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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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ich sofort aufgehört zu telefonieren, und wir sind geflohen.«
    Ratoff stöhnte.
    Er sah Jóhann an, dem zwei Soldaten der Spezialeinheit mittlerweile wieder auf die Beine geholfen hatten, trat dicht an ihn heran und besah sich das gesunde Auge. Die Eisenspitze glitzerte. Kurz darauf erschollen wieder Schreie aus dem Zelt, die in der Stille weit über den Gletscher getragen wurden. Die Männer am Flugzeug blickten kurz vom Schneeschaufeln auf und arbeiteten dann weiter, als sei nichts geschehen.
    Kurze Zeit später kam Ratoff aus dem Zelt. Sein Gesicht war voller kleiner Blutspritzer. Er ging direkt ins Kommunikationszelt. Dort warteten bereits mehrere Mitteilungen auf ihn. Er entschied, zuerst mit David zu sprechen. Er bekam ein Tuch und wischte sich das Gesicht ab.
    »Selbstmord?«, fragte er, als David ans Telefon kam.
    »Ich fürchte, nein«, antwortete David. »Sie ist uns entwischt, 63

    und wir mussten eine Leiche in ihrer Wohnung zurücklassen.«
    »Verdammte Scheiße! Idiotischer hättet ihr euch wohl kaum anstellen können!«
    »Mittendrin kam Besuch. Da war nichts zu machen. Du wolltest die Sache umgehend erledigen. Wir hatten keine Zeit zur Vorbereitung.«
    »Und was jetzt?«
    »Wir finden sie natürlich.«
    »Braucht ihr mehr Leute?«
    »Glaube ich nicht.«
    »Wie wollt ihr sie finden?«
    »Ist ihr Bruder noch am Leben? Wir können jede Information gebrauchen.«
    »Der Bruder macht es noch ein Weilchen. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    »Hat sie einen Freund, alte oder neuere Bekanntschaften, Familie, jedes Detail ist wichtig. Hat er noch etwas ausplaudern können?«
    »Nur bei seiner Schwester. Sie weiß, dass es auf dem Gletscher von bewaffneten Soldaten nur so wimmelt, sie weiß, dass ein Flugzeug im Eis steckt, sie weiß, dass ihr Bruder verschwunden ist, und ich bin mir sicher, dass sie auch weiß, wo Elías jetzt ist. Wenn sie euch Flachpfeifen nicht entwischt wäre, wäre jetzt alles geritzt.«
    »Wir werden sie finden. Wir haben ihre Kreditkartennummer und wählen uns mit unseren Computern in die Abrechnungszentrale der Bank ein, sodass wir verfolgen können, wo sie mit der Karte bezahlt. Wir stöbern ihre Familie auf. Irgendwo muss sie wieder auftauchen, und dann werden wir an Ort und Stelle sein.«
    »Dann seht zu, dass ihr jetzt eure Versprechen haltet.«
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    »Wie viel Zeit haben wir?«
    »Gar keine!«, rief Ratoff und brach das Gespräch ab.
    »Gar keine Zeit, zum Teufel nochmal«, sagte er zu sich selbst und betrachtete den blutigen Stechbeitel in seiner Hand.
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    8
    General Vytautas Carr saß in seinem Büro, als sein privates Telefon klingelte. Alle anderen waren bereits nach Hause gegangen, er hatte die ganze Etage für sich allein. Während er auf den Anruf von Ratoff wartete, hatte er seine Gedanken eine Weile schweifen lassen. Vom Außenminister hatte er sich mit den Worten verabschiedet, dass niemals etwas über das Flugzeug auf dem Gletscher an die Öffentlichkeit dringen würde. Der junge Demokrat hatte Carr in die Augen geschaut und mit viel Nachdruck gefordert, die Operation geheim zu halten und ihn in Zukunft mit Details über die Aktion zu verschonen. Er wolle erst wieder etwas darüber hören, wenn sie abgeschlossen war. Erst dann werde er den Präsidenten in groben Zügen davon in Kenntnis setzen, auf keinen Fall vorher.
    Wenn irgendetwas schief liefe, bräuchte der Präsident nicht zu lügen, sondern könnte der Wahrheit gemäß erklären, er habe keine Ahnung von einem Flugzeug voller Judengold gehabt, geschweige denn von irgendwelchen Verbindungen zu den amerikanischen Streitkräften. Der Außenminister hatte sich jedoch nicht zurückhalten können, hatte noch ein paar Details in Erfahrung zu bringen versucht.
    »Was haben Sie mit dem Flugzeug vor?«, fragte er am Ende der Zusammenkunft.
    Carr war auf die Frage vorbereitet, wie auch auf die nächste, die, wie er wusste, sich unweigerlich anschließen würde.
    »Wir sammeln alles ein, was wir finden können, alle Trümmer der Maschine, die Leichen, die vermutlich darin liegen, und was sich sonst noch darin befindet, holen alles vom Gletscher herunter und bringen es über den Atlantik. Deshalb brauchen wir die C-17. Sie hat eine nahezu unbegrenzte Ladekapazität.
    Die Maschine wird von Keflavík starten und ohne 66

    Zwischenlandung direkt zu unserem Hangar in Roswell fliegen.
    Dort wird die Nazimaschine für alle Zeiten verschwinden.«
    »Roswell?«, fragte der Außenminister zurück. »Ist das nicht dieser Ort

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