Gleichklang der Herzen
Geistliche.
„Sie haben Geld genug bekommen, um selbst den Satan zu verheiraten“, erwiderte Lord Kirkhampton. „Nun lassen Sie uns keine Zeit mehr versäumen.“
Der Geistliche öffnete sein Buch und trat einige Schritte näher, sodass er vor dem bewusstlosen Marquis und Romana stand.
„Sie müssen alle den Verstand verloren haben!“, schrie sie. „Ich will nicht verheiratet werden! Nicht so … nicht mit einem … Das ist ungeheuerlich. Das ist Blasphemie. Ich habe nicht die Absicht, mich an einen Mann binden zu lassen, den ich nicht kenne und nicht liebe.“
Sie merkte, dass weder Lord Kirkhampton noch der Geistliche auf ihre Worte hörten.
Da stieß sie hervor: „Ich werde nicht antworten. Nichts und niemand kann mich dazu zwingen.“
Lord Kirkhampton reagierte nicht mehr mit Worten. Er hob die Hand und schlug Romana ins Gesicht. Es klatschte so laut, dass es von den Wänden widerzuhallen schien.
Dieser Schlag ließ Romana taumeln, und sie brach halb in die Knie. Sie wäre zu Boden gesunken, wenn der Lord sie nicht festgehalten hätte.
Sie schrie auf. Es war ein Schrei des Entsetzens.
„Sie … Sie haben mich geschlagen!“, wimmerte sie.
„Und ich werde es wieder tun“, drohte Lord Kirkhampton, „wenn Sie weiter Widerstand leisten.“
Er hob seine Hand, während er sprach, und zog dabei gleichzeitig Romana wieder auf die Füße.
Sie war wie benommen von seinem Schlag und spürte eine Angst wie nie zuvor in ihrem Leben. Die Stimme wollte ihr nicht gehorchen.
Sie konnte sich nicht mehr wehren. Sie musste tun, was man von ihr verlangte.
Es schien, als sei sich Lord Kirkhampton sicher, dass sie ihren Widerstand aufgegeben hatte. Er ließ die eine Hand sinken und hielt mit der anderen noch immer Romanas Handgelenk fest. Sie wusste, dass er nicht zögern würde, sie erneut zu schlagen.
Ihre Wange brannte schon von seinem ersten Schlag. Ihr ganzer Kopf schien zu dröhnen.
Der Geistliche öffnete sein Gebetbuch.
Er sprach jedoch keines der üblichen Gebete. Stattdessen begann er mit den Worten: „Willst du, Vallient Alexander, Marquis von Sarne, die hier anwesende Romana zu deiner rechtmäßigen Gattin nehmen?“
„Ich will“, erwiderte Lord Kirkhampton mit einer Stimme, die. einem Fanfarenton glich, voller Triumph über einen bezwungenen Feind.
„Romana, willst du diesen Mann zu deinem rechtmäßigen Gatten nehmen?“
Romana meinte, aufbegehren zu müssen. Sie konnte dies alles doch nicht zulassen! Wie konnte sie denn einen Mann heiraten, den sie nicht einmal kannte und der – was noch viel schlimmer war – nichts von dem wusste, was mit ihm geschah.
Es war ein Verbrechen, das war ihr klar. Sie wusste auch, dass der Geistliche, der diese Zeremonie vornahm, ein sündiger Mann war, weder fromm noch gut. Diese Zeremonie war vorsätzlich geplant. Das Motiv waren Hass und Bosheit. Das spürte sie. Dieser Lord, der sie gefangen hielt, war voll davon.
Als der Geistliche auf ihre Antwort wartete und sie gerade sagen wollte, dass niemand sie zwingen könnte, unter so undurchsichtigen Umständen zu heiraten, fühlte sie, wie sich die Finger des Lords wie Eisenklammern um ihr Gelenk spannten, bis sie vor Schmerz aufstöhnte. Wieder hob er die Hand zum Schlag.
Obwohl sie sich einen Feigling schimpfte und obwohl sie sich dagegen auflehnte, hörte sie sich zitternd und leise sagen: „Ja, ich will.“
Als sie nun von London aus zu einem unbekannten Ziel unterwegs war, sagte sich Romana wieder, dass sie irgendwie versuchen müsste, zu fliehen, obgleich sie noch nicht wusste, wohin.
In ihrem Kopf ging alles durcheinander. Die Erlebnisse hatten sich überstürzt. Da war der herrische und finstere Lord Kirkhampton, dann der Marquis, der am Morgen darauf so ungeduldig mit ihr gewesen war, als er in die Halle herunterkam und sie ihn um seine Hilfe gebeten hatte.
Sie hatte Angst vor ihm gehabt, genau so große Angst wie in der Nacht zuvor bei Lord Kirkhampton.
Romana ahnte, dass es nur dem freundlichen Herrn, der ihr jetzt in der Kutsche gegenübersaß, zu verdanken war, dass der Mann, mit dem man sie verheiratet hatte, nicht seinen ganzen Zorn an ihr ausgelassen hatte.
Er hasst mich! Er wird mir wehtun, wenn er nur kann, dachte sie erschauernd.
„Ist Ihnen kalt?“, fragte Mister Barnham.
„Nein, nein!“, wehrte Romana rasch ab. „Es ist ein recht warmer Tag, und ich habe diesen wunderschönen Schal, den ich mir umlegen kann.“
Sie musste an den gestrigen Tag denken. Nach dem Essen, das
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