Gleichklang der Herzen
auf den Rückweg.
Sie befanden sich noch in einiger Entfernung von Kingswood, als sie das Haus erblickten, wie es sich deutlich vom Horizont abhob mit seinen Türmen und Dächern, die in der Sonne glänzten.
„Ich habe schon oft gedacht, dass Kingswood der schönste Herrensitz im ganzen Land ist“, sagte der Major nachdenklich.
„Da muss ich dir Recht geben“, meinte der Herzog, „aber ich bin natürlich nicht unvoreingenommen.“
„Das Haus ist viel zu groß für einen Alleinstehenden“, fuhr sein Freund fort. „Es sollten sich viele Kinder darin tummeln. Deine Kinder, Nolan.“
Der Herzog ritt wortlos weiter, und sein Freund stellte sich wieder einmal die Frage, was wohl der Grund dafür sein mochte, dass zwischen dem Herzog und den Frauen, die ihm so leidenschaftlich zugetan waren, eine unüberwindliche Schranke bestand.
Nicht Richard ist es, um den ich mich sorgen müsste, sondern Nolan, dachte der Major. Bestimmt wäre er als Ehemann viel glücklicher als jetzt.
Dieser Gedanke erschreckte ihn, denn nun hatte er sich eingestanden, dass er seinen Freund für unglücklich hielt. Dabei war Nolan so unermesslich reich und vom Schicksal begünstigt.
Niemand konnte es als Reiter mit ihm aufnehmen, niemand lenkte geschickter ein Vierergespann, niemand konnte besser mit der Pistole umgehen oder, wie er, professionelle Fechter besiegen.
Außerdem war der Herzog sehr belesen, wie der Major wohl wusste, obwohl er das Interesse an Büchern nicht mit seinem Freund teilte.
Sogar auf den Feldzügen hatte der Herzog immer einen gewissen Büchervorrat mit sich geführt. Er hatte zu einem Buch gegriffen, wenn er die Schrecken des Krieges vergessen wollte. Auf diese Weise konnte er der Wirklichkeit für eine Weile entfliehen.
Es muss doch eine Frau geben, die diese Vorliebe mit ihm teilt, grübelte der Major.
Doch es hatte sowieso keinen Sinn, dieses Thema anzusprechen. Der Herzog pflegte sich dann jedes Mal in sein Schneckenhaus zurückzuziehen, in eine Reserviertheit, die nicht einmal seine engsten Freunde zu durchdringen vermochten.
So ritten sie weiter und sprachen von der Frühjahrsaussaat, beobachteten die Fasane, deren Paarungszeit nun vorüber war, und die Krickenten, die paarweise in dem Bächlein schwammen, das die Wiese begrenzte.
Als sie sich der Meierei von Kingswood näherten, bemerkte der Herzog: „Ich habe jetzt einen guten Mann auf der Farm. Er züchtet die besten Jersey-Rinder seit Menschengedenken.“
„Ich würde sie gern sehen“, sagte der Major.
„Wir können morgen vorbeischauen“, versprach der Herzog. „Ich glaube, wir sollten uns jetzt lieber darum kümmern, wie es Richard geht.“
Ja, natürlich. Wann wollte der Arzt kommen?“
„Um neun.“
Sein Ton zeugte von höchster Besorgnis, und der Major hoffte um des Herzogs willen, Richard möge mit dem Leben davonkommen.
Als der Herzog ihm die ganze Affäre anvertraut hatte, war es für ihn zwar ein Schock gewesen, gleichzeitig aber war er nicht allzu sehr überrascht.
Früher oder später hatte Delyth Mauldens verheerende Wirkung auf die jungen Männer in einer Tragödie enden müssen.
„Morgen kann ich dir dann auch meine trächtigen Stuten zeigen“, sagte der Herzog gerade.
Da kam plötzlich aus einer Scheune am Rande des Farmgeländes eine Frau auf sie zu gelaufen.
Sie schwenkte die Arme, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und beide Reiter zügelten tatsächlich ihre Pferde.
Aus der Nähe sahen sie, dass die Frau sehr jung war und dass ihr helles Haar in der Sonne glänzte.
Das verschossene, bereits geflickte Kleid ließ darauf schließen, dass es sich um ein Bauernmädchen handelte.
„Was mag sie wollen?“, fragte der Herzog.
Das Mädchen; das nun vor ihnen stand, war völlig außer Atem und brachte zunächst kein Wort hervor.
Die beiden Männer warteten geduldig, bis es schließlich flehentlich hervorstieß: „Helfen Sie mir! Bitte, helfen Sie mir!“
„Was ist denn geschehen?“, fragte der Herzog.
Als das Mädchen zu sprechen begann, fiel dem Major auf, dass es auffallend hübsch war.
Das herzförmige Gesichtchen wurde von zwei großen Augen beherrscht, deren Wimpern trotz der Blondheit des Mädchens schwarz waren. Die Augen aber waren nicht einfach blau, sondern ähnelten einem bewölkten Himmel.
Zumindest sahen sie im Augenblick so aus, aber vielleicht war das nur auf ihre Angst zurückzuführen, die ihre Pupillen weitete.
„Also, was ist passiert?“, fragte der Herzog abermals.
„Mein
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