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Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den Kristall zu gleiten, während er mit der anderen den oberen Teil immer bedeckt hielt.
    Eine der scheußlichen Fledermausfrauen flatterte vor Matthialls Gesicht und schwebte regungslos in der Luft. »Und wie willst du ihn davon abhalten? Glaubst du, du könntest uns einfach hier zusammenrufen und erklären, daß du zwei Machnan behalten willst… und dann sollen wir zu Bewul gehen und ihn davon überzeugen, sie anzulügen? Er ist keiner von uns. Er würde uns im gleichen Moment verraten, in dem er von unserer Existenz erfährt.«
    Matthialls Gesicht wurde hart. »Nein. Ich will, daß ihr mir zwei weibliche Machnan-Körper bringt… ich brauche frische Knochen. Schickt die Wühler. Sie sollen zwei Leichen aus ihren Gräbern ziehen, die gerade beerdigt worden sind. Dann sollen die Fledderer das Fleisch von den Knochen nagen, so daß sie nicht mehr zu erkennen sind. Wenn sie keine jungen Frauen finden, die gerade erst gestorben sind… «, er ließ den Kopf hängen und seufzte, »… dann schickt sie bei Einbruch der Nacht zu den Mauern von Sinon, wo sie zwei holen sollen, die noch nicht ganz tot sind… und bringt mir ihre Knochen.«
    Überall ruckten Köpfe herum, und alle Blicke waren auf Matthiall gerichtet.
    Jayjay war übel. Matthiall wollte eiskalt zwei unschuldige Frauen umbringen, um die Tatsache zu verschleiern, daß sie und Sophie seine Gefangenen und noch am Leben waren?
    »Wir sollen den Pakt brechen? Wegen dieser beiden? Warum ?« Es war Hagrall, der gesprochen hatte.
    Matthialls Gesicht verfinsterte sich. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß wir sie brauchen.«
    Grah legte die Ohren an. »Soll das heißen, wenn sie sterben, dann stirbt unsere Hoffnung auf Revolution mit ihnen? Ich habe nicht gewußt, daß sie so wertvoll sind.«
    »Ich glaube, sie sind der Schlüssel, auf den wir gewartet haben. Mach dir keine Sorgen. Sie sind gut versteckt… selbst vor Bewul. Wenn wir ihm die Knochen geben, damit er sie zu Aidris bringt, wird er zufrieden sein; und wenn Aidris die Knochen untersucht und nichts Außergewöhnliches entdeckt, wird sie mir glauben, daß die Fremden nichts Besonderes waren und ich sie deshalb an euch verfüttert habe.«
    Matthiall starrte mit einem kalten Blick auf die Hand, die auf der leuchtenden Kugel lag. »In der Zwischenzeit«, murmelte er, »werde ich vielleicht eine Lösung für das Rätsel finden, das die Fremden bedeuten.«
    Grah beratschlagte sich flüsternd mit den anderen Warrags. Nach einigen Augenblicken wandte er sich an Matthiall. »Wir wußten nicht, daß unsere Zukunft von diesen Kreaturen abhängt. Wir wollen Wachen aufstellen, um sie vor Schaden zu bewahren, bis sie ihr Schicksal erfüllt haben.«
    Matthiall bleckte die Zähne und lächelte. »Gut gesprochen, Grah. Hanarl bewacht sie bereits.«
    Grah nickte. »Gut. Unsere Zukunft ist bei Hanarl in guten Händen. Wenn du mir sagst, wo er wartet, werde ich ihn am Ende seiner Schicht ablösen. Nichts wird unbemerkt an mir vorbeikommen.«
    »Danke. Wenn du wachst, können wir ruhiger schlafen.« Jayjay spürte, wie sie sich zurückzog… oder besser: wie sie zurückgezogen wurde . Einer der Warrags fragte etwas, das sie nur zu gerne gehört hätte. Jay sah, wie sich Matthialls Lippen zu einer Antwort formten. Sein Lachen war nur noch ein leises Wispern. Sie bewegte sich immer weiter weg… immer schneller und schneller, zurück durch die dunklen Gänge und gewundenen Korridore, zurück durch die Stille… zurück, zurück und immer weiter zurück.
     
     
    Jay wachte erschreckt auf. Ihr Körper schüttelte sich - entweder das, oder jemand schüttelte sie…
    »Du warst so unruhig«, sagte Sophie. »Du hast mit den Armen um dich geschlagen und gestöhnt. Ich dachte, du hättest einen Alptraum. Bist du okay?«
    Jayjay setzte sich auf. Sie fühlte sich noch erschöpfter als vorher. »Schon wieder so ein verrückter Traum.« Jay erzählte Sophie, was sie erlebt hatte, einschließlich der unerklärlichen Anziehungskraft, die Matthiall auf sie ausgeübt hatte.
    Sophie nickte. »Ich verstehe das mit Matthiall. Dein Unterbewußtsein sucht nach einem Ersatz für Steven, nach irgend jemandem, der machtvoll und unwiderstehlich ist. Allerdings war der Rest deines Traums ziemlich… wild.«
    »Es hat sich nicht so angefühlt… wie ein Traum, meine ich. Es war irgendwie real .«
    »Hattest du früher schon einmal Wahnvorstellungen?«
    »Nein!«
    Sophies Schulterzucken deutete an, daß sie den Traum für unbedeutend hielt.

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