleibend Schoen
so wie es aussieht, schaffe ich es heute Abend wieder nicht nach Hause. Wir sind schon alle total k. o. hier und müssen noch ein Stück Film fertig machen, das wir morgen brauchen. Macht das was?«
» Nein, macht nichts. Aber du weißt, dass ich erst spätabends wieder zu Hause bin. Morgen ist Donnerstag. Könntest du nicht lieber heute Abend heimkommen und stattdessen morgen lang arbeiten? Das wäre super.«
» Tut mir leid, Schatz, aber ich habe jetzt schon alles so ausgemacht. Außerdem muss ich den Film bis morgen fertig haben. Kannst du nicht diesen Donnerstag ausfallen lassen? Es ist doch nur einer von vielen. Nächste Woche kommt der nächste. Vorausgesetzt, du kannst es so lange aufschieben.«
» Tut mir leid, James. Sie rechnen schon mit mir, und ich könnte ihnen nicht mehr früh genug absagen.«
» Na gut. Macht nichts. Wenigstens können wir uns morgen Abend kurz sehen. Und wir werden ein schönes Wochenende haben, das verspreche ich dir. Wir könnten uns das Auto ausleihen und ein Picknick machen. Ein bisschen frische Luft würde mir guttun, ich will mal einen Tag lang alles hinter mir lassen. Was meinst du? Hättest du Lust?«
» Ja, James. Das wäre wunderbar.«
Wir spielten unsere Wortspiele noch eine Weile weiter, sagten uns, dass wir uns liebten, und hängten ein.
Jetzt konnte ich mich bedenkenlos der Vorfreude auf den nächsten Tag hingeben. Oder doch nicht. Ich hockte noch im Dunkeln neben dem Telefon auf dem Boden, als ich jemanden an der Fliegengittertür kratzen hörte.
» Hallo, da drinnen.« Meine Nachbarin. » Sind Sie zu Hause?« Sie hielt inne. » Nur … wenn Sie … Ich würde Ihnen gerne etwas zeigen. Wenn Sie einen Moment Zeit hätten.«
War das Sarkasmus?
Sie kam ins Zimmer. Das Licht ging mit einem klickenden Geräusch an. Ich hielt mir die Augen zu und rollte mich seitwärts über den Teppich.
» Was ist los, Liebes?« Ein Hush-Puppy-Fuß stupste mich an. » Ist Ihnen etwa noch immer schlecht?«
Ich setzte mich auf und versicherte ihr, mich bester Gesundheit zu erfreuen.
» Na, dann ist ja alles in Ordnung. Also, jetzt sagen Sie mal, was halten Sie hiervon?« Sie hielt mir eine Hochglanzbroschüre unter die Nase.
Ich nahm sie entgegen und blätterte rasch durch. Vor meinen Augen tanzte in winzigen Trippelschritten eine Reihe Gartenzwerge vorbei. Sie standen auf, setzten sich wieder, wirbelten herum – eine beschwingte Tanztruppe in kleinen grünen Latzhosen und knallroten Mützen.
» Sie schauen ja gar nicht richtig«, warf mir meine Nachbarin vor. » Sie blättern viel zu schnell, um etwas zu sehen.«
Ich breitete die Broschüre auf dem Fußboden aus, und wir gingen sie gemeinsam durch, wobei sie mir ihren Plan erläuterte.
» Es ist für die Stellen, wo das Gras nicht richtig kommt«, erklärte sie. Wir betrachteten gerade einen schmiedeeisernen Vogelfutterplatz in verschnörkeltem spanischen Kolonialstil. » Ich dachte, wenn ich einfach ein paar Gartenmöbel über die Lücken stelle und vielleicht ein paar von diesen Burschen …«, ihr mit Grasflecken übersäter Zeigefinger tippte auf einen vorbeimarschierenden Gartenzwerg, » müsste alles viel besser wirken.«
Ich gab ihr recht, doch sie hörte gar nicht zu. In Gedanken war sie schon beim nächsten Problem. » Ganz so einfach wird es allerdings auch wieder nicht. Denken Sie nur an all den Staub von der Straße. Ich sehe mich schon meine gesamte Zeit mit Abstauben verbringen. Nichts als Arbeit, nie einen Moment Ruhe, aber so bin ich nun mal.«
Ich lächelte aufmunternd. Sie wandte sich zum Gehen.
» Also, so viel dazu. Und jetzt gehe ich heim und fülle gleich das Bestellformular aus.«
Ich begleitete sie zur Tür, die quietschend hinter ihr ins Schloss fiel. Ihr Stimme hallte durch die Dunkelheit.
» Diese Tür könnte ein paar Tropfen Öl vertragen, meine Liebe. Ich an Ihrer Stelle würde den Göttergatten gleich zur Arbeit abkommandieren. Also, gute Nacht.«
» Gute Nacht.« Ich ging ins Bett und schlief auf der Stelle ein.
*
Es war dunkel, als mein klopfendes Herz mich weckte. Es dröhnte mir bis in die Ohren. Ich lag bewegungslos da, bis es sich beruhigte. Mir war kalt. Ich tastete über die Bettkante und suchte auf dem Fußboden nach meinem Nachthemd, zog es unterm Bett hervor, schüttelte den Staub heraus und streifte es über. Dann ging ich in Angelicas Zimmer, stellte mich vor ihr Bett und lauschte ihrem Atem. Ich versuchte ihren leichten schnellen Rhythmus nachzuatmen. Ich hatte es mir nach
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