Gleichklang der Herzen
Kingswood ausschlagen!“
Benedicta wandte ihm ihr Antlitz zu. In ihrem Blick lag etwas, das er nicht verstand, und ihre Lippen bewegten sich, ohne dass ein Wort hörbar wurde.
„Es tut mir leid“, brachte sie schließlich heraus, „schrecklich leid, aber ich kann nur den Mann heiraten, den ich liebe.“
Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als sie schon aufstand und ohne Entschuldigung das Speisezimmer verließ.
Der Herzog genehmigte sich einen Brandy. Gewiss, er hatte das Richtige getan, ob er es aber richtig angefangen hatte, dessen war er nicht so sicher.
Er hatte Benedicta überrascht und erschreckt, was eigentlich wegen ihrer Unschuld und Bescheidenheit nicht weiter verwunderlich war.
Womit er aber nicht gerechnet hatte, war ihre kategorische Weigerung.
Dabei hegte sie bestimmt keine Abneigung gegen Richard. Er hatte oft genug gehört, wie sie mit ihm sprach. Nein, sie hätte nie so verständnisvoll und mitfühlend mit Richard umgehen können, wenn er ihr unsympathisch gewesen wäre.
Andererseits war Sympathie etwas ganz anderes als Liebe. Nun, er hätte in Betracht ziehen müssen, dass Benedicta, anders als die meisten Frauen in seinen Kreisen, keinen gesellschaftlichen Ehrgeiz kannte und sich von höheren Prinzipien und Idealen leiten ließ, als er zunächst für möglich gehalten hatte.
Konnte es denn sein, dass ein Mädchen ohne einen Pfennig in der Tasche, dessen Vater noch dazu todkrank war, diese sich bietende Möglichkeit nicht in Betracht zog?
Da kam dem Herzog ein Gedanke.
Benedicta hatte nicht gesagt, sie könne nicht heiraten, wenn sie nicht verliebt wäre, sondern, sie könne nur den heiraten, den sie liebe.
Der Herzog runzelte die Stirn.
Hatte er richtig gehört? Jedenfalls hatte er im Übereifer des Pläneschmiedens die Möglichkeit übersehen, dass Benedicta nämlich bereits verliebt sein könnte.
Und wenn das der Fall war, in wen?
Die Antwort darauf war nicht schwer zu finden.
Bevil Haverington hatte ihn von Anfang an gewarnt, dass er selbst am ehesten als Gegenstand ihrer Liebe infrage käme. Doch hatte sie sich wirklich in ihn verliebt?
Zugegeben, sie hatte sich sehr gefreut, als er aus London zurückgekommen war.
Und wenn sie gemeinsam ausritten, dann strahlte sie immer ganz besonders. Das allein aber reichte nicht aus, um ihn annehmen zu lassen, ihr Lächeln gelte ihm als Mann.
Vielleicht freute sie sich einfach über das Pferd, das sie ritt, oder über die Umgebung, in der sie sich befand. Schließlich war Kingswood der herrlichste Herrensitz Englands.
Nein, Benedicta hatte ihm niemals, wie viele andere Frauen, zu verstehen gegeben, dass seine Gegenwart ihr Herz höher schlagen ließ.
Bei den Frauen, die er umwarb oder die ihm Avancen machten, war stets eine gewisse Anziehungskraft, eine Spannung spürbar.
Im Grunde war es meist nur körperliches Verlangen, rasch entflammt und ebenso rasch gestillt.
Dennoch war ihm immer bewusst gewesen, dass die Zeit bis zum unausbleiblichen Abschied reich an gemeinsam genossenen Freuden war.
Mit Benedicta aber war es immer nur bei Gesprächen geblieben.
Während er die intellektuelle Herausforderung ihrer Gesellschaft genoss und gleichzeitig ihre Schönheit bewunderte, war ihm nicht einmal der Gedanke gekommen, er könne sie begehren, so sicher war er gewesen, dass sie genau die richtige Frau war, um Richards Leben in geordnete Bahnen zu lenken.
Nun aber fühlte sich der sonst so entschlossene und selbstsichere Herzog auf merkwürdige Weise verunsichert. „Verdammt!“, sagte er laut. „Wenn sie wirklich in mich verliebt sein sollte, dann hat sie eine sonderbare Art, es zu zeigen. Und je eher sie merkt, dass sie etwas Unmögliches will, desto besser.“
Er trank noch einen Brandy. Als er vom Tisch aufstand, hatte sich seine Laune nicht gebessert.
Weiber, immer diese Weiber!, dachte er. Sie machen nichts als Ärger, sind unverlässlich und obendrein undurchschaubar!
Am allerwenigsten hätte er geglaubt, dass Benedicta auch in diese Kategorie fiel.
Und dann sagte er sich, womöglich noch missmutiger, dass ihn diese Entdeckung umso überraschender traf, weil er Benedicta für ganz anders als die anderen Frauen gehalten hatte.
5. KAPITEL
Der Herzog verbrachte eine schlaflose Nacht.
Ruhelos warf er sich im Bett hin und her, verfolgt von Gedanken an Richard und Benedicta. Dazu kam noch eine andere, viel beunruhigendere Frage, die ihn nicht mehr losließ.
Die Folge davon war, dass er morgens schlecht gelaunt
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