Gleichklang der Herzen
hatte, dass der Marquis sterben möge.
Ich würde keinem Menschen einen solchen Tod wünschen, sagte sie sich, und besonders nicht dem Marquis.
Sie empfand so, weil er so strahlend schön und stark war. Es wäre eine Tragödie mitzuerleben, wie man ihn umbringt, dehn er war noch viel zu jung, um zu sterben.
Dann fragte sich Romana, was sein Tod für sie persönlich bedeuten würde, und sie fürchtete sich vor der Antwort.
Der Marquis erwachte an diesem Morgen sehr früh. Das geschah nicht nur deshalb, weil es ihn drängte, zur Rennbahn zu gelangen. Es lag auch an seinem Bett im „Grünen Drachen“, das natürlich längst nicht so bequem war wie die Betten in seinen verschiedenen eigenen Häusern.
Der Marquis hatte eine Abneigung gegen Gasthöfe. Und wenn er es vermeiden konnte, ersparte er sich solche Übernachtungen.
Aber er hatte die Einladung Mister Stanleys, bei ihm die Nacht zu verbringen, absichtlich nicht angenommen. In seinem Brief, in dem er ihm Einzelheiten über den Verkauf mitgeteilt hatte, hatte ihn der Pferdebesitzer freundlich dazu aufgefordert. Doch gab es verschiedene Gründe für den Marquis, diese Einladung nicht anzunehmen.
Seine alten Freunde wussten, dass er reich war, und deshalb versuchten sie immer, ihm mehr aufzudrängen, als er eigentlich kaufen wollte.
Auch wollte er die Pferde kritisch begutachten und wusste, dass dies schwierig sein würde, wenn man ihm bereits zu viel über die Qualität der Tiere erzählt hatte, ob zu Recht oder zu Unrecht. Solche Erzählungen konnten sein Urteil trüben.
Mister Barnham kannte diese Bedenken seines Herrn, und so hatte er richtig vermutet, dass der Marquis im „Grünen Drachen“ übernachten würde, obwohl dort der Komfort nicht groß war. Jedoch war der Gasthof sauber und zumutbar, und schließlich ging es ja nur um eine Nacht.
Der Marquis war gerade aufgestanden, als sein Bursche ins Zimmer trat. Er brachte einen Krug mit heißem Rasierwasser und die Kleidung, die der Marquis an diesem Tag tragen wollte.
„Wie spät ist es, Jarvis?“, wollte der Marquis wissen.
„Genau fünf Uhr, Mylord. Sie hatten darum gebeten, um diese Zeit geweckt zu werden.“
„Schon gut! Hast du unten in der Küche gesagt, dass man mir ein Frühstück richtet?“
„Es wird in zehn Minuten fertig sein, Mylord.“
Der Marquis wusste, dass er sich immer auf seinen Burschen verlassen konnte. Jarvis diente ihm schon seit Jahren, und außer ihm selbst war er der pünktlichste Mann in der ganzen Grafschaft.
Der Marquis war daran gewöhnt, sich rasch anzukleiden. Im Gegensatz zu den Dandys, die fast den ganzen Morgen damit verbrachten, den Sitz ihrer Krawatte zu korrigieren oder sich darüber aufzuregen, dass ihre Stiefel nicht genug glänzten.
Nach genau zehn Minuten schritt der Marquis die Eichentreppe zu dem privaten Salon hinunter, wo sein Frühstück auf ihn wartete. Seine Erscheinung war tadellos wie die eines Schönlings, der Stunden damit verbracht hatte, sich herzurichten.
Nachdem er rasch und gut gefrühstückt hatte, bedankte sich der Marquis beim Wirt, der sich ehrerbietig vor ihm verneigte, für dessen Dienste. Dann schwang er sich in den Sattel des Pferdes, das für ihn bereitstand.
Als er gestern in Sarne House angekommen war, hatte er angeordnet, dass ein Reitknecht mit einem Pferd vorausreiten sollte, während er mit der Reisekutsche nach Baidock fuhr. Dieses Pferd sollte ihm am nächsten Morgen zur Verfügung stehen.
Archer, der seinen Herrn nicht wie gewöhnlich begleitete, hatte ihm einen Reitknecht mitgeschickt.
„Das wird eine günstige Gelegenheit für Ben sein, Mylord“, hatte Archer erklärt. „Er ist eifrig, und es wird gut für ihn sein, einmal allein mit zwei temperamentvollen Pferden fertig werden zu müssen.“
„Dann wollen wir nur hoffen, dass er sie sicher nach Baidock bringt“, hatte der Marquis trocken bemerkt.
„Er wird das schon zu Ihrer Zufriedenheit machen, Mylord. Ich würde sehr gern mit Eurer Lordschaft kommen, aber ich fürchte, dass Rufus einen Anflug von Lungenentzündung hat. Und hier ist niemand, dem ich ihn anvertrauen mag.“
„Ich verstehe das, Archer, obwohl ich gern deine Meinung gehört hätte, was Mister Stanleys Pferde angeht.“
„Ich habe die meisten schon einmal gesehen“, antwortete Archer. „Und ich habe von denen eine Liste gemacht, die Euer Lordschaft kaufen könnten, ohne …“
„Du bist immer tüchtig, Archer. Du weißt, wie sehr ich dein Urteil schätze.“
„Euer
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