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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Artikeln nichts zu wissen?«
    »Nun«, murmelte er noch einmal, »es erscheint nun doch der Wahrheit zu entsprechen, dass es solche Artikel gibt, dass darin Euer Vater, nicht Euer Gemahl und Hoheit höchstselbst als Monarch von Schottland genannt wird, dass der Vertrag mit Euch nichtig wird, sollte Euer Vater ihm nicht zustimmen, und dass das Hochland auf einen Wink von ihm in Waffen stünde. Euer Gemahl und einer seiner Staatssekretäre sind zu dem Schluss gekommen, dass jetzt ein Schnitt vonnöten ist, der die Spreu vom Weizen scheidet.«
    Was jener letzte Satz besagen sollte, blieb Mary verschlossen, dochsie hütete sich, Burnet danach zu fragen. Der fügte hinzu: »Im Übrigen hätte der Herr von Breadalbane Hoheit davon in Kenntnis setzen müssen, dass nicht alle Chiefs im fraglichen Gebiet den Vertrag von Achallader unterzeichnet haben.«
    Sie wusste nicht, wem sie mehr zürnte, Breadalbanes Hochländern, die sie trotz ihrer Güte betrogen hatten, oder Burnet, William, Dalrymple und ihren Intimi, die hämisch darüber lächeln mochten. Bereits am folgenden Tag erreichte sie ein Gesuch des Staatsrats in Edinburgh, das ihr Gelegenheit gab, beide auf einmal zu strafen.
    Zwei junge Hochlandchiefs und eine Handvoll ihrer Männer hatten irgendwo ein Transportschiff überfallen, saßen auf einer Garnison in Haft und harrten eines Urteils. Burnet wollte ihr den Bogen aus der Hand nehmen, sie aber erklärte ihm, sie bedürfe seiner Hilfe nicht und befinde in Zukunft über derlei Belange allein. Die Antwort an den Rat – den Befehl, die Verräter mit dem Tod zu strafen – wollte sie des Abends in ihrem Schreibzimmer abfassen und sich dazu einen schweren Dessertwein und eine erlesene Auswahl Konfekt servieren lassen. Beides hatte sie wegen ihrer Beschwerden seit Wochen nicht mehr genießen können.
    Ehe es aber dazu kommen konnte, tauchte ein weiteres Schreiben auf, das ausdrücklich vertraulich und einzig für die Augen der Königin bestimmt war, das aber von jemandem, der sich nun natürlich nicht mehr auffinden ließ, erbrochen und verschleppt worden war. Der Brief war bereits vor Tagen eingetroffen, und die fade Ausflucht, mit der Burnet ihn überreichte, machte nichts daran besser.
    Mary zog sich zu Wein und Naschwerk zurück und las den Brief. Ihr graute davor, erneut verletzt zu werden, doch sie sagte sich, sie habe schließlich die Sträflinge auf der Garnison, um Vergeltung zu üben. Statt sie an den Galgen zu schicken, besaß sie in diesem barbarischen Land auch die Möglichkeit, sie in vier Teile hacken zu lassen, und wer Liebe mit Füßen trat, hatte nichts Milderes verdient. Mühsam zwang sie sich, einen Kelch voll Wein zu leeren, wobei ihr Tränen die Sicht erschwerten. Dieser Brief war keine Geißel, die an ihren Wunden riss, sondern eine liebevolle Hand, die Salbe aufstrich.
    »Mary«, las sie und hätte ob der Respektlosigkeit aufbegehren müssen, fühlte aber nichts als Freude, dass jemand sie beim Namen nannte, »Hoheit, verehrte Tochter meines Königs.« Ihren Vater einen König zu nennen war Hochverrat, doch der Schreiber tat es nicht, um ihrer zu spotten, sondern weil er es nicht besser wusste und ein wenig ungehobelt war. Gerade das machte seine Ehrerbietung redlich, Mary hatte ein Gespür dafür, bei all dem Bösen, das sie erlitten hatte, war dieses Gespür nicht versiegt. Der schlichte Mann, ein Chief des Hochlands, schrieb von seiner Wertschätzung für sie.»Es würde mir viel Schmerz bereiten, wenn Euch ein Leid geschähe«, schrieb er. »Vergesst nie, dass Ihr eine Stuart seid und dass unter dem Dach jedes aufrechten Schotten Schutz auf Euch warten wird, wann immer Ihr seiner bedürft.«
    Den Brief zu lesen war Heimkehr – in eine Heimat, die ihr Vater verschmäht hatte und von der William nichts ahnte. Mary schenkte sich noch einmal den Kelch voll Wein. Der Mann, der mit seinem vollen Namen – Ewen Cameron von Lochiel – unterzeichnet hatte, beschwor sie, sich nicht von falschen Freunden Gift einträufeln zu lassen und den zerbrechlichen Frieden nicht zu gefährden. »Ihr wie ich wünscht nicht, dass Christenblut vergossen wird und den Boden unserer Heimat tränkt. Die jungen Männer auf Fort William haben einen Fehler begangen und werden von ihren Älteren Strafe erhalten. Ihr und ich aber wissen, wie junge Leute sind. Die schießen ins Kraut und schlagen über die Stränge, und wenn sie dafür den Tod verdienen, wie Eure Berater fordern mögen, gäbe es im Land bald mehr alte

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