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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sich inzwischen alles verändert. Sein Vater war gestorben, und seine Mutter war wegen Hochverrats von Aidris Akalan eingesperrt worden. Sein Bruder, der noch ein kleines Jüngelchen gewesen war, als Yemus das Land verlassen hatte, war zu einem großen, starken und verbitterten Mann herangewachsen. Er blickte seinem älteren Bruder in die Augen und sagte: »Wo warst du, als man Mutter abgeholt hat? Wenn du unser Geburtsrecht nicht für einen Traum verkauft hättest, dann besäßen wir noch genug Magie, um sie zu retten.«
    Und jetzt sah es ganz danach aus, als hätte Torrin recht behalten. Das Buch spielte mit Yemus. Es versteckte sich, machte mit der Sucherkugel, was es wollte, und verspottete ihn.
    Yemus fragte sich, ob das Buch ihn nicht bereits früher schon verspottet hatte. Vielleicht hatte sich Glenravens Magie gegen die Machnan gewandt und sie an die Alfkindir verraten. Er fragte sich, ob seine ›Helden‹ nicht die Vorboten seiner eigenen Zerstörung waren.
    »Zurück«, befahl er seinen Männern. »Wir werden langsam reiten und nach Spuren Ausschau halten, die in den Wald führen. Sie können unmöglich bis hierher gekommen sein, und irgend etwas hat den Zauber der Kugel gebrochen.«
    Einige der Männer küßten Amulette, die sie um den Hals trugen. Andere blickten in den Himmel und murmelten Gebete. Der Rest saß mit stoischer Ruhe auf den Pferden. Keiner bettelte darum, umkehren zu dürfen. Yemus hatte den Männern erklärt, daß die Helden diesen Weg genommen hatten, und die Krieger würden ihm in die Arme der Wächter folgen, falls es nötig wurde. Sie wußten, daß sie sich auf der Straße durch den Wald der Wächter befanden, aber sie wußten auch, daß sie die letzte Hoffnung der Machnan verfolgten. Sie würden niemals aufgeben.

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
     
    Eines der Pferde wieherte, und auf der Straße vor ihnen ertönte eine Antwort. Die beiden Frauen starrten gebannt in die Dunkelheit des Waldweges. »Da kommt jemand.«
    »Sie?«
    »Vielleicht.«
    »Zurück in den Wald.« Jayjay blickte in die Tiefen des Waldes und bemerkte, wie Sophie erschauerte.
    »Uns bleibt keine andere Wahl.« Sophies Blick verfinsterte sich. Ihr war übel.
    Die beiden Frauen ritten hintereinander in den Wald und beschleunigten zu einem leichten Trab. Sophie überlegte, ob sie sich nicht besser den Männern stellen sollten, die ihnen auf der Straße folgten, statt wieder in die unheimliche Stille des Waldes zurückzukehren. Die Bäume schienen Augen zu besitzen. Irgendwo in diesem Wald lauerten Wesen, die nur auf ein Zeichen warteten, um aus ihren Verstecken zu stürzen und die beiden Frauen zu verschlingen. Sophie war fest davon überzeugt, daß diese Bedrohung nicht nur Einbildung war. Trotzdem… nichts zu sehen.
    Hinter ihr rief ein Mann mit aufgeregter Stimme. Kurz darauf erscholl eine vielstimmige Antwort. Sophie und Jayjay blickten zurück. Lebhafte bunte Flecken bewegten sich durch die Bäume auf sie zu.
    »Scheiße«, brüllte Jay.
    Das Wort sagte alles. Sophie gab ihrem Pferd die Sporen, galoppierte los und raste an Jay vorbei. Dank ihrer langjährigen Erfahrung bei Fuchsjagden war sie eine exzellente Geländereiterin. Wenn sie weiter hoffen wollten, ihren Verfolgern zu entkommen, ohne sich dabei den Hals zu brechen, mußte sie die Führung übernehmen. »Mir nach, Jay«, rief sie im Vorbeireiten.
    Sophie konzentrierte sich ausschließlich auf das Gelände vor ihr, und schon bald zahlte sich diese Konzentration aus. Die beiden Frauen durchquerten das Labyrinth aus Bäumen ohne größere Probleme. Die meiste Zeit über ritten sie in langsamem Galopp. Nur zweimal mußten sie aufgrund des Geländes im Schritt weitergehen. Die Verfolger blieben immer weiter zurück. Sophie war überrascht. Eigentlich hatte sie erwartet, daß die Soldaten schneller sein würden. Schließlich kannten sie das Gelände. Doch wenn sie wirklich einen derartigen Vorteil besaßen, dann nutzten sie ihn nicht. Sophie war fast überzeugt, daß sie entkommen würden, als der Weg plötzlich von dichtem Unterholz versperrt wurde. Die beiden Frauen hatten den Waldrand erreicht, und vor ihnen erstreckte sich wildes Buschland. Jay entdeckte eine Art Trampelpfad, und die beiden Frauen folgten ihm in einem leichten Bogen bis zum Ufer eines kleinen, schnell dahinfließenden Flusses. Es war schon nach Mittag. Sophie hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit verstrichen war, bis sie und Jay aus dem Wald heraustraten und die Kühle unter den Bäumen einer

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