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Gleitflug

Gleitflug

Titel: Gleitflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Gine Goemans
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Toon von früher, vor den Pickeln und den frisierten Mopeds.
    »Du hast echt keinen Plan. Wenn das Chick zum Beispiel auf der Seite liegt, ein Bein hoch, und du kniest zwischen den Beinen und hältst vielleicht das obere Bein fest … und das andere steckt zwischen deinen Beinen, dann … dann ist dein Schwanz irgendwie schief … gebogen … in ihr, so in ’nem Winkel von neunzig Grad Celsius.«
    Gieles begann hysterisch zu lachen. »Celsius! Weißt du, was du gesagt hast?! Celsius!«
    »Jahaah«, schwatzte Toon weiter, er war sich keiner Peinlichkeit bewusst. »Und wenn du pang! pang! pang! hörst, sind alle drei Ballons kaputt. Dann hast du echt ’ne weiche Banane. Ahhh, Scheiße, bei der Vorstellung tut mir der Sack weh …«
    Träge verschränkte Gieles die Hände hinter dem Kopf. Kleine Zweige kitzelten ihn im Rücken. In ein paar hundert Metern Entfernung hob eine Frachtmaschine ab, die Erde vibrierte. Einen winzigen Moment hatte er Angst, sie könne sich spalten und er für immer in der Tiefe verschwinden.
    »Ratatatata! Wir liegen genau in der Kampflinie!«, rief Toon und rollte sich vom Baumstamm hinunter. Seine Stimme war sehr laut, als würde er Gieles direkt ins Ohr brüllen.
    »Shit! Shit! Sie kommen … Die Aliens! In Deckung! Wuhaaa! Ich seh ein Ufo … Scheiße, Mann, meine Schwester hat heute E.T. gesehen. So ’n Uraltfilm. Und meine Mutter hat doch tatsächlich um die braune Kröte geheult. Die ist nämlich abgekratzt … ›E.T. nach Hause telefonieren‹ … Halt mal ’n Finger hoch …«
    Toon hielt Gieles den Zeigefinger vors Gesicht.
    »Lass den Scheiß. Das kenn ich.«
    »Nee, Mann, kein Furz … neehee, ich bölk dir auch nicht ins Gesicht … Nu mach schon … ›E.T. nach Hause telefonieren‹… dieser Troll hat ’ne Taschenlampe im Finger … Ehrlich, ’ne Taschenlampe!« Toon kicherte röchelnd. »Weißt du noch, der Hausbesetzer? Der Typ nebenan, mit dem Indianerzopf … Mit dem hab ich mal ’ne Bombe gebaut. So ’ne Farbbombe. Er hatte aus ’ner Taschenlampe die Innereien entfernt … Nee, warte, es war ’ne Birne, ’ne Glühbirne … und da kam die Farbe rein. Ich durfte das Ganze dann mit Kerzenwachs zumachen.«
    »Das wusste ich gar nicht«, sagte Gieles erstaunt.
    »Nee, Mann, du warst echt voll der Schneckenschiss. Die Farbballons waren dir schon zu viel.« Mit lächerlich hohem Stimmchen fuhr er fort: »Wir werfen doch keine Scheiben ein? Du, Tohooon, wir werfen doch keine Scheiben ein?«
    »Ich hatte keinen Schiss!«, rief Gieles.
    »Und dann die Golfbälle.« Toon zündete sich einen neuen Joint an. Er kaufte immer fertig gerollte. »Damit konnte man echt granatenmäßig schießen.«
    »Woher hattest du die eigentlich? Dein Vater spielt doch nicht Golf?« Gieles kannte überhaupt niemanden, der Golf spielte.
    »Au Mann, und dein Alter! Wie dein Alter in seinem bescheuerten Dinky Toy auf die Piste gerast kam und zu deinem Fenster raufstarrte. Scheiße, wir haben uns voll in die Hose geschissen.«
    »Der Pilot dachte, es wär ein Nest mit Eiern vom Himmel gefallen.« Bei der Erinnerung daran brüllte Gieles vor Lachen.
    Toon spuckte Schleim aus und holte tief Luft.
    »Du musst dir genau überlegen, wann du angreifst«, sagte er dann. »Das ist das Entscheidende bei einem PvP-Encounter.«
    »Was ist denn das wieder für Dünnschiss.« Gieles wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln.
    »Ich rede von World of Warcraft , du Vollsocke. PvP ist Player versus Player. Es gibt aber auch PvE: Player versus Environment. Und RP und RP-PvP oder so … He, soll ich dir den Arsch simsen?«, fragte er gähnend.
    Gieles starrte in den Himmel, er suchte vergeblich einen Stern. Hier gab es zu viel Licht und zu wenig Nacht. Die Raketen seines Vaters hörte er nicht mehr.
    Plötzlich musste er an das somalische Mädchen denken. Er trat mit voller Wucht gegen ihren Kopf und merkte, dass er nicht mit dem Rumpf verbunden war. Der Kopf rollte durch den Sand, und jedes Mal, wenn das Gesicht nach oben kam, verwandelte es sich, erst in das seiner Mutter, dann in das von Gravitation , dann in das von Sophia, dann sah er wieder seine Mutter, und so ging es weiter, bis sich der Kopf in seine kleine Gans verwandelte. Er musste nach Hause. Bestimmt wartete sie schon an der Tür auf ihn. Sie war so lieb, und so klein. Wenn sie bloß nicht von einem Fuchs geholt wurde!
    »He, ich hab dich was gefragt.« Toon saß aufrecht neben ihm.
    »Was?«
    »Ob du den dicken Arsch haben willst.«
    Fängt

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