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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einschüchtern. Langsam wandte sie sich um, während sie sich einredete, daß da nur Bäume warteten.
    Sie hatte recht.
    Der Wald sah genauso aus wie vorher. Eine leichte Brise rauschte durch die Baumwipfel, und die Insekten summten. Nichts! Jayjay hätte sich eigentlich besser fühlen müssen, doch statt dessen wartete sie auf etwas, das sich hinter der parkähnlichen Fassade versteckt hatte… auf etwas, das gerade außerhalb ihrer Sichtweite auf sie lauerte.
    »Jayjay?«
    Jay wollte antworten, doch obwohl sie den Mund bewegte, brachte sie keinen Ton hervor. Verängstigt blickte sie zu ihrer Freundin und sah, daß Sophie sich wieder in den Sattel geschwungen hatte. Angst stand in ihren Augen.
    »Wir müssen hier weg«, sagte Sophie.
    Jayjay nickte. Blankes Entsetzen hatte sie gepackt. Es war eine dumme Furcht. Im Wald waren sie sicher, versteckt vor den Gefahren, die hinter ihnen her waren. Es gab keinen Grund, Angst zu haben. Trotzdem hatte Jay Angst - aber vor was ? Egal. »Los geht’s.« Jay räusperte sich, um ihre Stimme wiederzufinden. »Wir können ja langsam reiten und auf die Soldaten achten.«
    »Klingt gut.«
    Die beiden Frauen setzten sich langsam in Bewegung. Jay hätte ihrem Pferd am liebsten die Sporen gegeben, wenn das nicht den peinlichen Eindruck einer panischen Flucht erweckt hätte.
    Nachdem sie wieder eine Zeitlang über die Straße geritten waren, verflüchtigte sich die Furcht, bis nicht mehr als nur noch leichte Übelkeit von ihr übrig war. Sie hatten zwar noch immer Angst, doch die Panik hatte sich gelegt. Jay fühlte sich viel besser. Sie blickte zu ihrer Freundin, die ebenfalls wieder einen gefaßten Eindruck machte.
    Sophie bemerkte Jays Blick und wandte sich zu ihr um. »Warum haben wir dahinten solche Angst gehabt?«
    Jay seufzte. »Warum schreibt mein Buch seinen eigenen Text, Soph? Ich habe keine Ahnung.« Sie schwieg und lauschte dem Klappern der Hufe. Schließlich fügte sie hinzu: »Ich glaube nicht, daß ich es wissen will. Ich kann mir nicht helfen, aber ich bin der festen Überzeugung, daß irgend etwas Schreckliches dahinten gelauert hat. Es hat uns beobachtet und darüber nachgedacht, was es mit uns anstellen sollte. Vielleicht werde ich langsam paranoid, aber verdammt noch mal, ich will hier raus! Es tut mir leid, daß ich uns überhaupt hierhergebracht habe.«
    Die beiden Frauen ritten schweigend nebeneinander, jede in ihre eigenen Gedanken versunken.
    Eine Sache gab es noch, über die Jay nur zu gerne mit Sophie gesprochen hätte - doch es hatte nichts mit Glenraven zu tun.
    Sie räusperte sich. »Sophie?«
    Sophies »Hmmm?« klang wie das Summen der Bienen auf einem Feld voller Wildblumen.
    »Was beunruhigt dich so?«
    »Oh… nichts Besonderes. Das Übliche.«
    Jayjays Blick verfinsterte sich. »Es ist mehr als das. Es hat irgend etwas mit dieser Person - Lorin - zu tun, nicht wahr? Die Person, die das Buch erwähnt hat.«
    Sophie lächelte das unergründliche Lächeln der Mona Lisa und nickte.
    »Ich möchte nicht aufdringlich sein, aber ich mache mir Sorgen um dich, Soph. Du hast über das Sterben gesprochen, als wäre es gar nicht so schlimm. Was ist mit dir?«
    »Ich komme mir komisch vor. Ich bin nicht sicher, ob ich über etwas reden will, das ich noch nicht einmal selbst verstehe. Ich habe immer geglaubt, mich zu kennen. Ich meine… Mitch und ich haben uns immer geliebt, und wir beide haben Karen geliebt. Wir waren glückliche Eltern. Doch das war schon alles, was wir gemeinsam hatten, - Karen , ihre Fortschritte, den Spaß, den wir mit ihr hatten und die Freude, sie aufwachsen zu sehen. Jetzt, wo Karen tot ist, glaubt Mitch, wir müßten nur ein neues Kind bekommen, damit alles wieder wird wie früher. Für uns… zwischen uns. Aber es gibt Tage, da kann ich es nicht einmal ertragen, mit ihm im gleichen Haus zu sein, weil er Karen so ähnlich sieht… und weil er wie sie lacht… Jedesmal, wenn ich ihn ansehe, bricht die Wunde wieder von neuem auf.« Sophie spielte gedankenverloren mit den Lederzügeln und blickte in die Ferne. »Ich glaube, der einzige Weg, wie ich wieder frei atmen kann, ist, alles hinter mir zu lassen, was ich jemals gewesen bin… jemand anderes zu werden.
    Und bei Lorin… nun… da gäbe es die Frage nach einem weiteren Kind nicht. Ich hätte nichts mehr, was mich noch an meine Vergangenheit erinnern würde. Trotzdem glaube ich, daß ich niemals wirklich gewußt habe, wer ich eigentlich bin… und das paßt mir ganz und gar nicht.«

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