Gleichklang der Herzen
töten!“
Der Marquis sah Romana an, als fürchte er um ihren Verstand.
„Was sagen Sie da? Ich kann nur vermuten, dass es sich um einen schlechten Scherz handelt.“
„Nein! Es ist die Wahrheit“, sagte Romana eindringlich. „Lord Kirkhampton hat zwei Männer bestochen … Sie würden für Geld alles tun, was er von ihnen verlangt. Und er will, dass die beiden Sie töten!“
Romana klang sehr erregt, und der Marquis bemerkte, dass sie ernstlich besorgt war.
Einen Moment sah er sie schweigend an. Dann erklärte er: „Wenn das so ist, müssen wir ihm mit einer Überraschung aufwarten.“
Er ritt zu Archer hinüber, der mit Ben sprach.
„Weißt du, weshalb du hier bist, Archer?“
„Ja, die gnädige Frau hat mir alles erzählt, Mylord.“
„Hast du eine Waffe bei dir?“
„Ja, Mylord. Und ich habe auch für Ben eine mitgebracht und – für den Fall, dass Sie nicht bewaffnet sind – auch noch eine für Eure Lordschaft.“
Der Marquis lächelte.
„Ich dachte, dass ich zu einer Auktion unterwegs bin und nicht zu einer Schießerei, Archer.“
„Trotzdem scheint es, als könnte es ernst werden, Mylord.“
„Das fürchte ich auch.“
Der Marquis nahm die Pistole entgegen, die Archer ihm reichte.
Sie war recht klein, hur wenig größer als die, die Archer Romana gegeben hatte. Doch war es eine tödliche Waffe, besonders in der Hand eines Mannes, der ein Meisterschütze war.
„Wo, vermutest du, werden sie sein?“
„Ich habe auf dem langen Weg hierher darüber nachgedacht, Mylord, ich wüsste genau, wo ich warten würde, wenn ich einen Überfall plante.“
„Dann erklär mir, was wir zu erwarten haben“, meinte der Marquis.
Die drei Männer sprachen miteinander. Romana stand indessen mit ihrem Pferd etwas abseits.
Sie hatte so entsetzliche Angst gehabt, dass sie zu spät kommen würde, um den Marquis zu retten. Nun, da sie ihn noch rechtzeitig gefunden hatte, fühlte sie sich plötzlich erschöpft und matt. Es schien, als ob sie alle Kraft, die sie während des langen Ritts von London nach hier erfüllt hatte, nun verlassen hätte.
Wie erleichtert war sie gewesen, als sie mit Archer die Felder erreicht und in der Ferne den Marquis gesehen hatte. Lebend und unversehrt!
Während des langen Rittes hatten sie schreckliche Visionen gequält. Immer wieder glaubte sie, den Marquis in seinem Blut vor sich zu sehen. Doch nun musste sie sich nicht länger quälen. Der Marquis lebte. Sie sah ihn vor sich, und die Art, wie er zu Pferde saß, erweckte den Eindruck, als seien Mensch und Tier eine Einheit.
Ich habe ihn gerettet, dachte Romana dankbar.
Doch dann wurde ihr bewusst, dass dort drüben im Schatten der Bäume Lord Kirkhampton wartete.
Und weil die Angst sie wieder überfiel, ritt sie auf den Marquis zu.
„Jetzt, wo wir Sie warnen konnten, werden Sie sicherlich nach Hause zurückreiten wollen?“, fragte Romana.
„Und Kirkhampton auf eine nächste Gelegenheit warten lassen? Nein, Romana. Dieser Situation muss ich ins Auge sehen, und der richtige Moment dafür scheint mir gekommen.“
Sie erinnerte sich, dass er Lord Kirkhampton früher schon fordern wollte, nach allem, was mit ihm geschehen war. Doch Mister Barnham hatte ihm davon abgeraten.
Diesmal war der Marquis gezwungen, zu handeln.
Jetzt zu fliehen wäre wahrhaftig keine Lösung. Außerdem wäre es feige. Der Marquis bemerkte, dass Romana ihn beinahe verzweifelt ansah.
Er lächelte sie an. „Vertrauen Sie mir.“
„Sie können … man könnte Sie töten … oder schwer verletzen“, sagte Romana sehr leise.
„Ich werde versuchen, sie daran zu hindern. Aber nun möchte ich, dass Sie bis zum Waldrand mit uns kommen und dann dort im Schutz der Bäume auf uns warten. Auf keinen Fall dürfen Sie uns folgen oder in Gefahr geraten. Haben Sie mich verstanden?“
Romana nickte. Die Stimme wollte ihr nicht gehorchen.
„Ich will nicht, dass Ihnen etwas zustößt“, fuhr der Marquis fort.
„Ich werde darum beten, dass Ihnen nichts geschieht“, erwiderte Romana leise.
Dabei begegneten sich ihre Blicke und verweilten für einen Augenblick ineinander.
Dann wendete der Marquis sein Pferd, um mit Archer zu sprechen. Die drei Männer ritten gleich darauf in leichtem Tempo auf den Wald zu. Romana folgte ihnen.
Der Marquis hatte offensichtlich einen genauen Plan, wie er vorgehen wollte. Als er den Wald erreichte, begaben sich Archer an seine rechte und Ben an seine linke Seite.
Vor dem ersten Dickicht hielt er kurz an und
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