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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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gesessen und ein Hemd gestopft. Er musste ihr sagen, dass sie sich zu solchen Arbeiten nach draußen setzen sollte, damit ihre Wangen Farbe bekamen. Sie bot ihm einen Stuhl am Tisch an. »Wollt Ihr Milchsuppe? Ich habe gerade welche für Duncan gemacht, aber Ihr wisst ja, ich bin keine gute Köchin.«
    »Nein, du bist keine gute Köchin, aber eine Geheimniskrämerin bist du. Ich sollte sehr böse auf dich sein. Wäre dein Mann hier, schnitte ich ihm selbst den Stecken, damit er dir den rechten Teil versohlt.«
    Mit blitzenden Augen sah sie ihn an, sodass er um ein Haar gelacht hätte. »Mein Mann schlägt mich nicht.«
    Jetzt lachte er wirklich. »Das kann ich mir denken, und daran tut er gut. Er soll stolz auf dich sein. Hier bringe ich dir Wein und Wurst, und jetzt komm einmal her und lass mich das Kleine sehen.«
    Widerwillig trat sie einen Schritt heran. »Es ist nur ein Mädchen.«
    »Ah bah! Nur ein Mädchen . Das weiß ich freilich, aber wer ein Mädchen kriegen kann, der kriegt auch stramme Buben, sieh dir die Mutter Morag an.« Er streckte die Hand aus und schob das Wolltuch von dem schlafenden Gesicht. Sofort musste er wieder lachen. Von kleinen Kindern verstand er nichts, ihm sah das eine verknautscht aus wie das andere, aber dieses erkannte er sofort. »Bist du sicher, dass es ein Mädchen ist? Wärst du’s nicht, hielte ich eine Wette darauf, es ist Sandy Og.« Der Gedanke berührte ihn. Kind von meinem Kind. Sandy Og war sein letztes Kind gewesen, stark und rothaarig und dabei so seltsam und empfindlich. In diesem Augenblick aber dachte der MacIain nicht an die Sorgen, die der Bengel ihm bereitet hatte, sondern an die Handvoll unschätzbarer Momente, in denen ermit seinem kleinen Sohn gealbert hatte, an den zahnlosen Mund, der sich zum weltvergessenen Lächeln verzog, die kleine Faust, die sich um seinen Daumen schloss. Der MacIain hob die schwere Pranke, berührte die Wange des Kindes und sah seine Finger dabei zittern.
    »Holt ihn nach Hause«, schnitt Sarahs Stimme in die Stille.
    »Was sagst du?«
    »Sandy Og, holt ihn nach Hause. Er hat seine Pflicht getan, oder nicht? Genügt es nicht, dass er sein Leben riskiert hat, um seine Männer zu befreien? Muss er um jeden Preis sterben, bevor er zurück in sein Tal darf?«
    »Sarah …«
    »Das sagt er auch immer, wenn er nicht weiterweiß«, unterbrach sie ihn. »Ihr aber seid der MacIain, von Euch erwarte ich ein klares Wort.«
    »Verfluchter Teufelskuss.« Er lehnte sich zurück. »Wir reden darüber nicht mit Frauen. Sandy Og kommt nach Hause, wenn er in Ballindalloch nicht mehr gebraucht wird, und der Rest geht euch Weiber nichts an.«
    » Mich geht er an.« Sie ging zum Feuer und schöpfte den Rest der Milchsuppe, der gewiss grässlich schmeckte, in einen Krug. »Es ist mein Mann , den Ihr in eine verlorene Schlacht geschickt habt und den Ihr jetzt auf einer nicht ausreichend befestigten Burg sitzen lasst, obgleich Ihr wisst, dass der König im Hochland Garnisonen baut und den Rebellen den Tod verspricht.«
    »Sag nicht der König , Sarah. Sag der Willie. Unser König heißt Jamie und kämpft in Irland für das Recht.«
    »Und verliert. Mir ist einerlei, ob es ›der König‹ oder ›der Willie‹ ist, der mir den Mann zu einem Haufen Blut und Fleisch und Knochen schießt.«
    »A graidh«, begann er, nicht sicher, ob er ihr den Mund verbieten oder versuchen sollte, sie zu beruhigen. Es war schwer mit ihr. Es hatte Tage gegeben, da war es schwer mit Morag gewesen, aber niemals so wie mit Sarah. Jäh spürte der MacIainwieder, wie es hinter seinen Schläfen klopfte. »Woher weißt du das? Das mit den Garnisonen, die der Willie bauen lässt?«
    Sie richtete sich auf, als habe das Kind kein Gewicht. Das liebte der MacIain an den Frauen des Hochlands: ihre Anmut, die auf Kraft beruhte. »Ich bin Sarah, die alles hört«, sagte sie stolz, »auch wenn ihr niemand etwas sagt. Jetzt bin ich Sarah, die zwei Kinder hat und einen Mann, der wie ein dummer Knabe danach lechzt, seinem Vater zu gefallen, und deshalb muss ich noch mehr hören.«
    »Sarah!« Er sprang auf und ließ sich sogleich wieder auf den Stuhl fallen. »Du sollst so über deinen Mann nicht sprechen. Dein Mann ist …«
    »Ein Held, ich weiß. Bevor er ein Held war, habt Ihr verächtlich über ihn gesprochen, und jetzt tue eben ich es.«
    »Warum, a graidh ? Alle Frauen in Glencoe wären stolz, einen Kerl mit solchem Mut zum Mann zu haben.«
    »Das ist mir einerlei. Wie die Frauen aus

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