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Glennkill: Ein Schafskrimmi

Glennkill: Ein Schafskrimmi

Titel: Glennkill: Ein Schafskrimmi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Swann
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um den Tom O’Malley die Menschenherde versammelt hatte. Er war nicht tief genug in den Boden gerammt worden, hatte sich zur Seite geneigt und war endlich umgefallen. Mopple starrte den Spaten böse an. Menschengerät gehörte in den Geräteschuppen und nicht auf die Weide. Dieser Spaten roch allerdings gar nicht so, wie Menschengerät normalerweise riecht, nach Handschweiß, Ärger und stechenden Dingen. An diesem Spaten hing nur noch eine zarte Erinnerung von Menschendunst, sonst roch er glatt und sauber wie ein feuchter Kieselstein.
    Aber wenn man genau hinroch, konnte man feststellen, dass die Erinnerung langsam deutlicher wurde, an Schärfe gewann und Gestalt bekam. Seifenwasser, Whiskeydunst und Essigreiniger mischten sich darunter. Mopple roch einen kurzen, ranzigen Bart und ungewaschene Füße. Beinahe zu spät wurde ihm klar, dass es nicht mehr der Spaten war, den er roch, sondern ein echter Mensch, der sich in unmittelbarer Nähe durch den Nebel bewegte. Er warf den Kopf hoch und sah eine Gestalt, besser gesagt, den weißen Nebelschatten einer Gestalt, die sich krabbenhaft seitlich auf ihn zubewegte. Es sah gruselig aus. Mopple dachte an den Wolfsgeist, den Spaten und den Dolm, die Schändung des Gemüsegartens und daran, dass George auch manchmal ungewaschene Füße gehabt hatte. Er verlor die Nerven und preschte durch den Nebel davon.
    Es ist nicht klug, durch den Nebel zu rennen. Mopple the Whale wusste das. Aber er wusste auch, dass er nicht einfach stehen bleiben konnte. Seine Beine, die ihn sonst widerstandslos und ein wenig behäbig zu Wildkräutern und duftenden Grasteppichen trugen, hatten auf einmal eigene Ideen. Aller Nebel dieser Welt schien sich in Mopples Kopf zusammengefunden zu haben, und am liebsten hätte er ihn einfach vergessen, wäre ganz Beine geworden und allem davongerannt: George, dem Wolfsgeist, Miss Maple, bösen Hunden, Sir Ritchfield, seiner Erinnerung und vor allem dem Tod. Aber einer seiner Hufe schmerzte von der ungewohnten Kraft, mit der seine Beine auf den Boden hämmerten, und das half ihm, den Kopfnebel etwas zurückzudrängen. Er versuchte, einfach an irgendetwas zu denken, und prompt fiel ihm gleich das Unangenehmste ein: das, was jeden Moment passieren musste.
    Er konnte nicht ewig so weiterrennen. Früher oder später würde er auf ein Hindernis stoßen. Dieses Hindernis konnten die Klippen sein. Oder der Heuschuppen. Oder die Hecken. Oder Georges Schäferwagen. »Bitte nicht der Schäferwagen«, dachte Mopple. Der Gedanke, am Gemüsegarten – dem Ort seines Verbrechens – mit einem wütenden Geistergeorge zusammenzutreffen, der einen abgefressenen Salatstrunk schwenkte, machte ihm am meisten Angst.
    Dann prallte Mopple the Whale gegen etwas Großes, Weiches, Warmes. Es gab nach und kippte mit einem Grunzen nach vorne über. Der Geruch war stechend, und noch bevor Mopple ihn zu Ende untersucht hatte, wurden seine Beine weich vor Angst. Er setzte sich auf sein Hinterteil und spähte benommen vom Aufprall mit weit aufgerissenen Augen in den Nebel. Aus dem Grunzen wurde ein Fluch, Worte, die Mopple noch nie in seinem Leben gehört hatte und die er trotzdem sofort verstand. Dann tauchte der Metzger aus dem Nebel auf, zuerst seine riesigen roten Hände, dann sein runder Bauch und schließlich die schrecklichen glitzernden Äuglein. Sie musterten Mopple ohne jede Eile, ja, sie schienen sich sogar über irgendetwas zu freuen. Ohne weitere Vorwarnung stürzte sich der Metzger auf Mopple. Er griff nicht, er schlug nicht, und er trat nicht, er warf einfach seinen ganzen Körper auf den dicken Widder, als wolle er ihn mit bloßer Fleischmasse zerquetschen.
    Das Nächste, was Mopple merkte, war, dass es ihm irgendwie gelungen sein musste, auszuweichen. Nicht nur einmal, sondern mehrmals. Der Metzger war wiederholt in den Matsch gefallen, seine Ellenbogen, sein Bauch, seine Knie und die Hälfte seines Gesichtes waren schwarz vor Schlamm. Auf seiner linken Wange klebten einige grüne Grashalme wie Barthaare, und durch Mopples kurzsichtige Augen sah der Metzger aus wie ein sehr böser fetter Tigerkater. Was von seinem Gesicht nicht schwarz war, vor allem die Stirn und die Augenhöhlen, war rot wie eine entzündete Schafszunge. Auch der Hals war rot und seltsam dick und aufgebläht. Mopple zitterte am ganzen Körper. Er war am Ende, zu erschöpft, um dem Metzger noch einmal auszuweichen.
    Es herrschte vollkommene Stille. Auch der Metzger sah, dass Mopple nicht mehr konnte. Eine

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