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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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Garcia und arbeitet bei dieser Schwulenstiftung, wie heißt sie noch gleich, Fulbright, nicht wahr?«
    »Yep.«
    Der Schnee knirschte unter ihren Füßen.
    »Wir brauchen Hunde«, sagte David.
    »Das liegt auf der Hand«, sagte Simon.

    Kristín starrte den alten Piloten fassungslos an und setzte den Kaffeebecher auf dem Tisch ab. Steve bekam nur noch einzelne Worte mit, nachdem sie ins Isländische gewechselt waren.
    »Sie meinen eine isländische Freundin«, sagte Kristín.
    »Sie hatte einen dieser unaussprechlichen isländischen Namen.
    Þórgeröur Kristmundsdóttir. Sie ist vor einigen Jahren verstorben. Wohnte in einem kleinen Dörfchen hier in der Nähe der Basis. Mein Isländisch habe ich von ihr gelernt. Sie war verheiratet und konnte sich nicht vorstellen, ihren Mann zu verlassen. Sie arbeitete in dem Supermarkt des Militärs hier auf der Basis. Darüber habe ich sie kennen gelernt, und dort konnten wir uns heimlich treffen. Ihr Spitzname war Tobba, das war leichter für mich. Sie hat mein Interesse an diesem Land geweckt, und allmählich hat mich Island genauso gefesselt wie Tobba selbst. Dann ging der Klatsch los. Dass sie mit einem Ami aus der Basis zusammen sei. Ich glaube, das ist das Schlimmste, was einer Isländerin passieren kann.«
    Kristín sah Steve an, der abwechselnd von einem zum anderen blickte und kein Wort von ihrem Gespräch verstand.
    »Ich habe mich immer darum beworben, hier bleiben zu dürfen, im Drei-Jahres-Takt. Nach ihrem Tod wusste ich nicht, 133

    wo ich sonst hingehen sollte. Ich habe eine Ausnahmegenehmigung, dass ich hier bleiben darf, und inzwischen kümmert man sich nicht mehr um mich. Im Sommer reise ich viel durch Island, manchmal arbeite ich sogar als Reiseleiter und fahre mit kleinen Gruppen vom Stützpunkt hier zu Sehenswürdigkeiten wie Gullfoss, Geysir und Þingvellir.«
    Thompson verstummte.
    »Manchmal besuche ich sie auf dem Friedhof«, fuhr er fort und konnte nicht mehr weitersprechen.
    »Bitte entschuldigen Sie, Thompson«, sagte Kristín.
    »Wir haben es fürchterlich eilig. Diese Kerle verfolgen uns, und mein Bruder …«
    »Der schlimmste Aufstand wegen dieses Flugzeugs war 1967«, wechselte Thompson jetzt das Thema. Er schien sich gefangen zu haben und sprach jetzt wieder Englisch.
    »Soviel ich weiß, sind damals vier Soldaten auf dem Gletscher umgekommen. Sind Sie alt genug, um sich an die Astronauten zu erinnern?«
    »Die Astronauten?«
    »Neil Armstrong?«
    »Armstrong war der erste Mensch, der seinen Fuß auf den Mond gesetzt hat.«
    »Den meine ich.«
    »Moment, was …«
    »Wussten Sie, dass er mit einigen anderen Astronauten zwei Jahre vor der Mondlandung nach Island kam, um hier zu trainieren?«
    »Was?«
    »Leo leitete die Kontrollflüge. Das war ein Routinejob, den alle Piloten hier machten. Aber bei einem Flug glaubte Leo, etwas auf dem Eis gesehen zu haben, und danach flogen sie 134

    ständig über den Gletscher und machten Aufnahmen. Ich war nicht dabei. Leo hat mir davon erzählt. Sie versuchten, mit einem Hubschrauber auf dem Gletscher zu landen, aber das ging schief. Das war mitten im Winter, genau wie jetzt. Sie schickten einen kleinen Stoßtrupp mit Metalldetektoren los, und danach wurde eine große Operation in Gang gesetzt, die unter höchster Geheimhaltung vorbereitet wurde. Trotzdem wussten alle davon. Das ist eine extrem kleine Gemeinschaft hier.«
    »Wer sind ›sie‹?«
    »An erster Stelle der militärische Geheimdienst. Sie wussten, dass die Isländer sehr allergisch auf Truppenbewegungen der Amerikaner auf isländischem Hoheitsgebiet reagieren, besonders zur damaligen Zeit, deshalb kam irgendjemand auf die glorreiche Idee, Armstrong und die anderen Astronauten für ein Training in die Lavafelder im Norden von Island zu schicken. Die Isländer haben den Astronauten einen begeisterten Empfang bereitet und viel Verständnis dafür gezeigt, dass ihr Aufenthalt zahlreiche militärische Aktionen im ganzen Land mit sich brachte. Ihr seid nie auf die Idee gekommen zu fragen, warum die Astronauten gerade in Island trainieren mussten.«
    »Astronauten?«
    »Man hat euch erzählt, dass die vulkanische Landschaft mit den Lavafeldern an die Umgebung auf dem Mond erinnert.
    Lächerlich! Das habt ihr geschluckt. Dabei diente das Ganze nur dazu, die Aufmerksamkeit von den größten Truppentransporten der amerikanischen Streitkräfte nach dem Krieg abzulenken.
    Ziel war der Vatnajökull. Was auch immer in dem Flugzeug sein mag, es gibt mächtige

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