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Gleitflug

Gleitflug

Titel: Gleitflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Gine Goemans
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Morast. Die Feuerwehr konnte ihn aus seiner misslichen Lage befreien. Unser Korrespondent blieb glücklicherweise unverletzt und begab sich nach seinem wilden Ritt zum Line-Dance-Finale in der Tanzschule Fokker. Sie finden seinen swingenden Bericht auf Seite 3.
    Gieles wollte schon sagen, dass er den Mann kannte, schluckte die Worte aber mit dem Erdnussbutterbrot hinunter. Mit sojemandem wurde man nicht gern in Verbindung gebracht. Er schämte sich sogar, ihm in dem belebten Einkaufszentrum geholfen zu haben. Aber warum hatte Super Waling nichts von seinem Job bei der Zeitung erzählt?
    Gieles sah sich das Foto noch einmal an. Er hörte wieder das ansteckende Lachen und wurde tatsächlich ein wenig fröhlich, wie bei dem dicken Mann zu Hause.
    »Der wird sich schämen«, meinte Onkel Fred. »So dick zu sein, dass einen die Feuerwehr vom Acker ziehen muss, und dann kommt das auch noch in die Zeitung.«
    »So dick ist er auch wieder nicht«, sagte Gieles etwas ärgerlich. Er musste ihn doch anrufen und absagen. Das war höflicher, als ihn einfach am verabredeten Ort warten zu lassen.
    »Ich glaube, ich hab ihn mal bei einem Vortrag gesehen.« Onkel Fred setzte seine Lesebrille auf. »Nur war er da noch um einiges schlanker. Das ist ja oft so. Wenn Leute einmal Übergewicht haben, nehmen sie immer weiter zu, kaum jemals wieder ab.«
    Er betrachtete das Foto noch einmal genau und wiederholte mehrmals den Nachnamen. »Cittersen van Boven. Der Name kommt mir bekannt vor. Man traut ihm ja eigentlich nicht viel zu, wenn man ihn so sieht, aber der Name klingt, als wäre er von Adel. Würde mich nicht wundern, wenn er aus einer reichen Familie stammt.«
    Den ganzen Vormittag musste Gieles an Super Waling denken. Plötzlich war an dem Mann etwas Geheimnisvolles. Gegen Mittag stand er schon ungefähr auf einer Stufe mit Jan-Ove Waldner. Gieles meldete sich mit Durchfall krank und fuhr schnell nach Hause. Onkel Fred und sein Vater waren nicht da. Er stürmte die Treppen hinauf und googelte Waling Cittersen van Boven. 10 340 Ergebnisse. Eine Unzahl von Berichten in der Wochenzeitung. Gieles überflog die Überschriften. VORTRAG S CHWEIZER ALPEN IM DAMPFPUMPWERK. EHEPAAR VAN MAREL 50 JAHRE VERHEIRATET. JETZT AUCH SPEEDDATING IM DAMPFPUMPWERK. BAUER FINDET 150 JAHRE ALTEN SEEMANNSSTIEFEL. HEIRATEN JETZT AUCH IM DAMPFPUMPWERK. JUBELPAAR FEIERT GOLDENE HOCHZEIT. MEGASTORE FÜR ALPINISTEN ERÖFFNET. DAMPFPUMPWERK RESTAURIERT. PLATINHOCHZEIT IN WARTEHALLE. PLAYBOY FOTOGRAFIERT IM DAMPFPUMPWERK. COUNTRYMUSIK AUF HOCHZEITSMESSE.
    Es folgten noch viele weitere Berichte über Dampfpumpwerke und Leute, die sehr lange verheiratet waren. Aber auch nach mehreren Minuten Suche hatte er nichts über Super Waling selbst gefunden. Ob er adlig war, wie Onkel Fred meinte. Ob er im Geld schwamm. Das kam Gieles unwahrscheinlich vor. Super Walings Haus war klein.
    Gieles hörte die Gänse. Er ging zu dem kleinen Fenster im Flur und sah Toon auf dem Hof. Die Gänse bellten ihn aus sicherer Entfernung an, wobei sie wütend die Hälse krümmten. Niemand anders brachte sie so in Fahrt. Toon trat Kies in ihre Richtung und trottete zur Hintertür, die Hände in den Hosentaschen. Gieles klickte die Berichte von Super Waling und das Foto von der fast nackten Gravitation mit ihrem Kaninchen weg. Dann drehte er noch das Brett mit dem Plan um.
    Toon kam stampfend die Treppe herauf und ins Zimmer.
    »Hatte gehört, du wärst krank und nach Haus gefahren.« Er plumpste aufs Bett und legte sich hin. Seine Hand verschwand unter seiner Schulter und zog ein Buch hervor.
    Toon war jetzt auf dem Hauptschulzweig, nachdem er zweimal sitzengeblieben war. Gieles ging in die Vorbereitungsklasse für den Wechsel vom Fachoberschul- zum Gymnasialzweig.
    »Heut Nachmittag haste echt was verpasst.« Toon blätterte im niederländisch-französischen Wörterbuch.
    Gieles drehte sich mit dem Schreibtischstuhl hin und her und verschränkte die Arme. Unter den Achseln ballte er die Fäuste. Wenn Toon ein Gespräch begann, dann meistens mit: »Du hast echt was verpasst.« Normalerweise war es nichts Sensationelles, trotzdem gab Toon ihm jedes Mal das Gefühl, nicht dazuzugehören.
    »Kennst du Patricia? Patricia MT ?«
    Natürlich kannte Gieles sie, jeder kannte Patricia mit den Megatitten.
    »Ist im Abstellraum mit dem Putzmann erwischt worden. Mit dem Marokkaner. Waren am Bollern.« Toon machte Stoßbewegungen mit dem Becken und schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen triumphierend

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