Gletschergrab
Kräfte in den USA, die bereit sind, alles Erdenkliche zu tun, um es in ihre Hände zu bekommen.«
»Neil Armstrong?«
»Warum ist er nicht nach Hawaii gegangen, wenn er Lava für sein Training brauchte?«
»Hawaii?«
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»Ich glaube, ich weiß, woher die Idee kam«, fuhr Thompson fort und lebte richtiggehend auf, als er diese lange zurückliegenden Ereignisse rekapitulierte. »Nach 1960 kam ein Pilot für unsere Scorpion-Kampfflugzeuge in die Basis. Sein Name war Anders, ein Offizier. 1965 legten ein paar Astronauten, die niemand kannte, einen Zwischenstopp auf dem Flughafen in Keflavík ein. Die Pressestelle hier beschloss, daraus Kapital zu schlagen. Unter den Isländern stieß das auf riesiges Interesse. Dieser Anders betreute die Gruppe. Als sie dann 1967 auf den Gletscher mussten, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, kam Anders auf die Idee, Armstrong hierher zu holen.
Das öffentliche Interesse war diesmal noch größer, schließlich war der arme Junge ja schon im All gewesen. Er hatte die Gemini-8-Mission geleitet.«
»Armstrong?«, fragte Steve.
»Es hatten so viele Leute mit der Sache zu tun, dass es sich gar nicht vermeiden ließ, dass irgendetwas nach außen drang, auch wenn man nie etwas beweisen konnte. Falls ein Flugzeug da oben ist, wurde es jedenfalls nicht gefunden. Eine total misslungene Aktion. Man munkelte, dass der Geheimdienst während der Operation die Botschaft übernommen und die Basis hier kontrolliert hätte. Der Mann, der die Operation leitete, hieß Carr. Vytautas Carr. Ein General. Ein knallharter Typ der alten Schule.«
»Und die Maschine haben sie nicht gefunden?«
»Ich weiß nicht, was passiert ist. Das geschah im April, und der Winter war ganz offensichtlich noch nicht ausgestanden.
Das kommt in Island ja öfter vor. Es brach ein plötzlicher Schneesturm herein, der tagelang anhielt. Darauf waren sie nicht vorbereitet. Vier Männer kamen dabei um. Bei dem Sturm und Schneetreiben konnten sie die Hand nicht mehr vor Augen sehen und mussten sich zurückziehen. Zwei stürzten in eine Gletscherspalte. Zwei andere verloren die Verbindung zu der Truppe und erfroren. Sie haben einfach nicht im April mit 136
diesen arktischen Wetterverhältnissen gerechnet. Sie krochen mit letzter Kraft vom Gletscher, verletzt und völlig am Ende.
Als das Wetter sich besserte, war das Flugzeug wieder verschwunden, wenn es denn jemals da war. Wie ich schon sagte: Leo und die anderen haben zwar immer wieder davon erzählt, aber ich weiß nicht, was davon stimmt. Die Astronauten waren zumindest hier, so viel ist sicher.«
»Wenn das Flugzeug aufgetaucht ist und die Soldaten meinen Bruder gesehen haben …« Kristín brachte den Satz nicht zu Ende.
»Ich weiß nicht recht«, sagte Thompson. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Mädel. Sie dürfen sich nicht unterkriegen lassen, aber irgendetwas an diesem Flugzeug ist den Militärbehörden nicht geheuer. Einer hat erzählt, dass die Maschine kurz nach Ende des Krieges abgestürzt sei und dass man sie zerschneiden und abtransportieren wollte. Er meinte, sie sei von Berlin gekommen. Es war lange die Rede von Gold. Die letzten Goldreserven des Dritten Reichs. Dass die Amerikaner sie den Deutschen geklaut hätten und damit nach Hause fliegen wollten.
Es wurde auch gemunkelt, dass einige dieser unschätzbaren Kunstwerke an Bord gewesen wären, die die Deutschen im Krieg in ganz Europa zusammengerafft hatten.«
Sie schwiegen eine ganze Weile.
»Was glauben Sie, was in dem Flugzeug ist, Thompson?«, fragte Kristín.
»Sie haben ja gehört, was ich gesagt habe. Da kommt vieles infrage.«
»Was erschien euch Piloten denn am wahrscheinlichsten?«
»Irgendjemand hat erzählt, es hätte eine von den Deutschen entwickelte Bombe geladen, die wir vor den Russen in die Finger bekamen, um sie über den Atlantik zu bringen.«
»Eine Bombe?«, fragte Steve. »Was für eine Bombe?«
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»Das weiß ich nicht, aber vielleicht ist sie gefährlich. Das würde erklären, warum so viel dafür getan wird, das Flugzeug zu finden.«
»Wissen Sie, wer Ratoff ist?«, fragte Kristín.
»Nie gehört«, erwiderte Thompson.
»Von wo aus haben sie den Gletscher bestiegen? Wissen Sie das?«
»Von Süden aus. Ich kann mich nicht erinnern, wie die Stelle heißt. In der Nähe hatten zwei Brüder ihren Hof, die beiden haben sie auf den Gletscher geführt. Bauern. Mehr weiß ich nicht, ehrlich. Ich kenne selber nur Halbwahrheiten und Klatschgeschichten. Meiner Meinung nach
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