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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Simon.«
    »Und?«
    »Er sagt, dass sie verschwunden ist.«
    »Wer?«
    »Eine Frau. Er will nicht per Funk darüber reden, er traut uns nicht. Die Message ist: Sie ist nicht mehr im Lager.«
    Kristín, dachte Ratoff. Dieser verfluchte Idiot! Er ließ sich mit dem Lager auf dem Gletscher verbinden, und nach kurzer Zeit war Simon dran.
    »Soll ich das wirklich glauben?«, brüllte er ins Mikrofon.
    »Es ist unbegreiflich, ganz und gar unbegreiflich«, hörte er Simon sagen.
    »Mach dich auf die Suche nach ihr«, schrie Ratoff.
    »Wenn sie weggelaufen ist, müsst ihr sie doch auf den Radarschirmen finden.«
    »Nein, da ist nichts zu sehen. Es ist, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Das Kontrollsystem hat sie nirgends rund ums Lager ausfindig machen können, und hier haben wir auch alles auf den Kopf gestellt, aber sie ist nicht da. Sie ist einfach nicht zu 278

    finden. Wir bauen auch gerade schon das technische Equipment ab, das können wir also nicht mehr einsetzen.«
    »Verdammt nochmal!«, brüllte Ratoff.
    »Und noch was«, sagte Simon. »An ihrer Stelle haben wir einen Mann im Zelt vorgefunden. Er behauptet, der Leiter der Rettungsmannschaft zu sein, ein gewisser Júlíus. Der ist seinen Bewachern entwischt und ist ihr bestimmt zu Hilfe gekommen.
    Was sollen wir mit ihm machen?«
    »Warum hat man mir nichts von diesem Mann gesagt?«, brüllte Ratoff.
    »Es war keine Zeit dazu«, erwiderte Simon.
    Ratoff überlegte.
    »Er weiß, wo sie ist. Hol es aus ihm heraus.«
    »Dazu ist keine Zeit mehr. Wir sind sozusagen startklar. Die Vorhut macht sich in wenigen Minuten auf den Weg.«
    Die Hubschrauberpiloten hörten interessiert mit.
    »Nehmt ihn mit«, befahl Ratoff. »Nehmt ihn mit, und seht zu, dass er euch nicht entwischt.«
    Er würde ihn später in die Zange nehmen.
    279

    36
    Die Hubschrauber waren im Abstand von zehn Minuten aufgestiegen, aber der zweite Hubschrauber war schneller geflogen und traf deshalb schon kurze Zeit nach dem ersten Pavehawk auf dem Flughafen in Keflavík ein. Sie flogen direkt zu der C-17-Transportmaschine am Ende von Landebahn 7.
    Dort ließ man die beiden Flugzeugteile auf Spezialfahrzeuge herunter, die mit ihnen in die Transportmaschine hineinfuhren.
    Mehr Cargo gab es nicht auf diesem Flug. In weniger als einer halben Stunde waren die Flugzeugteile sicher in der C-17
    verstaut und wirkten in deren Riesenbauch verschwindend klein.
    Nachdem der Hubschrauber sich vom Ballast befreit hatte, landete er unweit der C-17, Ratoff sprang heraus, und die Maschine flog gleich weiter zum Pavehawk-Hangar.
    Ratoff ging mit raschen Schritten auf das Flugzeug zu. Er wusste, dass Carr ihn dort erwartete. Ihm war nicht bekannt, dass noch andere Passagiere mit ihr über den Atlantik befördert werden würden. Die Delta-Einheit vom Gletscher würde im Lauf des nächsten Tages mit der ganzen Ausrüstung eintreffen, und die C-17 würde wieder zurückkommen, um sie zu holen.
    Die Soldaten wurden in etwa fünfzehn Stunden erwartet.
    Als Ratoff sich der Maschine näherte, rollte gerade das letzte Flugzeugteil in die Maschine. Er folgte dem Wagen über die Laderampe bis ins Innere des Flugzeugs, das ihm so groß vorkam wie ein Fußballplatz. Das Vorderteil der deutschen Maschine war bereits festgezurrt worden, und Ratoff beobachtete eine Zeit lang die Arbeiten.
    »Ich hoffe, dass alles nach Plan verlaufen ist«, sagte eine Stimme hinter ihm. Als er sich umdrehte, stand er Carr gegenüber. Er war gealtert, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Das aschgraue Gesicht war faltig geworden, und trotz 280

    seiner zwei Meter wirkte seine Uniform zu groß für ihn. Er sah müde aus und ging leicht gebeugt.
    »Im Großen und Ganzen«, entgegnete Ratoff.
    »Im Großen und Ganzen?«, wiederholte Carr.
    »Dieses Mädchen ist unglaublich. Sie hat es tatsächlich geschafft zu fliehen, nachdem wir sie geschnappt hatten, aber das spielt keine Rolle. Sie wird nichts mehr aufdecken«, sagte Ratoff und deutete mit dem Kopf auf das Flugzeugwrack. »Die Maschine ist sicher in unseren Händen.«
    »Hat sie irgendwas herausgefunden, weißt du das?«
    Ratoff dachte einen Augenblick nach.
    »Sie wusste von Napoleon«, sagte er dann, »aber ich glaube nicht, dass sie durchschaut hat, wofür dieser Name steht.«
    »Aber du weißt es?«
    »Ja.«
    »Du hast die Akte gelesen.«
    »Das lag ja wohl auf der Hand, und davon bist du mit Sicherheit auch die ganze Zeit ausgegangen.«
    Carr ging noch nicht auf diesen Punkt ein.
    »Wo

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