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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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unter sich zu machen wie das Tier, als das er hier eingesperrt war. War noch etwas von dem Mann in ihm, der eine Frau geliebt, ihr Kinder gemacht, sie enttäuscht und verraten hatte? Ich wünschte, du könntest mich jetzt sehen, Sarah. Es stünde dir zu, und ich gönnte es dir.
    Weil er in dem verletzten Ohr nur den pfeifenden Ton hörte, nahm er erst wahr, dass die Tür sich öffnete, als in das schwarze Dunkel ein graues fiel. Kurz ließ sich eine Gestalt ausmachen, ein Mann mit langem Haar, doch gleich darauf schloss sich hinter ihm der Spalt, und das Dunkel war wieder schwarz. SandyOg spürte ein Sirren in der Luft, dann bekam er eine Ohrfeige, die ihm den Kopf zur Seite warf. Der Schmerz war ein Dolch, der das verletzte Ohr und von dort sein Hirn durchbohrte, ein brennender Dolch, und der pfeifende Ton füllte ihm den Schädel und gleich darauf den ganzen Raum. Als er endlich japsend wieder Luft holen konnte, schlug die Hand ihn zum zweiten Mal.
    »Das ist erst der Anfang.« Die Stimme kam von weither, wie durch Wolle. Rob Glenlyon. Sandy Og schmeckte Blut, keine Tropfen, sondern eine Quelle, die schneller sprudelte, als er schlucken konnte. Sooft er geschlagen worden war, sooft er sich gefürchtet hatte, war in seinen Ohren das Rauschen gewesen, als sei Wasser um ihn und er ertrinke, aber jetzt hörte er nur den pfeifenden Ton, der seine Angst ins Rasende steigerte.
    Eine Flamme teilte das Dunkel in Hälften. Rob Glenlyon trug eine Laterne bei sich, in deren Lichtschein Sandy Og sein Gesicht erkannte. War das besser? Schon als Kind hatte er sich nicht vorstellen können, dass ein Mensch einen anderen schlagen konnte, wenn er ihm ins Gesicht sah, dass er nicht stattdessen nach einem gesichtslosen Ding griff und es in seiner Wut zerdrosch. Glenlyon stellte die Laterne auf den Boden, stand langsam auf und trat den halben Schritt auf Sandy Og zu. Der hörte auf, Blut zu schlucken, und biss die Zähne aufeinander, damit ihm vor Angst kein Laut entfuhr. Kleine rote Lerche im Brombeerstrauch, sang er in seinem pfeifenden Kopf, wo war dein Nest letzte Nacht?
    Glenlyon zog etwas aus seinem Gurt. Ein dünnes Holz, eine Stockpeitsche, die er in beiden Händen bog. Dann bückte er sich, berührte Sandy Ogs Knie und schob ihm das Wolltuch des Kilts über den Schenkel nach oben.
    Sandy Og erschrak so sehr, dass er Glenlyon die gefesselten Hände an den Kopf schlug. Der schrie, taumelte zur Seite und prallte gegen die Tür. Kurz rieb er sich die Schläfe, dann hatte er sich wieder gefangen. »So, glaubst du, spielen wir, ja? Aber duhast dich getäuscht, schöner Freund. Du hast dich übel getäuscht.«
    Er stellte die Peitsche beiseite und machte sich an Sandy Ogs Ketten zu schaffen. Sandy Og zitterte so heftig, dass Glenlyon es spüren musste, dachte an seinen Vater, der ihn gelehrt hatte: Zeige nie einem Peiniger, dass er dir zusetzen kann. Bewahr deinen Stolz, verleide ihm die Freude. Er warf das alles in den Wind. Mochte Glenlyon seine Freude haben, wenn er nur aufhörte, ihm zuzusetzen. Der Geruch von Schweiß und blumigem Parfüm stieg ihm in die Nase. Als sein Peiniger von ihm abließ, waren Sandy Og die Hände im Nacken gefesselt. Schon glaubte er zu fühlen, wie das Blut in den Beugen seiner Ellenbogen stockte und wie seine Hände in Windeseile erkalteten.  
    Glenlyon bückte sich wieder. Sandy Og entfuhr ein Wimmern. Ich hab das alles verdient. Schlag mir den Kopf zu Brei und die Ohren taub, mach mich kirre im Dunkeln, aber tu das nicht mit mir, nicht das! Glenlyon schob ihm den Kilt über Schenkel und Hüfte hoch und sah ihn sich an. Sandy Og zog sich in sich zusammen, schrumpfte in sich hinein, bis kein Mensch mehr übrig war, sondern nur noch eine winzig kleine Kreatur, eine Made oder Kakerlake, die sich leicht zertreten ließ. Rote Lerche aus dem schwarzen Moor, bau nicht dein Nest in den Ozeanwellen. Glenlyons Hand griff ihm in den Schenkelmuskel, bohrte die Finger hinein, ließ dann, als sei er selbst erschrocken, wieder los und nahm die Peitsche, bog das Holz um, bis es beinahe brach, gab es frei und ließ es auf Sandy Ogs Schenkel schnellen.
    Der Schmerz war überwältigend, jagte Ströme bis in seinen Kopf. Als er schrie, entleerte sich seine Blase. Nun war ihm wenigstens auch das geschehen, und er brauchte es nicht mehr zu fürchten.
    Glenlyon lehnte sich zurück, holte beidhändig aus und verlor sich an den Rausch. Maßlos, zügellos, wahllos schlug er auf Schenkel, Bauch und Hüften ein. Übrig waren

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