Gleichklang der Herzen
einer Frau ging, die ihn noch am Verlobungsabend betrogen hatte.
Vor dem Portal angekommen, ließ Lord Tring sich eilig aus dem Sattel gleiten, während der Herzog darauf bedacht war, in aller Ruhe abzusitzen, um den Eindruck von Gelassenheit zu erwecken.
In der großen Eingangshalle warteten zwei Lakaien, die sich beeilten, den Ankömmlingen Hüte und Reithandschuhe abzunehmen.
Lord Tring trug eine abwartende Haltung zur Schau, als bedürfe er für sein weiteres Vorgehen der Anweisungen des Herzogs.
„Wollten Sie nicht eine Kutsche vorfahren lassen?“, erinnerte ihn der Herzog.
„Ja, natürlich!“, versicherte Lord Tring.
Er gab die entsprechenden Anordnungen, worauf einer der Lakaien eilig zu den Stallungen lief. Nun erst schritt der Herzog die Treppe hinauf, geleitet von Lord Tring, der ihn zu dem breiten Flur führte, von dem die Herrschaftszimmer abgingen.
Der Herzog fand es überaus geschmacklos, dass man Lady Delyth den Raum überlassen hatte, der der Mutter Lord Trings bis zu ihrem Tod als Schlafzimmer gedient hatte.
Dieser Raum gehörte zu den Sehenswürdigkeiten des Schlosses. Königin Elisabeth sollte während einer ihrer Reisen durch das Land darin übernachtet haben. Man erzählte sich, dass die Vielzahl ihres Gefolges und der Prunk der ihr zu Ehren veranstalteten Festlichkeiten ihre Gastgeber an den Rand des Ruins gebracht hätten.
Lord Tring klopfte an und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten.
Delyth Maulden saß in einem verführerischen Neglige an ihrem Frisiertisch und betrachtete sich im Spiegel.
Das lange schwarze Haar fiel ihr lose über die Schultern. Ihr Gesicht, das, wie der Herzog sich unwillig eingestehen musste, hinreißend schön war, wirkte vollkommen beherrscht.
Sir Joceline, den eine Kugel mitten ins Herz getroffen hatte, lag auf dem Bett.
Ohne Lady Delyth weiter zu beachten, trat der Herzog ans Bett, um den Toten näher in Augenschein nehmen zu können.
„Sie müssen ihn ankleiden lassen“, wies er Lord Tring an. „Dann lassen Sie ihn hinaus auf den Gang schaffen. Laken und Überzüge müssen vernichtet werden. Ihr Kammerdiener muss das erledigen, ohne dass irgendjemand im Haus etwas davon bemerkt.“
Der Herzog wandte sich zum Gehen. „Ich möchte jetzt Richard sehen.“
„Ja, natürlich“, gab Lord Tring zurück.
„Haben Sie mir denn nichts zu sagen?“, warf Lady Delyth ein.
Der Herzog hielt inne. Nach kurzem Überlegen antwortete er ihr: „Sie werden aussagen, dass auf dem Flur ein Duell stattfand, ein Zweikampf zwischen zwei Herren, die beim Abendessen dem Alkohol zu reichlich zugesprochen hatten.“
Er ließ eine Pause eintreten, ehe er fortfuhr: „Sie waren zu diesem Zeitpunkt angekleidet. Der Streit begann, als Sie gemeinsam mit den Herren die Treppe hinaufgingen. Der Anlass war eine Nichtigkeit – sagen wir, ein Streit darüber, wer beim morgigen Ausritt Ihr Begleiter sein würde.“
Der Herzog sah sie eindringlich an, als er weitersprach.
„Eines muss Ihnen klar sein: Ich erfinde diese Geschichte keinesfalls, um Ihren Ruf zu retten, sondern nur, um Richard davor zu bewahren, wegen Mordes angeklagt zu werden.“
„Er ist ein hysterischer Narr, weiter nichts!“, rief Lady Delyth geringschätzig aus.
„Da gebe ich Ihnen Recht“, erwiderte der Herzog. „Und dazu völlig mit Blindheit geschlagen. Ansonsten hätten ihm die Augen darüber aufgehen müssen, was Sie eigentlich sind – eine Dirne!“
Seine Worte wirkten wie ein Peitschenschlag. Er machte energisch kehrt und verließ das Zimmer, gefolgt von Lord Tring.
Sie betraten nun den Raum, in den man Richard gebracht hatte. Der Herzog sah seinen Neffen angezogen auf dem Bett liegen. Sein Hemd war offen, und man sah, dass er einen Brustverband trug.
Richard war erschreckend bleich. Der Herzog legte ihm seine Hand auf die Stirn und fühlte, dass sie heiß war. Den Pulsschlag konnte er ebenfalls spüren, wenn auch nur schwach.
„Ich werde ihn mit zu mir nach Hause nehmen“, sagte er zu Lord Tring. „Sobald ich weg bin und Sir Jocelines Leiche bekleidet ist, reiten Sie schleunigst zum obersten Sheriff. Er war mit Ihrem Vater befreundet. Bestimmt wird er alles tun, was in seiner Macht steht, um Ihnen zu helfen.“
„Ich werde tun, was Sie sagen. Ich danke Ihnen, Sir.“
Der Respekt in seiner Stimme war nicht zu überhören. Lord Tring hatte das Gefühl, sein militärischer. Vorgesetzter habe sein Problem gelöst, wie so oft schon in der Vergangenheit.
„Sie müssen darauf
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