Gletschergrab
mit den Außerirdischen?«
»Ich kann mir kein besseres Versteck vorstellen nach diesem ganzen Ufo-Rummel. Alle Spekulationen darüber, was angeblich in Roswell versteckt und geheim gehalten wird, halten alle für blanken Unsinn, abgesehen von einigen wenigen Ufo-Freaks. Wenn es auf einmal heißt, dass wir in Roswell ein Naziflugzeug verstecken, wird darüber noch mehr gelacht als über diese Ufo-Geschichte.«
»Und das Gold?«, fragte der Minister.
»Das werden wir natürlich nicht wegwerfen. Ich schlage vor, es auf die staatlichen Goldreserven zu verteilen. Es sei denn, Sie haben eine bessere Idee.«
Ihr Abschied fiel sehr viel freundlicher aus als sonst. Der Minister stand den Aufgaben der Geheimdienste jetzt deutlich aufgeschlossener gegenüber als früher. Zwischen ihnen war plötzlich eine Art von Verständnis entstanden, das es früher nicht gegeben hatte. Das war Carr herzlich gleichgültig, aber es machte ihm innerlich Spaß, dass der Minister jetzt so nach seiner Pfeife tanzte, dass der auf einem Bein gestanden und die Zunge herausgestreckt hätte, wenn er es ihm befohlen hätte.
Carr war litauischer Abstammung. Seine Eltern waren in den dreißiger Jahren in die Staaten ausgewandert. Er war das einzige Kind, 1930 geboren. Seinen Geburtsnamen Karilius hatte er in Carr umgeändert. Als die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, war er elf Jahre alt und verfolgte jeden Tag gespannt das Kriegsgeschehen. Sobald er das erforderliche Mindestalter erreicht hatte, trat er in die Armee ein und machte rasch Karriere. Er wurde als Verbindungsmann der amerikanischen Streitkräfte zum atlantischen Bündnis eingesetzt, aber der Bürojob gefiel ihm nicht. Als der Koreakrieg ausbrach, ließ er 67
sich an die Front versetzen.
In Korea gründete er einen militärischen Geheimdienst, führte selber viele geheime Operationen hinter den feindlichen Linien durch und sammelte dabei Informationen von unschätzbarem Wert. Nach dem Koreakrieg nahm er seine Tätigkeit beim Militärgeheimdienst in Washington auf. Er stand in dem Ruf, konsequent, rachsüchtig und mit allen Wassern gewaschen zu sein. Er duldete keine Fehler, und alle, die mit ihm zu tun hatten, überlegten es sich zweimal, ihn gegen sich aufzubringen.
Carr erbte das Flugzeug auf dem Vatnajökull, als er zu Beginn der achtziger Jahre zum Direktor des militärischen Geheimdienstes aufstieg. Während seiner Einarbeitungszeit weihten ihn seine Vorgänger nach und nach in das Geheimnis des deutschen Flugzeugs auf dem Gletscher ein. Es hatte über fünf Jahre gedauert, bis Carr alles erfahren hatte, was es über die Maschine und ihre Fracht zu wissen gab. Er wusste, wie zu reagieren war, falls das Flugzeug auf dem Gletscher gefunden werden sollte. Dazu gab es einen präzise ausgearbeiteten Plan, den Carr in regelmäßigen Abständen überprüfte. Nur einige wenige Personen in den höchsten Positionen der amerikanischen Militärbehörden waren über dieses Flugzeug und den Plan informiert. Es war gelungen, dieses Wissen über all die Jahre hinweg innerhalb dieses engen Zirkels zu halten. Es wurde persönlich weitergegeben, wenn es einen Wechsel in den höchsten Ämtern gab, und eine Generation nach der anderen hatte die ganzen vierundfünfzig Jahre geschwiegen, die seit dem Absturz des Flugzeugs vergangen waren. Aus sehr verständlichen Gründen war es das bestgehütete Geheimnis des amerikanischen Militärs. Sogar Carr wusste nicht bis ins letzte Detail, welchem Zweck das Flugzeug gedient hatte, aber er wusste trotzdem genug. Carr wagte nicht, sich die Konsequenzen vorzustellen, wenn eines Tages herauskäme, was das Flugzeug zu verbergen hatte.
Seine Telefonanlage blinkte auf, und er hob ab.
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»Carr«, meldete er sich knapp.
»Alles verläuft nach Plan«, sagte Ratoff.
»Das Flugzeug war problemlos aufzufinden?«
»Es war mit Schnee bedeckt, aber die Koordinaten stimmten.
Inzwischen ragt es zur Hälfte aus dem Eis heraus. Ich gehe davon aus, dass wir es innerhalb von drei bis vier Tagen nach Keflavík bringen können.«
»Keine Zwischenfälle?«
»Nicht der Rede wert. Außer uns ist noch eine Mannschaft von der Bergnotrettungsgesellschaft aus Reykjavik auf dem Gletscher. Sie sind zwar noch ziemlich weit von hier entfernt, aber zwei von denen haben sich hierher verirrt.«
»Und?«
»Sie sind vierzig Kilometer von uns entfernt tödlich verunglückt. Sind nacheinander in eine tiefe Spalte gestürzt. Wir werden dafür sorgen, dass sie schnell gefunden
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