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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Kreaturen machten ihr mehr angst als alles, wovor sie sich als Kind gefürchtet hatte.
    Ein Mann schritt mitten durch die Schrecklichsten unter ihnen und betrat den Lichtkreis. Das Flüstern und Lachen verstummte schlagartig. Aber… das war gar kein Mensch! Das Wesen besaß blasse, goldene Augen und eine scharfe, gerade Nase über einem perfekten Mund, dessen Lippen sich leicht nach oben wölbten. Das goldblonde Haar war kurzgeschnitten und leuchtete wie Metall. Das Wesen besaß eine derartige sexuelle Anziehungskraft, daß Jay sich auf dem Weg zu ihm befand, bevor sie es bemerkte. Hastig versteckte sie sich wieder hinter einem der Bäume. Sie wollte ihn… ohne zu wissen, warum. Sie wollte ihn berühren, ihn schmecken und seine Hand auf ihrer Haut spüren.
    Der Mann lächelte, und Jay erblickte die langen Reißzähne eines Raubtiers… und als er die Hand ausstreckte und auf die leuchtende Kristallkugel legte, bemerkte sie einziehbare Krallen an seinen Fingern. Trotzdem brannte heißes Verlangen in ihr, das nur durch ihre Furcht gedämpft wurde.
    »Matthiall«, fragte Grah, »warum durften wir sie nicht verschlingen?«
    Matthiall? Jay war verwirrt. Spielte ihr Verstand ihr einen Streich? Sie war stundenlang neben ihm durch die Dunkelheit marschiert. Neben ihm… ihm ! Sie hatte ihn für einen Menschen gehalten… aber was für ein Ding das auch immer sein mochte, es war ganz bestimmt nicht menschlich. Das ist alles nur ein Traum, sagte sie sich. Oh… ich bin ja so blöd… ich träume nur… aber einen verdammt realistischen Traum.
    Matthialls Anblick verschlug Jay die Sprache. Er… Mann… männliches, magisches Goldgeschöpf… wandte sich zu dem Warrag, und seine Ohren bewegten sich ein wenig. Es waren kleine, perfekt geformte Ohren. »Es ist seltsam«, sagte Matthiall mit einer samtenen Stimme, bei deren Klang Jay ein wohliger Schauer über den Rücken lief. »Sie gehören eigentlich nicht hierher… und dann wieder doch. Ich spüre etwas an ihnen, das mit einer sehr alten Magie in Verbindung steht. Wie kann das sein?«
    Grah fletschte die Zähne und knurrte. »Ich dachte, du wärst zu dem Schluß gekommen, daß sie nicht die Magier sind, die Aidris Akalan haben wollte. Hast du nicht selbst gesagt, daß die beiden noch frei herumlaufen?« Er kicherte - derselbe rauhe Klang, den Jay bereits im Wald gehört hatte.
    Matthiall zuckte die Schultern. »Das habe ich nur gesagt, weil Bewul in der Nähe war, Grah. Ich weiß nicht, wer oder was sie sind, aber sie sind wichtig. Sie sind irgend etwas… Unmögliches.« Er seufzte, runzelte die Stirn und blickte in Jays Richtung… und durch sie hindurch. »Ich weiß einfach nicht, was ich von ihnen halten soll.«
    »Wenn sie tot sind, stellen sie keine Bedrohung mehr dar«, flüsterte das rotäugige Monster am Rand des Lichtkreises. »Du könntest ihren Tod Bewul in die Schuhe schieben. Erzähl Aidris Akalan, er habe sie getötet, obwohl sie die gesuchten Magier waren. Dann könnten die richtigen Magier sie ungehindert angreifen, und wir hätten kein Problem mehr mit diesen Wesen, die du gefunden hast.«
    »Ich denke, sie sind diejenigen, die Aidris Akalan gesucht hat. Ich glaube aber nicht, daß sie das weiß«, erwiderte Matthiall.
    Das rotäugige Steinwesen schüttelte den Kopf. Die Bewegung wurde von einem Geräusch wie von Mühlsteinen begleitet. »Also willst du sie vor ihr verstecken. Und was ist, wenn Bewul dir einen Strick daraus dreht?«
    Matthiall wandte sich um und blickte der Kreatur in die Augen. »Was wir auch mit ihnen tun, Bewul wird sich auf jeden Fall über uns beschweren. Er leckt ihr die Stiefel wie ein Schoßhund. Wenn sie ihm befehlen würde, auf dem Bauch herumzurutschen und ihre Zehen zu küssen, würde er es tun, und er wäre auch noch dankbar dafür.« Der goldhaarige ›Nicht-Mann‹ blickte mit wütenden Augen in die Ferne. »Ich bin niemandes Schoßhund, Hagrall.« Seine Stimme wurde zu einem tiefen Grollen. »Und ganz bestimmt nicht der ihre .«
    Grah verzog die Mundwinkel zu einem häßlichen Grinsen und lachte laut. »Und wenn Bewul ihr morgen erzählt, daß du zwei Gefangene hast, die nicht hierher gehören, und daß du sie vor ihr versteckst, dann serviert sie dir deine Eier in einer Schale. Was wird dann aus unserer Revolution, alter Freund?«
    »Genau deshalb wird Bewul ihr nichts erzählen.« Matthiall legte nun auch die andere Hand auf die glühende Kugel. Jayjay bemerkte, daß er sorgfältig darauf achtete, mit der einen Hand über

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