Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
Vom Netzwerk:
keine Ahnung, wofür die sein sollen. Sie haben eine spezielle Nachrichtenzentrale eingerichtet. Das Botschaftspersonal erfährt gar nichts. Uns wurde befohlen, im Hintergrund zu bleiben und anderen gegenüber den Mund zu halten. Sie haben gesagt, sie würden nur ein paar Tage bleiben.«
    116

    »Kennst du jemanden namens Ratoff?«
    »Nein. Nie gehört. Wer ist das?«
    »Diesen Namen hat Kristín von den beiden Mormonen aufgeschnappt. Er ist vermutlich der Anführer der Gruppe.«
    »Mormonen? Was meinst du damit?«
    »Ich muss jetzt Schluss machen. Kannst du mir helfen?«
    »Ich werde versuchen, etwas für dich auszugraben. Wenn der Militärgeheimdienst die ganze Botschaft übernehmen kann, kontrollieren sie bestimmt auch die Basis. Sei also vorsichtig, wenn du dort Hilfe suchst. Erinnerst du dich an den Irish Pub in Reykjavik, in der Innenstadt?«
    »Ja.«
    »Ruf um vier Uhr heute Nachmittag dort an, oder komm da hin, ich werde sehen, ob ich bis dahin ein paar Informationen für dich habe.«
    »Danke, Monica.«
    »Sei vorsichtig.«
    Steve legte den Hörer auf und drehte sich zu Kristín um.
    »Das sind keine Leute von der Botschaft, die dich mit ihren Pistolen verfolgen. Ganz und gar nicht. Es sind Mitglieder einer militärischen Spezialeinheit. Sie haben auf Befehl von Washington befristet die Botschaft übernommen. Monica wusste nichts von einer Operation auf dem Gletscher, aber ich werde später am Tag noch einmal mit ihr Verbindung aufnehmen.«
    Sie waren in Steves Büro in einem der Bürogebäude der Basis.
    Kristín hielt am Fenster Wache. Sie hatte die Flugleitzentrale des Flughafens in Keflavík angerufen, sich als Journalistin aus Reykjavik ausgegeben und gefragt, ob es zu einem Flugzeugunglück über dem Vatnajökull gekommen sei. Davon hatte niemand etwas gehört. Sie rief die Flugleitzentrale in Reykjavik an, stellte dieselbe Frage und erhielt dieselbe Antwort: In letzter Zeit sei kein Flugzeug über dem Vatnajökull 117

    verunglückt. Seit Jahrzehnten war kein Flugzeug mehr über dem Gletscher verunglückt. Nicht seit dem Absturz des Flugzeugs der Loftleiðir-Fluggesellschaft seinerzeit. Als sie gefragt wurde, von welcher Zeitung sie war, legte sie auf.
    Sie hielten sich seit ungefähr zehn Minuten in dem Büro auf, und Kristín begann bereits unruhig zu werden. Den Jeep hatten sie an einem Mehrfamilienhaus in einiger Entfernung abgestellt.
    Wenn man die Suche nach ihm einleitete, würde er schnell gefunden werden. Kristín erinnerte sich dunkel an das Unglück, das vor vielen Jahren über dem Gletscher passiert war. Ein Flugzeug der Loftleiðir hatte dort notlanden müssen, erzählte sie Steve. Alle wurden gerettet.
    »Ist das die Maschine, die Elías gesehen hat?«, fragte Steve.
    »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was aus dem Wrack geworden ist. Aber warum sollte das Militär sich um eine alte Loftleiðir-Maschine kümmern? Das ist bestimmt vierzig Jahre her. Das ist absurd.«
    Das Büro war der erste Ort, der Steve in den Sinn kam, als er mit dem Jeep losraste und David und Simon vor seinem Wohnhaus stehen ließ. Aber er fuhr nicht nur ins Büro, um sich dort zu verstecken – er wusste, dass sie bei ihrer Suche nach ihm sehr schnell darauf kommen würden, sodass sie dort nicht lange bleiben konnten. Wichtiger war, dass in dem Gebäude auch ein Teil des Militärarchivs untergebracht war. Er hatte Zugang dazu, und nachdem er mit Monica gesprochen hatte, liefen sie durch die endlosen Gänge im Erdgeschoss in den Keller zum Archiv.
    Steve tippte die Zahl für die Alarmanlage ein, genauso wie er es an der Eingangstür des Gebäudes getan hatte, drehte den Schlüssel in einer dicken Eisentür herum und öffnete sie.
    Dahinter war eine zweite mit Maschendraht verkleidete Tür, die in einen Raum des Archivs führte. Das Archiv war mit grobem Maschendraht unterteilt, auch die Decke war mit Maschendraht verkleidet. In jeder Box standen lange Reihen mit 118

    Aktenschränken neben Regalen mit Mappen und Stehordnern.
    »Ich fühle mich wie der Spion, der aus der Kälte kam«, flüsterte Steve.
    »Wie willst du hier in all diesen Schränken irgendetwas finden?«, fragte Kristín und starrte resigniert auf die Aktenschränke und Regale. »Und wonach suchst du eigentlich?«
    »Vielleicht gibt es hier irgendetwas über die Expeditionen auf den Vatnajökull«, sagte Steve. Er kannte sich im Archiv recht gut aus und wusste, wo die Akten der letzten Jahre und Jahrzehnte über die Aufklärungsflüge über Island zu

Weitere Kostenlose Bücher