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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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das Boot.«
    »Wo wollen sie anlanden?«
    »Direkt bei Hafnir. Das findet ihr auf der Karte.«
    140

    Das Boot war verschwunden, als Simon und David die beschriebene Stelle erreichten. Sie sahen im Schnee die Spuren von zwei Personen, die zu einer Bucht führten, wo gut ein kleines Schlauchboot gelegen haben konnte. Sie ließen Arnold am Leben, weil sie es eilig hatten, aber sie wussten, dass Arnold niemals wieder jemanden anlügen würde. Sie wussten auch, dass Steve und Kristín aus der Basis entkommen waren.
    141

    17
    »Hier gibt es einige Ungereimtheiten«, sagte ein nachlässig gekleideter Mitarbeiter der Kriminalpolizei um die fünfzig und sah sich in Kristíns Wohnung um. Die Polizei hatte kurz vor Mitternacht eine Meldung von einem Familienvater aus der Nachbarschaft erhalten, der eine wilde Geschichte von einer sehr aufgeregten jungen Frau erzählte. Sie war mehr oder minder bei ihm eingebrochen, hatte nach einem Telefon verlangt und bei dem Anruf etwas von einem Überfall und Mord erzählt, vermutlich in ihrer eigenen Wohnung, wollte dann Kleidung von ihnen haben und war wieder davongelaufen. Der Mann hatte den Vorfall eigentlich gar nicht melden wollen und hatte sich erst zwei Stunden später dazu entschlossen, hauptsächlich, weil seine Frau es so wollte. Er erwähnte es nicht ausdrücklich, aber er schien sich fast ein wenig zu schämen, sich und seine Familie nicht besser beschützt zu haben. Wollte nicht unbedingt, dass das überall bekannt wurde.
    Die Polizei nahm ein Protokoll auf und suchte im Speicher des Telefons nach der Nummer, die die geheimnisvolle Frau angerufen hatte. Dort war niemand zu Hause, aber die Nachforschungen ergaben, dass der dortige Eigentümer eine Tochter hatte. Das Alter stimmte ungefähr mit der Frau überein, die bei der Familie eingedrungen war. Man fand heraus, dass die Tochter in der Nähe des Reihenhauses wohnte und war der Meinung, dass genug Verdachtsmomente vorlagen, um ein paar Polizisten dort vorbeizuschicken. Niemand kam an die Tür, als sie klingelten. Das Haus hatte zwei Stockwerke und eine Mansarde, und die Leute aus der oberen Etage gaben an, den ganzen Abend nicht zu Hause gewesen zu sein.
    Als die Polizisten ein kleines Loch in der Tür bemerkten, das von einer Kugel stammen konnte, riefen sie den Schlüsseldienst.
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    Das Erste, was sie in der Wohnung bemerkten, war die Leiche Randolfs, der über dem Schreibtisch zusammengebrochen war.
    Jetzt stand ein Kriminalbeamter über der Leiche und untersuchte die Brieftasche des Mannes. Der Name des Toten war Randolf Zophóníasson. »Import – Export« stand auf seiner Visitenkarte. Führerschein, ein paar Geldscheine und Restaurantquittungen. EC- und Kreditkarten. Der Kriminalbeamte sah sich in der Wohnung um. Es sah nicht so aus, als habe ein Kampf stattgefunden. Er richtete den Mann auf, untersuchte das Einschussloch in der Stirn und blickte auf die Pistole, die der Mann in der Hand hielt.
    »Ist das nicht ein eigenartiger Winkel?«, fragte er seinen Kollegen, der einige Jahre jünger war als er und deutlich besser gekleidet. »Wenn du dir in den Kopf schießen wolltest, würdest du dann mitten auf deine Stirn zielen?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht«, gab sein Kollege zur Antwort.
    »Und wenn er die Pistole an seine Stirn gehalten hätte, müssten wir dann nicht Schmauchspuren an seinen Händen sehen?«
    »Du bezweifelst also, dass es sich um Selbstmord handelt?«
    »Hier auf dem Computer ist ein Abschiedsbrief. Ich kann einfach nicht länger leben. Verzeiht mir.«
    »Hm.«
    »Auf dem Führerschein steht, dass der Mann im Breiðholt-Viertel wohnhaft ist. Wenn du dich umbringen wolltest, würdest du das bei jemand anderem zu Hause tun?«
    »Warum fragst du mich ständig, ob ich mich umbringen will?«, fragte der jüngere Kriminalbeamte und strich mit der Hand über seine sorgfältig gewählte Krawatte, die gut mit seinem Jackett harmonierte. »Ist das ein versteckter Wunsch?«
    »Offensichtlich nicht versteckt genug«, gab der Ältere zurück, 143

    der einen abgetragenen Pullover und einen gammeligen Hut trug. »Was macht diese Kristín, die hier wohnt?«
    »Sie ist Juristin und arbeitet im Außenministerium.«
    »Und dieser Randolf hier ist im Import-Export, was auch immer das bedeutet. Es sieht nicht so aus, als habe hier ein Kampf stattgefunden. Die Nachbarn oben waren nicht zu Hause, wenn ich das richtig verstanden habe. Das ist eine kleine Pistole.
    Der Knall ist nicht besonders

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