Gleichklang der Herzen
erfahrenen Chirurgen. Er hatte in der Armee gedient und war mit Schusswunden vertraut.
„Nur um eine Spur tiefer, Euer Gnaden“, hatte er nach erfolgreichem Eingriff gesagt, „und Mr. Richard wäre unrettbar verlören.“
„Emerson, Ihnen sagt man nach, Sie könnten Wunder wirken“, hatte der Herzog darauf geantwortet. „Heute wurde ich selbst Augenzeuge eines solchen Wunders.“
Das Kompliment konnte dem Arzt jedoch kein Lächeln abgewinnen.
„Die Gefahr ist noch lange nicht gebannt“, sagte er. „Mr. Richard braucht die allerbeste Pflege. Aber wenigstens ist er gesund und kräftig, wie er es schon als Kind war.“
„Ja, das ist entschieden ein Punkt zu seinen Gunsten“, lautete die trockene Antwort des Herzogs.
Und als alles vorüber war, da hatte er keinen Schlaf gefunden. Er hatte wach gelegen und gehofft, Richard würde mit dem Leben davonkommen und Delyth vom Schicksal erhalten, was ihr gebührte. Schließlich war sie für die Situation verantwortlich. Beim Frühstück hatte er Major Haverington erzählt, was geschehen war. Dieser hatte sich skeptisch gezeigt: „Du wirst Lady Delyth nur sehr schwer loswerden. Nolan. Nach dieser Geschichte wird man sie gesellschaftlich noch mehr schneiden als bisher, sodass einzig und allein eine Ehe sie retten kann.“
„Ja, glaubst du denn, ich würde zulassen, dass sie Richard heiratet?“, hatte der Herzog fassungslos gefragt. „Nur über meine Leiche!“
Der Major war ihm darauf die Antwort schuldig geblieben, beide aber fühlten, dass Delyth Maulden zu einer Bedrohung werden konnte.
Während sie jetzt über die Wiesen ritten, auf denen die gelben Butterblumen wie kleine Sonnen leuchteten, sagte der Herzog: „Wenn Richard am Leben bleibt, werde ich ihm eine anständige Frau suchen.“
„Das ist genau der Ton, in dem du immer zu sagen pflegtest: ,Wir gehen in Kampfposition, und wenn unsere Chancen noch so klein sind!’„
„Zumindest sollte dieses Frauenzimmer ihm die Hoffnung ausgetrieben haben, er könne mit ihresgleichen glücklich werden!“, rief der Herzog heftig aus.
„Selbst wenn du sie hasst, musst du zugeben, dass sie schön ist.“
„Sie hat nicht die Art von Schönheit, die mir gefällt“, gab der Herzog zurück.
„Dann bist du anders als alle Männer in ganz London“, stellte der Major fest. „Selbst ich, obwohl ich sie verachte und weiß, wie verheerend ihr Einfluss auf junge Männer sein kann, selbst ich muss zugeben, dass sie bildschön ist.“
„Lass uns endlich aufhören, von ihr zu reden!“, rief der Herzog wütend aus. „Bevil, hilf mir, dass Richard sie vergisst und wir jemanden finden, der ihre Stelle einnimmt.“
„Bist du mit deinen Plänen nicht ein wenig voreilig?“
„Ich war schon immer der Ansicht, das beste Mittel gegen eine Liebesaffäre sei eine neue Affäre.“
„Vermutlich hast du recht. Aber wenn jemand so leidenschaftlich und blind verliebt ist wie Richard in Lady Delyth, dann wird es schwierig sein, seine Leidenschaft in andere Kanäle zu lenken.“
„Es mag schwierig sein, aber es ist genau das, was wir tun müssen“, lautete die scharfe Entgegnung des Herzogs. „Sobald es ihm besser geht, werde ich die richtige Art von Mädchen für ihn gefunden haben.“
Major Haverington antwortete nicht.
Wie es so seine Art war, plante der Herzog einen Feldzug, wobei er jede Einzelheit berücksichtigte und nichts dem Zufall überließ.
Insgeheim belustigt, beobachtete der Major, dass sein Freund wie ein militärischer Befehlshaber vorging.
Ob er aber einen Sieg erringen würde, wo es doch nicht um Soldaten und die Vernichtung eines militärischen Gegners ging, sondern um die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau?
„Ich weiß, was dir jetzt durch den Kopf geht“, unterbrach der Herzog die Gedanken des Majors. „Du kannst sicher sein, Bevil, dass ich in diesem Fall als Sieger hervorgehen werde.“
„Na, da wünsche ich dir viel Glück“, entgegnete Major Haverington. „Aber ich rate dir, deinen Gegner nicht zu unterschätzen.“
„Du meinst Delyth Maulden?“
„Eigentlich dachte ich an Richards Gefühle. Delyth stellt zwar ein Hindernis dar, aber mit ihr dürftest du fertig werden. Es wird viel schwieriger werden, jemanden zu finden, der bei Richard ihren Platz einnehmen könnte.“
Der Herzog schwieg. Nach einer Weile sagte er halblaut: „Es muss jemanden geben.“
Dabei dachte er an die Frauen, die er kannte. Sie waren alle schön und bezaubernd, doch in diesem Fall konnte er
Weitere Kostenlose Bücher