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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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im Camp sind. Beeilen wir uns.«
    Auf einmal war ein leises Stöhnen von Elías zu hören, und er schien die Lippen zu bewegen.
    »Versucht er, etwas zu sagen?«, fragte der Leiter.
    Heimir beugte sich zu dem blutigen Antlitz hinunter und legte sein Ohr an Elías’ Lippen. Nach einem Augenblick richtete er sich wieder auf und sah Júlíus an.
    »Er hat wieder das Bewusstsein verloren.«
    »Hat er etwas gesagt?«
    »Ganz undeutlich. Es hörte sich wie Kristín an.«
    »Könnte stimmen«, sagte Júlíus.
    Er rief die Hubschrauberstaffel der Küstenwache an. Der einzige Hubschrauber der Küstenwache befand sich gerade auf halbem Weg zwischen Island und Grönland, um einen verletzten Seemann zu bergen. Wenn der Fall eintrat, dass der Hubschrauber der Küstenwache im Einsatz war, wurde der Notruf an den amerikanischen Stützpunkt in Keflavík weitergeleitet, von wo aus einer der dort stationierten Rettungshubschrauber eingesetzt wurde. Die Küstenwache wandte sich nach dem Notruf der Rettungsmannschaft an die Verantwortlichen auf der Basis und bat um die Entsendung eines Hubschraubers für die beiden Verunglückten auf dem Gletscher.
    »Warum hat Elías’ Schwester geglaubt, dass er tot ist?«, fragte sich der Leiter der Bergnotrettungsmannschaft, als er noch einmal an die Spalte herantrat und in die Tiefe blickte. »Wie konnte sie noch vor uns davon erfahren?«
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    Er fürchtete sich davor, ihr sagen zu müssen, dass sie Recht behalten hatte. Elías war noch nicht tot, aber seine Chancen standen schlecht. Und wenn der Hubschrauber nicht kam, bevor der Sturm hereinbrach, würde er mit Sicherheit nicht überleben.
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    Beim dritten Klingeln wachte die Leiterin der Fulbright-Stiftung in Island auf. Die Stiftung hatte ihren Sitz in der amerikanischen Botschaft in Reykjavik, und dort wohnte auch die Leiterin. Sie hieß Monica Garcia, eine Frau um die vierzig, die genau wie die meisten Menschen nicht gern mitten in der Nacht durch ein schrillendes Telefon aus dem Schlaf gerissen wurde. Sie reckte sich ein wenig und hoffte, dass das Klingeln wieder aufhören würde. Das Telefon schrie nach ihr, bis sie sich aufrichtete und den Hörer von der Gabel riss. In der Botschaft war am Tag zuvor alles drunter und drüber gegangen, und sie hatte sich wenigstens eine geruhsame Nacht erhofft.
    »Monica?«, meldete sich eine Stimme in der Leitung.
    »Es ist vier Uhr morgens«, sagte sie. »Wer ist da?«
    »Hier ist Steve. Entschuldige bitte, aber es ist dringend.«
    »Steve? Warum rufst du mich mitten in der Nacht an?«
    »Es hat einen kleinen Zwischenfall gegeben. Ich glaube, dass da irgendwelche Leute aus der Botschaft versuchen, mich umzubringen.«
    »Dich umzubringen? Warum sollte dich jemand umbringen, Steve? Was sind denn das für Hirngespinste? Hast du was geraucht?«
    »Zwei Kerle, ca. 1,85 groß, blond, in Zivil. Die sahen wie Mormonen aus.«
    »Mormonen?«
    »Hinter meiner Freundin sind sie auch her. Ich habe dir mal von Kristín erzählt. Sie weiß etwas über eine militärische Operation auf dem Vatnajökull, das bedeutsam genug ist, ihr gedungene Killer auf den Hals zu hetzen, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie ist zu mir geflüchtet, und kurz darauf 115

    waren sie bei mir zu Hause, diese Kerle, aber wir konnten entkommen. Was geht da in der Botschaft vor? Was ist oben auf dem Gletscher?«
    »Ist sie auf die Basis geflohen?«
    »Die Sache ist kompliziert.«
    »Steve, ich verstehe gar nichts mehr.«
    »Ich weiß. Ich erkläre dir das alles später genau. Du musst mir vertrauen.«
    »Wo bist du jetzt?«
    »Ich bin immer noch auf der Basis. Was geht hier vor? Weißt du, was passiert?«
    »Hier in der Botschaft geht alles drunter und drüber. Das ist das Einzige, was ich weiß.«
    »Was heißt das, drunter und drüber? Was meinst du damit?«
    »Auf direkten Befehl des Verteidigungsministers hat der militärische Geheimdienst die Führung der Botschaft übernommen. Dieser Demokratenheini. Hier sind Männer von den Spezialeinheiten der Infanterie aufgetaucht und haben alles auf den Kopf gestellt. Der Botschafter ist in den Winterurlaub geschickt worden. Vorgestern Nacht sind drei Spezialeinheiten auf dem Flughafen in Keflavík gelandet. Die können durchaus zum Gletscher aufgebrochen sein. Das weiß ich nicht. Um ehrlich zu sein, ich weiß fast gar nichts. Wollten sie die Frau umbringen?«
    »Ja.«
    »Man kann sagen, dass hier der Ausnahmezustand herrscht.
    Sie haben alle möglichen Computer angeschlossen. Ich habe

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