Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gleichklang der Herzen

Gleichklang der Herzen

Titel: Gleichklang der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cartland
Vom Netzwerk:
dir nicht anders überlegst und heiratest. Der Witwensitz steht leer, und ich würde mich freuen, dich ständig hier zu haben.“
    „Heiraten?“, wiederholte Richard.
    „Warum nicht? Es gibt Unmengen hübscher junger Damen in deinem Alter, Benedicta beispielsweise.“
    Der Herzog merkte, dass Richard niemals von allein auf diese Idee gekommen wäre.
    Er war zu klug, um die Sache weiterzuverfolgen. Der Junge sollte sich lieber ganz allein mit dem Gedanken vertraut machen. Ehe Richard auch nur ein Wort sagen konnte, hatte der Herzog die Uhr aus der Westentasche gezogen und ausgerufen: „Mein Pferd wartet. Ich komme später noch einmal vorbei.“
    Damit verließ er das Zimmer und lief die Treppe hinunter in die Halle, wo Benedicta bereits auf ihn wartete. Sie sah in ihrem blauen Reitkleid, das von einem Zylinder mit Gaze-Schleier modisch ergänzt wurde, reizend aus.
    „Ich war eben bei Richard, um ihm einen guten Morgen zu wünschen“, sagte er beinahe als Entschuldigung für sein Zuspätkommen.
    „Er hat eine ruhige Nacht hinter sich“, gab Benedicta zurück. „Auch Papa hat gut geschlafen.“
    „Dann können wir uns ja ruhigen Gewissens amüsieren, ohne uns um unsere Patienten Sorgen machen zu müssen.“ Benedicta lächelte. Wenig später jagten sie bereits Seite an Seite durch den Schlosspark, sodass das Wild vor ihnen davonstob und die Vögel in den Bäumen aufgescheucht wurden.
    Dem Herzog, der Benedicta nicht aus den Augen ließ, fiel auf, dass sie so anmutig und gekonnt im Sattel saß, als sei sie die geborene Reiterin.
    Wie hübsch sie ist, ging es ihm durch den Sinn. Sich in sie zu verlieben, müsste jedem Mann leicht fallen.
    Doch da fiel ihm etwas ein, was ihn die Stirn runzeln ließ. Er gab seinem Pferd so heftig die Sporen, als wollte er die Flucht ergreifen.
    Mittags kam ein älterer Freund des Herzogs, der sich nach Richard erkundigen wollte, und speiste mit ihnen.
    Zum Dinner aber waren sie wieder allein. Dabei überkam Benedicta das Gefühl, die Tafel mit ihren schimmernden Goldverzierungen und der Herzog in Abendkleidung seien anders als sonst und mit einem besonderen Zauber behaftet.
    Sie nahm alles viel bewusster wahr. Die Schönheit des Hauses, die Gegenwart des Herzogs, die Gespräche, die sie miteinander führten, das Gelächter, das den ernsten und gelehrten Hintergrund ihrer Unterhaltung durchbrach, das alles erschien ihr wie neu.
    „Ich werde den Verdacht nicht los, dass Sie dank meiner Bücher Ihren Verstand schärfen“, sagte der Herzog, nachdem sie über ein bestimmtes Thema hitzig debattiert hatten und er ihr schließlich Recht geben musste.
    „Das hoffe ich sehr. Bei meinem Verstand gibt es noch viel zu schärfen.“
    „Nun, ich sehe schon, dass ich in Zukunft nur noch Gelehrte aus Oxford einladen kann, die schrecklich langweilig sind, wenn man sie nicht ihr spezielles Steckenpferd reiten lässt.“
    Benedicta lachte,
    „Während Ihrer Abwesenheit kam mir der Gedanke, dass meine und Papas Anwesenheit Sie womöglich abhält, Geselligkeit zu pflegen, wie Sie es gewohnt sind.“
    „Warum sagen Sie das?
    „Auch wenn Papa unsichtbar bleibt, so ist es doch bedrückend zu wissen, einen Bewusstlosen im Hause zu haben“, erwiderte Benedicta. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass wir uns wieder auf den Weg machen sollten.“
    „Was?“ Der Herzog war fassungslos. „Wohin wollen Sie denn?“
    Sie vollführte eine kleine, hilflose Geste.
    „Ich weiß nicht. Vielleicht könnten Sie uns ein kleines Haus irgendwo auf dem Gut zur Verfügung stellen. Dort könnte ich Papa pflegen, ohne dass wir Ihnen zur Last fallen.“
    „Sie glauben, Sie wären mir eine Last? Und was ist mit Richard?“
    „Richard wird sicher bald so weit wiederhergestellt sein, dass man seine Freunde einladen kann, seine wirklichen Freunde, die sich mit ihm über gemeinsame Interessen unterhalten können – wozu ich nicht imstande bin.“
    „Soll das heißen, dass Sie Richard nicht unterhalten oder dass Richard Sie langweilt?“, fragte der Herzog scharf.
    „Das klingt, als wären Sie mir böse. Dabei versuche ich doch nur, zum Ausdruck zu bringen, dass Sie so überaus gütig zu mir und Papa sind, dass wir aber weder in Ihr noch in Richards Leben hineinpassen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil wir in verschiedenen Welten leben. Richard möchte, dass seine Londoner Freunde kommen und ihn mit dem letzten Klatsch versorgen. Er interessiert sich für Boxkämpfe, für die Wetten in den Clubs, die Sängerinnen im

Weitere Kostenlose Bücher