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Glencoe - Historischer Roman

Titel: Glencoe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Nachricht zu sorgen, die Menzies bei sich trug. Carwhin hatte ebensowenig wie jeder andere Beteiligte noch mit Menzies’ Kommen gerechnet.
    Der Läufer von Marathon brach auf den Stufen seines Hauses zusammen. Er sagte nicht: »Wir haben gesiegt«, sondern übergab wortlos das unschätzbare Papier, ehe er das Bewusstsein verlor.
    Gegen Abend kam Menzies noch einmal zu sich. Da hatten ihm Carwhins Bedienstete bereits ein Bett bereitet und drängten ihn, sich vor der Weiterfahrt auszuschlafen. Major Menzies aber konnte erst wieder schlafen, als Carwhin selbst ihm versichert hatte, dass sich eine Abschrift des Dokuments auf dem Weg zu Breadalbanes Kammerherrn befand und von diesem schnellstmöglich verbreitet werden würde. Wie die meisten Männer seines Schlages traute Major Menzies Breadalbane nicht so weit, wie er ihn hätte werfen können, aber er wusste, dass den Grafenin dieser Frage dieselbe Furcht umtrieb wie ihn und dass diesem ebenso daran gelegen war, das Gefürchtete zu verhindern.
    Am Morgen reiste Menzies mit frischen Kräften zu seiner Familie nach Pertshire weiter, wo er aufgrund des wüstesten Wetters erst zwei Tage später eintraf. Um nichts ungetan zu lassen, entsandte er eigene Boten nach Lochaber, die den Schneestürmen trotzen und Abschriften der Nachricht in die Täler schaffen sollten. Das Dokument, das ihm all diese Strapazen wert gewesen war, erreichte am Morgen des 28. Dezember Lochiel. Es war auf den folgenden Wortlaut abgefasst:
    An Unseren vertrauten, geliebten Generalmajor Thomas Buchan oder an den Offizier, der Unsere Truppen in Unserem angestammten Königreich Schottland kommandiert.
    Vertrauter, Geliebter, Wir grüßen Euch bestens. Durch Unseren vertrauten, geliebten Sir George Barclay, Brigadier Unserer Truppen, ebenso wie durch Unseren vertrauten, geliebten Major Duncan Menzies sind Wir über die Lage Unserer Untertanen im Hochland in Kenntnis gesetzt. Wir haben es daher für angebracht befunden, Euch hiermit zu Folgendem zu autorisieren: Unseren besagten Untertanen, die bisher Unserer Sache so treulich gedient haben, mögt Ihr Unsere Erlaubnis erteilen, zu tun, was für ihre und Eure Sicherheit am besten scheint. Um selbiges zu tun, sei dieses Papier Eure Legitimation.
    Saint-Germain-en-Laye, am heutigen 12. Dezember 1691, im siebenten Jahr Unserer Regierung.
    James Rex.
    Zwischen der Bitte um jenes Schriftstück und dessen Erstellung hatte der exilierte König aus nicht bezeichneten Gründen drei volle Monate verstreichen lassen.

    Solange die Stürme sich noch ab und an beruhigt hatten, hatte Sandy Og Duncan und Angus erlaubt, ihm zu helfen, wenn er den Weg zu seiner Tür vom Schnee freischaufelte. Seit das Zorngebrüll das Haus aber Tag und Nacht in seinen Festen erschütterte, verbot er es ihnen, verwies sie nach drinnen und ließ sich auch durch ihr Murren nicht erweichen. Sarah lachte über ihn, weil sie ihn mit den Kindern nur nachgiebig kannte, und natürlich war es albern. Angus war schließlich schon ein junger Mann, den blies so schnell kein Wind um. Sandy Og jedoch gefiel es, seine Familie sicher in seinem Haus zu wissen und seine Kinder wie Juwelen zu hüten, mochten sie ihm dafür zürnen, wie sie wollten.
    In jenen Augenblicken, in denen er sich trotz der schneidenden Kälte in Schweiß arbeitete, um den Weg begehbar zu halten, in denen er der Rauchfahne zusah, die sich einen Weg durchs Schneegestöber bahnte, und in denen er auf seinen frisch geküssten Wangen Flocken schmelzen fühlte, liebte er das Leben über jedes Maß. Wenn es so weit war, wollte er ebendas seinem Vater sagen, selbst wenn ihm die Worte zweifellos verklumpen würden. Verdammt, wir leben doch nicht nur, weil Sterben schwerer wäre!
    Als es nach Sankt Stefan noch immer nicht so weit war, wusste er, dass er nicht länger warten durfte. Das Wetter wurde täglich übler, und es war kein Verlass darauf, dass Nachrichten von Tal zu Tal gelangten, weshalb er auch noch immer nicht wusste, ob bereits Chiefs in die Knie gegangen waren und den Eid geschworen hatten. Solange sie alle starr bei ihrer Haltung blieben, bestand Hoffnung, dass die Regierung mit den Zähnen knirschte und die Frist verlängerte, sobald aber die Ersten einbrachen, war jeder, der zurückblieb, in Gefahr. Seine Schonzeit war vorüber. Von allen Möglichkeiten war die schlimmste eingetreten: die, in der kein König ihn aus seinem Eid entließ, sondern er den Eid aus freien Stücken brechen musste.
    Sandy Og würde geächtet sein, und

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