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Gleitflug

Gleitflug

Titel: Gleitflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Gine Goemans
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Ring.
    »Gehst du denn in die Kirche?« Erstaunt beugte Gieles sich vor. Er war wieder wach.
    »Boah, nee!«, rief Meike. »Ich doch nicht! Meine Eltern. Manchmal. Wie alle Ötzis bei uns.«
    »Ich bin früher auch in die Kirche gegangen. Mit meinen Eltern«, sagte Super Waling. Er wirkte jetzt etwas entspannter und bewegte sich ohne größere Schwierigkeiten durch den Verkehr. »Aber mein letzter Kirchenbesuch war bei der Beerdigung meines Vaters.«
    »Als ich das letzte Mal mitgegangen bin, hat mein Vater einen Witz erzählt«, sagte Meike. »Da sang nämlich ein Nonnenchor, und mein Vater fragte mich, ob ich wüsste, warum Nonnen keinen BH tragen.« Sie drehte sich zu Waling und Gieles um. »Na?«
    »Eine Scherzfrage?«, meinte Super Waling. »Ah, fein. Ähmmm, da muss ich erst drüber nachdenken.«
    Im Schneckentempo bog er auf den leeren Parkplatz des Pumpwerks ein.
    »Ihre Titten sind zu groß?«, riet Gieles und spürte, wie seine Wangen glühten. Noch nie hatte er einem Mädchen gegenüber dieses Wort gebraucht, und jetzt war es ihm herausgerutscht. Titten. Titten. Ein Wahnsinnswort. Er hätte es am liebsten zum Fenster hinaus gebrüllt.
    »Gott bietet Halt«, sagte Meike.
    »Was meinst du damit?«, fragte Gieles.
    »Warum tragen Nonnen keinen BH ? Gott bietet Halt.«
    Super Waling lachte sein ansteckendes Lachen. »Gott bietet Halt! Ha! Der war gut.«
    »Ja«, sagte Meike leise. »Nicht übel.«
    Waling parkte den Mietwagen so nah am Eingang wie möglich. Gieles stieg aus und überlegte, wie Super Waling sich nun fortbewegen wollte. Er war ja sonst nie ohne sein Elektromobil.
    »Ich habe meine Krücken mitgenommen«, sagte Waling, als könne er Gedanken lesen. Er wuchtete sich aus dem Auto. »Sie liegen im Kofferraum.«
    »Schaffst du’s?«, fragte Meike. Sie umklammerte ihr Tabakpäckchen und beobachtete Waling bei seiner gewaltigen Kraftanstrengung, als sähe sie einem Schwerathleten im Fernsehen zu.
    »Was reinpasst … muss auch wieder … raus können«, keuchte er und presste sich durch die Türöffnung.
    Gieles reichte ihm die Krücken. Waling stützte sich heftig atmend auf die Tür. Er sah besser aus als sonst, fand Gieles. Natürlich war er immer noch ein Fettklumpen. Außerdem trug er ein komisches T-Shirt, auf dem ein Hippie mit Zöpfen abgebildet war, und unter den Achseln hatten sich tümpelgroße Schweißflecken gebildet. Aber er hatte sich einen Bart stehen lassen, weshalb sein Hals weniger dick wirkte. Auch wie ihm die goldbraunen Locken auf die Schultern fielen, sah ganz okay aus. Und er trug Gieles’ Basketballschuhe ohne Schnürsenkel. Gieles fragte sich, ob Waling wohl Freunde hatte. Wahrscheinlich eher nicht. Es kostete wirklich Überwindung, sich mit ihm zu zeigen. Außer, es war einem sowieso alles scheißegal, wie Meike.
    »Geiles Shirt«, meinte sie. »Cooler Text.«
    WILLIE NELSON stand groß auf seiner Brust. BORN FOR TROUBLE .
    »Ich fürchte, das ist zu meinem Lebensmotto geworden«, murmelte Waling, während er mit den Krücken kämpfte.
    »Wer als Erster drin ist«, rief Meike und tat so, als ob sie zum Eingang sprinten wollte. »War nur Spaß. Wir helfen dir.« Sie griff nach seinem gigantischen Oberarm. Gieles zögerte. »Jetzt hilf mal«, befahl sie ihm.
    Es war das erste Mal, dass er Super Waling stützte. Er spürte warmes, weiches Fleisch.
    »Dein Arm ist so dick wie mein Hintern«, kicherte Meike.
    »O Gott. Das will ich doch nicht hoffen«, entgegnete Waling und machte den nächsten schweren Schritt. »Denn dann hättest du einen reichlich dicken … Po.«
    Gieles stimmte in sein Gelächter ein und konzentrierte sich auf die kurze Strecke zum Eingang. Zwischen ihnen schleppte sich Waling mit seinen Krücken durch die breite Tür.
    »Tag, Frau Geerts«, presste er mit letzter Kraft hervor.
    Die Empfangsmitarbeiterin schaute von ihrer Arbeit auf. Ein Lächeln erschien in ihrem Gesicht, machte aber sofort einem besorgten Ausdruck Platz. Gieles kannte die Frau mit den Gecko-Augen schon vom ersten Besuch.
    »Waling! Du zu Fuß?!«, sagte sie fassungslos und eilte auf ihn zu. »Wo ist dein Elektrokarren?«
    »Beim Autoverleih«, ächzte er und stemmte sich gegen die Krücken. Gieles und Meike flankierten ihn wie Buchstützen.
    »Warte, wir haben einen Rollstuhl!« Sie verschwand im Laufschritt in einem Lagerraum und kehrte mit dem Stuhl zurück. Er war schwarz und sah aus wie neu.
    »Da passt du unmöglich drauf«, meinte Meike. Sie hatten seine Arme

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