Gleichklang der Herzen
Varieté.“
Da der Herzog dazu nichts sagte, fuhr Benedicta fort: „Bitte, Sie sollen nicht glauben, ich wäre nicht glücklich hier oder mit dieser Schicksalsfügung nicht zufrieden. Aber ich bin ehrlich und möchte Ihnen sagen, dass ich Richard jetzt, da er sich immer mehr erholt, nicht das geben kann, was er eigentlich braucht.“
„Meiner Meinung nach braucht Richard Liebe“, sagte der Herzog. „Wären Sie bereit, ihm die zu geben, Benedicta?“ Ihre Augen waren riesengroß vor Verwunderung, als sie mit ganz fremder Stimme entgegnete: „Was sagen Sie da?“
„Ich sage, dass es mich überglücklich machen würde, wenn Sie Richards Frau würden!
„Soll das ein. Scherz sein? Ich habe nie daran gedacht, dass …“
„Das weiß ich. Aber damit wäre nicht nur Richards Problern, sondern auch Ihres gelöst, Benedicta. Sie brauchen ein Zuhause und einen Ehemann, der für Sie sorgt. Richard hätte Ihnen sehr viel zu bieten.“
Benedicta war still. Sie musste das Gesagte erst verarbeiten. Schließlich hatte sie sich so weit gefasst, dass sie dem Herzog antworten konnte: „Richard liebt mich nicht.“
„Im Moment nicht, da gebe ich Ihnen Recht, doch steht es in Ihrer Macht, wie es in der Macht jeder Frau steht, ihn glücklich zu machen und dahin zu bringen, dass er sie liebt.“ Wieder trat Schweigen ein.
„Ich glaube, es wird sehr lange dauern, ehe Richard sich wieder verliebt“, sagte Benedicta dann. „Vielleicht wird er sein Herz wieder der Falschen schenken oder einer Frau, die Sie nicht billigen, doch ist Liebe nie vergeudet oder verloren.“
„Was erzählen Sie da?
„Liebe ist nicht nur das, was wir einem anderen geben“, gab Benedicta zögernd zur Antwort. „Liebe bereichert uns und hebt uns über uns selbst hinaus. Und mögen wir auch der Liebe wegen leiden, so trägt sie doch zu unserer seelischen Entwicklung bei.“
„Sie könnten Ihr Vater sein, wenn Sie so reden“, ließ sich der Herzog vernehmen, „und Sie reden von einer anderen Liebe als der, die Richard für eine Frau wie Delyth Maulden empfand.“
„Richard gab ihr sein Bestes“, sagte Benedicta mit Nachdruck. „Und das ist es, was für ihn zählt.“
Wieder trat Schweigen ein, bis schließlich Benedicta ihren ganzen Mut zusammennahm: „Es tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss. Sie wissen, dass ich alles tun würde, was in meiner Macht steht, um Ihnen zu Gefallen zu sein, aber ich könnte Richard nicht heiraten, selbst wenn er es wollte, was aber nicht der Fall ist.“
„Und warum könnten Sie ihn nicht heiraten?“
„Weil ich ihn nicht liebe.“
„Sie sind besessen von einem Wirrwarr törichter, romantischer Vorstellungen, die man in Büchern antrifft und die mit dem wirklichen Leben nichts zu tun haben.“
„Mit“ Ihrem Leben vielleicht nicht“, sagte sie da, „doch mit meinem sehr wohl.“
„Und wer ist für die Tochter eines Wanderpredigers dieser idealistischen, geistigen Liebe würdig, die für die meisten Menschen bloß romantisches Gewäsch ist?“
Er sah, wie sie zusammenzuckte. Er hatte sie verletzt, und darüber verspürte er Befriedigung.
Man musste ihr diese lächerlichen Ideen austreiben und ihr begreiflich machen, dass ihr soeben ein großartiges Angebot gemacht worden war, das Mädchen aus den allerbesten Familien mit beiden Händen und ohne zu überlegen ergriffen hätten.
Da ihr Starrsinn ihn ärgerte, sagte er in scharfem Befehlston: „Versuchen Sie doch mit dem Kopf zu denken und nicht mit jenem höchst wankelmütigen Organ, das die Frauen Herz nennen! Sie brauchen Geld und Geborgenheit, Sie brauchen eine Zukunft, in der Sie Kinder haben können, ohne sich fragen zu müssen, wovon die nächste Mahlzeit bestritten werden soll.“
Er ließ Benedicta nicht aus den Augen, als er fortfuhr: „Entschließen Sie sich endlich, Richards Herz zu gewinnen! Sie werden sehen, dass es nicht schwer ist. Sie werden dabei ebenso viel gewinnen wie er, und Ihre Zukunft wird sich glücklich gestalten.“
In dem nun eintretenden Schweigen schien seine Stimme noch nachzuhallen.
Nach einer Pause fragte der Herzog: „Nun? Wie lautet Ihre Antwort? Sie müssen doch genug Verstand besitzen, um zu begreifen, dass ich Ihnen einen vernünftigen Vorschlag unterbreite!“
Benedicta starrte blicklos die reich verzierte goldene Vase auf dem Tisch an.
„Hören Sie auf mich, Benedicta. Ich biete Ihnen ganz Kingswood. Das muss Ihnen doch etwas bedeuten. Sie können doch nicht ein Leben als Herzogin von
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