Gleichklang der Herzen
zur Auktion umzubringen.“
Sie sah, wie ein Lächeln um die Lippen des Marquis spielte. Doch dann wurde er wieder ernst. „Wie konnte er wissen, dass ich dorthin wollte?“
„Das wollte ich gerade erzählen. Nicole sagte mir, dass der Lord hier in Sarne House einen Spion hat. Und auch einen in Schloss Sarne.“
„Einen Spion?“, rief der Marquis erregt.
„Ich war auch entsetzt darüber, dass einer der Diener Sie auf so gemeine Weise hintergehen soll.“
„Ich kann es kaum glauben! Kirkhampton muss diesen Leuten sehr viel Geld gezahlt haben. Ich habe bisher allen meinen Leuten bedingungslos vertraut.“
„Ja, ich weiß, dass Sie das taten“, meinte Romana.
Die Lippen des Marquis wurden schmal. Und da Romana wusste, wie sehr ihn diese Entdeckung schmerzte, sagte sie rasch: „Es muss sich um einen jüngeren Diener handeln. Ich bin ganz sicher, dass die älteren, die Ihnen schon lange Jahre dienen und Ihr Haus als ihre Heimat betrachten, niemals zu solcher Gemeinheit fähig wären.“
„Es war sehr mutig von Nicole, hierherzukommen“, meinte der Marquis.
„Ja, das war es“, stimmte ihm Romana zu. „Sie sagte mir auch, dass Lord Kirkhampton sie töten würde, wenn er erführe, was sie getan hat.“
„Nun, davor haben wir sie jetzt bewahrt.“
„Wir haben sie auch noch vor anderem bewahrt“, erklärte Romana. „Sie hat mir erzählt, dass Lord Kirkhampton sie geheiratet hat … zumindest hat sie das geglaubt.“
„Er hat sie geheiratet?“
Große Überraschung klang aus der Stimme des Marquis. Er drehte sich zu Romana um und sah sie erstaunt an.
„Ich habe Ihnen versichert, dass sie unschuldig ist. Sie würde niemals etwas so Niedriges tun, wie Sie vermuten.“
„Und Kirkhampton hatte vorgetäuscht, sie geheiratet zu haben?“
„Er hatte gesagt, dass es Gründe dafür gäbe, dass sie heimlich heirateten. Später hat Nicole erfahren, dass der Priester, der sie getraut hatte, Schauspieler war.“
„Das ist genau das Verhalten, das man von einem Mann wie Kirkhampton erwarten musste.“
„Nicole war so entsetzt, als sie die Wahrheit erfuhr, dass sie versuchte, ihn zu verlassen. Aber er wollte sie nicht gehen lassen. Er quälte sie, und sie hatte große Angst vor ihm. Genau wie ich.“
„Sie ist jetzt frei“, sagte der Marquis.
„Das dachte ich auch gerade. Und vielleicht erlauben“ Sie mir, ihr zu helfen …“
„Natürlich.“
Romanas Augen leuchteten auf.
„Das ist sehr nett und sehr großzügig von Ihnen.“
„Darf ich Sie nun darum bitten, mir meine Zweifel und mein Misstrauen zu verzeihen?“, fragte der Marquis.
„Ich verstehe jetzt, dass Ihre Zweifel nicht unbegründet waren“, erwiderte Romana leise.
Nach längerem Schweigen meinte der Marquis: „Da ich glaube, dass Sie sehr müde sind, möchte ich, dass Sie sich zur Ruhe begeben und mir gestatten, Nicole de Prêt aufzusuchen und ihr zu berichten, was geschehen ist. Soll ich das tun?“
„Ja, das wäre wunderbar. Ich muss zugeben, dass ich tatsächlich sehr erschöpft bin.“
Es waren nicht nur der lange Ritt und die Rückfahrt nach London, die über ihre Kräfte gegangen waren. Sie spürte, dass der Schock, einen Menschen getötet zu haben, sie noch immer sehr belastete. Auch sah sie in Gedanken noch immer den Toten vor sich.
Wie gerechtfertigt ihr Handeln auch gewesen sein mochte, es war schrecklich, was sie erlebt hatte.
Es schien, als ahnte der Marquis, was in Romana vorging. Seine Stimme klang sehr freundlich, als er sagte: „Denken Sie nicht mehr über das nach, was passiert ist. Legen Sie sich zur Ruhe, und sprechen Sie eines der Gedichte, die Ihr Vater übersetzt hat. Denken Sie an das Licht, das die Griechen sahen, als Apollo seine Strahlen über den Himmel schickte, die alles heilten, was er berührte, und die Nacht und Finsternis bannten.“
Romana schien glücklich zu sein. Und der Marquis fuhr fort: „Was immer auch im Leben mit uns geschieht, wir wissen, dass wir trotz allem immer wieder neu Schönes entdecken und erleben können. Und nur darauf kommt es wirklich an.“
Romana blickte ihn überrascht an. Dann fragte sie: „Wie können Sie so etwas sagen? Und wie kommt es, dass Sie Gedanken meines Vaters aussprechen? Warum ist mir das nie vorher bewusst geworden?“
Der Marquis lächelte.
„Ich fürchte, dass diese Erkenntnis auch für mich selbst recht neu ist. In den Kreisen, in denen ich in den vergangenen Jahren verkehrte, würde man an meinem Verstand zweifeln, wenn man mich so
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