Gleichklang der Herzen
achten, dass Ihre Aussagen mit denen von Lady Delyth übereinstimmen. Was Sie sagen, ist dabei nicht so wichtig, weil keiner der beiden Kontrahenten Ihnen widersprechen wird.“
Sein Ton war schroff, denn er hatte Richards Verwundung als sehr schwerwiegend erkannt. Es bestand sogar die Gefahr, dass dieser an der sich selbst zugefügten Verwundung sterben würde.
Obwohl ein Transport nicht ganz ungefährlich war, wollte der Herzog Richard unbedingt in Hawkins’ Pflege geben. Zwar war auch Harris, der Kammerdiener Lord Trings, mit seinem Herrn im Krieg gewesen, doch Lord Tring war noch jung, und so war der Herzog davon überzeugt, dass auch sein Kammerdiener weniger Erfahrung in der Krankenpflege hatte als Hawkins. Hawkins diente dem Herzog immerhin schon seit zehn Jahren.
„Würden Sie wohl nachsehen, ob die Kutsche schon vorgefahren ist?“, fragte der Herzog laut. „Wenn alles bereit ist, können wir Richard hinunterschaffen. Noch etwas, Tring: Wenn der Sheriff kommt und Gadsbys Leichnam untersucht, dann muss dieser eine Duellpistole in der Hand halten, aus der vor Kurzem ein Schuss abgegeben wurde. Ist das klar?“
„Sie denken aber auch an alles, Sir!“, rief Lord Tring voller Bewunderung aus.
„Ich versuche es wenigstens“, erwiderte der Herzog.
Auf der langsamen Rückfahrt über gewundene Landstraßen hatte der Herzog gegen die Fahrtrichtung in der Kutsche Platz genommen.
Während er dasaß und den bewusstlosen Richard betrachtete, den man auf den Rücksitz gebettet hatte, kam ihm der Gedanke, dass es nur gerecht gewesen wäre, wenn Richard die zweite Kugel gegen Delyth Maulden anstatt gegen sich selbst gerichtet hätte.
Als erfahrenem Frauenkenner war ihm nicht entgangen, dass Delyth trotz ihrer äußerlichen Ruhe und Gelassenheit zutiefst erschüttert war. Aber in ihrer Selbstsucht konnte sie an niemand anderen denken als an sich.
Sie hatte jetzt nicht nur einen Geliebten verloren, sondern gleich zwei, den reichen Sir Joceline und Richard, dem ein Herzogtitel in Aussicht stand.
Die Tatsache, dass ihretwegen ein Duell ausgetragen worden war, würde niemanden weiter in Erstaunen setzen und ihrem ohnehin schon ramponierten Ruf nicht viel schaden.
Gleichzeitig aber war sich die Öffentlichkeit darin einig, dass keine anständige Frau aus guter Familie es so weit kommen lassen dürfte, dass man ihretwegen ein Duell austrug.
Trat dieser Fall dennoch ein, dann gaben sich alle Beteiligten allergrößte Mühe, die wahre Ursache zu vertuschen. Meist wurde irgendein anderer Grund vorgeschoben, um die betroffene Dame aus dem Spiel zu lassen.
Doch Lady Delyth mit ihren liederlichen, verkommenen Freunden wird sich zweifellos etwas darauf einbilden, überlegte der Herzog missmutig.
Nun, im Moment war jedenfalls sicher, dass kein Mann, dem wie Richard Titel und Vermögen in Aussicht standen, ihr je wieder einen Heiratsantrag machen würde. Deswegen stellte sich der Herzog die Frage, ob Delyth sich nicht trotz allem, was geschehen war, an das Verlöbnis klammern würde.
Dies war jedenfalls ein Grund gewesen, warum er sich entschlossen hatte, Richard von Tring Castle fortzuschaffen.
Wenn nämlich Delyth Maulden eine Möglichkeit sah, aus dieser schändlichen Angelegenheit unbeschadet herauszukommen und sich außerdem noch für die Zukunft abzusichern, dann würde sie davon Gebrauch machen.
War Richard erst auf Kingswood, so war es ein Leichtes, dafür zu sorgen, dass sie ihm nicht mehr in die Quere kam. Gleichzeitig würde man der Gesellschaft zu verstehen geben, dass das Verlöbnis ein jähes Ende gefunden hätte.
„Verdammtes Weibsstück!“, stieß der Herzog hervor und betrachtete das bleiche Antlitz seines bewusstlosen Erben. „Verdammtes Weibsstück, verfluchte Weiber! Im Grunde genommen sind sie sich alle gleich, eine wie die andere!“
2. KAPITEL
Der Herzog und Major Haverington ließen ihre Pferde über eine Meile in gestrecktem Galopp dahinpreschen, ehe sie in einen gemächlichen Trab verfielen.
Es war noch früh am Morgen. Die Sonne hatte den über dem Fluss hängenden Nebel noch nicht zu zerstreuen vermocht, und der Tau lag schwer auf dem Gras.
Trotz des Umstandes, dass der Herzog nicht vor fünf Uhr morgens ins Bett gekommen war, sah er erstaunlich frisch aus.
Nachdem er Richard nach Kingswood gebracht hatte, war ein Diener zum Dorfarzt geschickt worden. Dieser hatte nur mit großer Mühe die Kugel finden und entfernen können.
Zum Glück handelte es sich bei Dr. Emerson um einen
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